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Die sagenhaften Einspielergebnisse von 115 Millionen Dollar in Übersee allein machen schon neugierig darauf, was Regisseur Bruce Beresford („Driving Miss Daisy“) hier für einen famosen Thriller gewerkelt hat. Nun, warum „Double Jeopardy“ so abräumte weiß wohl niemand so richtig. Ist er doch nur ein weiterer Genrefilm, wie er aus Hollywood nicht durchschnittlicher sein könnte und schon zigmal erzählt worden ist. Vergleiche mit Verwandten wie „The Fugitive“ kommen nicht von ungefähr.

Vielleicht lag es an der Vorhersehbarkeit des Drehbuchs, aber das Elizabeth Parsons (Ashley Judd) Ehemann sie nach Strich und Faden betrügt, ahnt man spätestens, als das Boot um die Ecke schifft und alle im eitlen Sonnenschein erstrahlt. Sei es drum, auf der Jungfernfahrt auf hoher See wird nicht nur ein Stellungskrieg ausgefochten, sondern auch eifrig Alkohol geschlabbert. Als sie nachts aufwacht ist ihr Mann von Bord, viele Blutspuren an Bord und ein dickes Messer in der Hand. Dabei weiß man doch aus so vielen schlechten Thrillern, dass man das Tatwerkzeug nicht anpacken soll…

Verurteilt wird sie fix, ab geht es in den Knast, der Sohn wird von der besten Freundin adoptiert und es scheint nur eine Frage der Zeit bis Mrs. Parsons voller grenzenloser Mutterliebe flüchtet. Nun ganz so kommt es nicht, aber als ihr Sohn sie nicht mehr besucht, werden die Mutterinstinkte geweckt, woraus die Feststellung resultiert, dass ihr betrügerischer, toter Ex quietschlebendig ist und nun mit ihrer besten Freundin poppt.

Wirklich innovativ ist „Double Jeopardy“, der sich übrigens nicht wie im Film beschrieben anwenden lässt, eigentlich niemals – als Sonntagabendunterhaltung bleibt er, jedenfalls in meinem Fall, komplett genießbar. Das liegt zu einem an Ashley Judd, die zwar keine Glanzpunkte setzt, in ihrer Rolle der kämpferischen Frau allerdings einmal mehr aufgeht. Eigenartig nur, dass man dabei immer das Gefühl hat dieselbe Person wie auch in „High Crimes“ oder „Kiss the Girls“ vor sich zu haben. Als um ihren Sohn kämpfende Frau, die psychisch wie physisch doch einiges an Kräften entfesselt, gelingt es ihr immerhin das Publikum auf ihre Seite zu ziehen und Sympathien aufzubauen. Ihr auf den Fersen ein etwas müder Tommy Lee Jones als Bewährungshelfer, der nun schon zum dritten Mal einen zu Unrecht verknackten Mörder jagt und schlussendlich dessen Unschuld feststellen muss. Hier hilft er dem Opfer final sogar, weil er selbst mit einem ähnlichen Schicksal zu kämpfen hat.

Wirklich eigenartig sind Libbys Methoden, um ihren Sohn und den räudigen Hund von einem Ehemann aufzuspüren. Mal abgesehen vom in Amerika nicht bekannten Begriff Datenschutz, schwankt sie vom hektischen Nervenbündel bis zur eiskalten Mutter so ziemlich alle Gemütsverfassungen durch, denen man in so einer Situation ausgesetzt ist, ohne sich dabei einmal für eine zu entscheiden. Das Drehbuch tut ihr indes aber auch keinen Gefallen, fragt man sich doch schon mal wie sie ihre Waffe in das Flugzeug bekommen hat und ob der Ausflug ins traute Vaterhaus nun wirklich von Nöten war. Warum schludert ihr Ex so beim Versuch sie endgültig in die Moderkiste zu stopfen, wie findet Jones seine „Klientin“ immer wieder so fix und warum braucht der Film so viele Szenen, die auf seichte Publikumslacher aus sind, dem Film aber nichts bringen.

Passabel unterhalten kann man sich bei „Double Jeopardy“ durchaus, obwohl Beresford etwas heiklere Elemente wie den Frauenknast oder ein möglicher, psychologischer Knacks des Sohns bewusst außen vor lässt und stattdessen in idyllischer Optik die schönsten Landschaften zeigt. Das passt nicht unbedingt zu einem Rachethriller, ist für den Mainstream aber akzeptabel.

Fazit:
„Double Jeopardy“ ist ein ansehbarer Mainstreamthriller, der sich recht ausführlich bei seinen Vorbildern bedient und daher in allen Belangen vor Vorhersehbarkeit nur so strotzt – demzufolge nicht gerade ein hohes Spannungspotential besitzt. Ashley Judd und Tommy Lee Jones sind hingegen, ohne dabei Glanzleistungen abzuliefern, recht sympathische Figuren, sodass man das Einschalten wenigstens nicht bereut. Ganz uninteressant ist die Sache ja nicht, nur hätten da ein wirklich temporeicher Plot und vor allem ein ganz anderer Regisseur hergemusst.

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