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Das Thema Schach ist selten Gegenstand von Filmen, liegt wohl daran, dass das Zuschauen selbst eine langweilige Angelegenheit ist. Mit „Knight Moves“ versucht man Abhilfe zu schaffen, in dem man den Sport mit einem Thriller paart. Das Ergebnis ist durchaus akzeptabel, obwohl für den ganz großen Clou einfach zu viele Fehler gemacht worden sind.

Im Vorfeld bekommt man gleich den gestörten Psychopathen serviert, der als Junge ein Schachspiel verliert und zu Hause beobachtet, wie seine Mutter im Bett blutig dahinsiecht und Vater schreiend aus dem Haus rennt. Wer wird wohl im folgenden Film der Erwachsene sein, der das böse Trauma verarbeiten muss?

Zuerst wird Schachprofi Peter Sanderson vorgestellt, der scheinbar alle in Grund und Boden spielt und während des Films aller ansehnlichen Weiber (Sind nur zwei) nagelt, die ihm über den Weg laufen. Nicht wirklich passend, aber auch nicht störend sind die Sexszenen, welche nicht vor prickelnder Erotik glänzen, aber dafür meist dankbar kurz genug gehalten sind.

Problematisch wirst es, als ein Killer auftaucht und Peters erste Bettgefährtin über die Klinge springen lässt. Die Polizisten Frank Sedman und Andy Wagner beginnen zu ermitteln und verdächtigen natürlich Peter, der aber erst im zweiten Anlauf zugibt, dass er mit der Frau gepennt hat. Während Sedman einen akzeptablen Cop abgibt und fleißig recherchiert, ist Wagner (ein fetter Daniel Baldwin) der aufbrausende, unsympathische Cop, der scheinbar schon längst weiß, das Sanderson der Mörder ist. Ein wenig mehr Neutralität und Gehirn darf einem Cop in so einer Situation schon zugestanden werden.

Über die größte Spielzeit des Films tötet der Killer nun in der Stadt wildfremde Frauen und telefoniert danach meist eine Runde mit Sanderson (der inzwischen mit der Polizei zusammenarbeitet) und gibt ihm Rätsel auf. Irgendwann versteht auch er, dass es sich dabei im ein verzwicktes Schachspiel handelt, löst das Rätsel und wähnt sich dem Killer einen Schritt im voraus. Der erfahrene Zuschauer muss aber in den ersten 30 Minuten nur die Augen offen halten, bis ein verdächtiger Kameraschwenk den Mörder verrät. Untermauert wird das durch Verhaltensweisen und weitere Gastauftritte genau dieses Nebencharakters, der einmal sogar deutlich seine Arbeit vernachlässigt. Obwohl ich mir des Mörders sicher war, wird man aber am Ende noch mal auf zwei bis drei falsche Spuren gelockt. So wird es am Ende richtig spannend.

Nicht so ganz ins Bild passt da die Psychiaterin Kathy Sheppard, die recht jungfräulich in die Sauna des Löwen verfrachtet wird, dann aber auf einmal großes Interesse an Sanderson entdeckt. Kleine Einschübe wie der Auftritt der Bürgermeisterin wirken im übrigen recht halbherzig und unausgegoren.

Anfreunden kann man sich nicht mit der dunklen Telefonlocation unten im Keller, denn in so einem Nobelhotel kann ich mir so einen versauten Keller nicht vorstellen, noch kann bei so einer Feuchtigkeit der Verteiler ordentlich funktionieren. So bietet der Schauplatz aber einen prima Ort für den entscheidenden Endkampf, in dem Sanderson dann alles ins richtige Lot rückt. Dabei endet der Film aber sehr abrupt, so dass man sich fragt: Was ist eigentlich aus dem angeschnibbeltem Cop geworden und wieso versucht der Cop, der Sanderson nun gar nicht ausstehen kann, seine Tochter zu retten?

Das Schachspiel selber ist eigentlich nur Nebensache, selbst der Kampf mit Sandersons Erzfeind verkommt hier zur uninteressanten Schachpartie. Weit aus mehr hätte man auch aus dem Mentor Peters und dem gebrochenen Charakter Sanderson (Frau ist tot) herausholen können.

Christopher Lambert spielt den rätselhaften Schachmeister ähnlich wie schon den Highlander etwas geheimnisvoll und wortkarg, da er auch hier nicht unbedingt gern mit der Polizei arbeitet. Während Daniel Baldwin, wie oben schon erwähnt, einfach nur nervt und Diane Lane gut aussieht, aber als Psychiaterin unterbelichtet wirkt, kann Tom Skerritt mit einer soliden Leistung überzeugen.

„Knight Moves“ ist kein schlechter Film, aber der Einsatz von Schach hilft dem Film kaum weiter und ist nur ein mühsamer Alibiversuch dem Film etwas exotisches zu verpassen. Denn sollte mal Schach gespielt werden, wird es langweilig. Gerade da, hätte man aber Spannung zelebrieren können. Die Morde sind nie zu sehen und die Toten unblutig (da kein Blut mehr). Wo der Lebenssaft hin ist, wird übrigens auch nicht geklärt.

Fazit:
Mittelmäßiger Thriller, mit außergewöhnlicher Idee. Viele Logikpatzer zerstören aber die Spannung des Films und strapazieren die Geduld des Zuschauers. Wer die Augen offen hält, erkennt so schon recht früh wer der Killer ist und wird nur am Ende ein wenig in die Irre geführt. Am Ende wird der Film dann wirklich spannend, obwohl das Motiv des Killers doch recht lahm geriet. Na ja, ein psychopathischer Killer mehr.... Aber die Charaktere hätten schon etwas überzeugender besetzt sein dürfen.

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