Review

Das bislang letzte Dirty Harry-Sequel ist einer dieser üblichen Verdächtigen: In bester Erinnerung an den ersten Teil kopiert es in erster Linie das Konzept, die Struktur und die Stärken des Ursprungsfilms und geht am Ende doch meilenweit entfernt vom zu erreichenden Ziel baden. 

Schon in DIRTY HARRY wurde statt auf Komplexität eher auf eine subtile Umsetzung gesetzt; ein Detail, um das sich auch DAS TODESSPIEL bemüht. So gibt es dann auch erstaunliche viele Facetten von Don Siegels Original zu bewundern, die auch hier ihren Platz finden: Da sind die Gift und Galle spuckenden Vorgesetzten, die mit Callahans nicht immer Gesetzes konformen Vorgehen unzufrieden sind; der Partner, der wie immer für die „gute Sache“ unter die Räder kommt; oder auch die gerne im Überfluss zum Einsatz kommenden Oneliner, anhand derer der Film durch die völlig unpassende humoristische Ader zu frappieren versucht.                        

Das ist, in dieser Form, natürlich nachmachen, mit dem man zudem nicht gerade einen Blumentopf gewinnen kann, und dieses Konzept greift strenggenommen sogar so weit, dass der Eindruck entsteht, der Film verstehe sich eigentlich eher noch als ein Remake denn als eine Fortsetzung. 

Doch trotz seiner Ambitionen im Hinblick zum großen Vorbild hätte der Film aber gar nicht mal schlecht werden müssen; sein grundlegendes Problem ist nämlich ganz allein, dass er – großzügig formuliert – eine einzige Inspiration des Originals ist – gleichwohl aber eigenen Ansätzen kaum Vertrauen schenkt. 

Reizvoll ist zum Beispiel die überraschend schlagfertige Journalismuskritik, die sich in der Beziehung von Callahan und der Reporterin Samantha Walker artikuliert. Da wird dann nicht nur mit dem satirischen Knüppel auf die modernen Arbeitsmethoden der Berichterstattung eingeschlagen, sondern auch das Gesellschaftsbild der 80er – wieder äußerst großzügig formuliert - durchleuchtet. 

Leider bleibt dieser Aspekt aber nur ein Akzent, der indes keine weitere Vertiefung oder Funktion erhält. Genauso ergeht es aber auch der Umsetzung, deren Potenzial ebenfalls nicht ausgeschöpft wird: Wie Siegels Großstadt-Thriller in dem bunten Ambiente der 80er-Jahre ausgesehen hätte, wäre mit Sicherheit nicht gänzlich uninteressant gewesen, doch die hier angepeilte Verkopplung vom klassischen Kino der 70er mit dem der 80er (man betrachte einmal die Erstehungszeiten!) will nicht recht zu einem homogenen Gesamtbild zusammenfinden: Ein paar Songs eben jener Dekade, markante, typische Farben; aber das reicht noch lange nicht aus, um als tragfähiges Inszenierungskonzept deklariert werden zu können.  

Schon das zweite Sequel dieser mal skandalträchtigen, mal besonders großartig gespielten  und häufig audiovisuell einfach nur umwerfend in Szene gesetzten Reihe brachte den Dirty Harry-Mythos dem Untergang nahe, indem es ausschließlich acht auf seinen Protagonisten gab, mitnichten aber auf das im urbanen Raum angesiedelte Western-Duell zwischen dem Gesetze überschreitenden Zyniker und dem wütenden Serienkiller. Dieses Grundmotiv, das zugleich die Parallelen beider Kämpfertypen erforschte, wird in DAS TODESSPIEL noch weitaus rigoroser vernachlässigt. 

In die Quere kommen jenem Motiv nämlich die erfolglosen Ermittlungsarbeiten Callahans, der bis zum Schluss mit denjenigen beschäftigt ist, die ursprünglich am Spiel beteiligt waren. Doch spätestens im Finale verfliegen dann alle falschen Verdächtigungen, sodass der Killer konsequent identitätslos bleibt und Callahan immer zwei Schritte voraus ist.  

Der Focus verschiebt sich denn schnell auf die vielen Nebenkriegsschauplätze, die unserer Hauptperson aber meist nur harmloses Kanonenfutter vor die Flinte laufen lassen. Bis zum Ende ist dieser deshalb eigentlich immer unterfordert und zu wenig beschäftigt. 

So bleibt ein Hauch „Dirty Harry“, vor allem dank eines bemühten Clint Eastwoods, und natürlich die Gewissheit, dass man ja doch irgendwie diesem Mythos verfallen ist. Für den Moment, ganz unverbindlich, würde ich konstatieren: unauffälliger Durchschnitt.

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