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Wer in Soderberghs "Out of Sight" bereits aufgrund einiger Erzählsprünge verwirrt war, den dürfte "The Limey" endgültig die Schuhe ausziehen. Abseits jeglicher Mainstream-Gedanken schuf er diesen komplexen Thriller um einen Ex-Sträfling, der den Tod seiner Tochter rächen will.

Soderbergh treibt das Spiel mit den Zeitsprüngen hier auf die Spitze: die ersten 20 Minuten kommen praktisch kaum zehn Sekunden ohne eine hineinmontierte Sequenz aus, die entweder davor oder danach spielt, klar ist das zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Stück für Stück offenbart sich dem Zuschauer schließlich die wahre Geschichte und das wahre Anliegen aller Charaktere, was in einer Schießerei in einem Strandhaus kulminiert, wo schließlich fast alle Beteiligten ihr Leben lassen müssen.
Ruppig geht's schon davor zu, obwohl Actionszenen spärlich gesät sind. Aufgrund der völlig humorlosen Inszenierung ist allerdings jeder Gewaltausbruch doppelt wirksam, wodurch "The Limey" ziemlich hart erscheint.

Besonders außergewöhnlich ist die Optik, die trotz kalifornischer Hitze und manchmal stechend hellen Bildern absolut farb- und trostlos daherkommt, um diesen Thriller endgültig zu einem recht deprimierenden Erlebnis werden zu lassen. Diverse Einschübe aus Wilson's früherem, fröhlichem Familienleben der 60er sind von Melancholie geprägt.

Der Soundtrack ist übrigens absolute Spitzenklasse und stellt praktisch das Tüpfelchen auf dem "i" dar. Kein anderer Film hat mich in letzter Zeit so beeindruckt wie "The Limey" - ein echtes Filmkunst-Erlebnis, das bei zwingend nötiger Aufmerksamkeit des Zuschauers wie im Fluge vorbeigeht und auch im Nachhinein noch beschäftigt. Geheimtipp!

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