Review

Obwohl man hier bereits zwei Kurzkommentare über SPERMULA lesen kann, habe ich mich dennoch dazu entschlossen, ein Review darüber zu schreiben. Im Zusammenhang mit SPERMULA habe ich schon verschiedenste Falschaussagen gelesen. Hoffentlich gelingt es mir, zumindest etwas Klarheit zu verschaffen...

Der Planet Spermula steht kurz vor dem Untergang. Für die körperlosen Gestalten die dort leben, scheint es jedoch eine Möglichkeit zu geben, ihre Spezies zu retten! Sofort fliegen einige der Außerirdischen auf die Erde – und nehmen Menschengestalt an. Um die Erdbevölkerung auszurotten, wollen sie als einige wunderschöne Frauen getarnt alle Männer "leersaugen". Nein, nicht ihr Blut...

So lächerlich die Story für viele (Mainstreamer) auch klingen mag, SPERMULA ist ein wirklich sehenswerter Film. Das Werk von Charles Matton ist eine gelungene Mischung aus Erotikfilm, SciFi, Experimentalfilm und Komödie.
Phantastisch ist zum Beispiel...

Halt! Bevor ich näher auf den Film eingehe, möchte ich folgendes erwähnen: Bis jetzt habe ich über die "internationale Version" von SPERMULA geschrieben. Die meisten bisher veröffentlichten Video- oder DVD-Ausgaben enthalten diese Fassung des Films. Egal ob Originalvideos aus Amerika oder Australien, DVD-Bootlegs aus England usw.

Die französische Originalversion des Films beginnt mit der Einblendung von einigen Textzeilen. Man erfährt folgendes: In Amerika gab es in den 30er-Jahren eine Art Geheimbund. Die menschliche Liebe und viele Kunstformen wurden von den Mitgliedern als großes Übel betrachtet. Nach einer Konferenz in New York im Jahre 1937, verschwanden diese Leute plötzlich spurlos. Einige Jahre später gelingt es einem Journalisten, sie in einem Geheimversteck aufzuspüren...

Zweifelsohne war es ein intelligenter Entscheid, nicht diese Originalversion des Films in beispielsweise Amerika zu veröffentlichen. SPERMULA ist ein Film der weit tiefgründiger ist, als man (auch aufgrund des Filmtitels) vermuten könnte.

Es ist nichts besonderes, dass ein solcher Film in zwei komplett unterschiedlichen Versionen veröffentlicht wurde. Nur ein Beispiel eines anderen französischen Films, der ebenfalls im Jahre 1976 realisiert wurde: LUXURE von Max Pécas wurde in einer "Erotik-Fassung" und in einer "Hardcore-Version" (mit expliziten Sexszenen aber weniger Dialogen) veröffentlicht.

Wichtig: Man darf die englische Ausgabe von SPERMULA nicht als gekürzt bezeichnen! Handlung, Filmaufbau, Schnitt, Score usw. sind – zumindest teilweise – vollkommen unterschiedlich. Und somit spielt es keine Rolle, dass die bekanntere Filmversion eine Laufzeit von nicht einmal ganz 88 Minuten hat, die Originalversion dagegen fast 103 Minuten dauert.

Eigentlich erstaunlich, dass beide Ausgaben von SPERMULA echt sehenswert sind. Die internationale Version wirkt insgesamt viel "lockerer" – und auch trashiger. Dank der neuen Story und den synchronisierten Dialogen, ist diese Fassung des Films humorvoller. Die SciFi-Elemente stehen zudem mehr im Vordergrund.

Die Originalversion ist dafür – wie bereits erwähnt – deutlich tiefgründiger. Mit seinem recht komplexen Aufbau und der langen Laufzeit, ist diese Fassung für manche Zuschauer mit Sicherheit weniger sehenswert. Mir persönlich gefällt sie eindeutig besser!
Der tolle Score, die Sets und viele der superben Aufnahmen, kommen in dieser Filmversion eindeutig besser zur Geltung. Charles Matton war nur bei ganz wenigen Filmen als Regisseur tätig. Dass er als Maler, Bildhauer, Künstler, Illustrator sowie auch als Modefotograf tätig war, erstaunt keinesfalls.

Problematisch an der französischen Ausgabe des Films sind einige Szenen mit Eva Ionesco. Sie war damals 11-Jährig, sogar noch jünger als in ihrem Skandalauftritt in SPIELEN WIR LIEBE.
Ich habe verdammt viel Mühe damit, wenn jemand schreibt, dass man in solchen Szenen den "künstlerischen Aspekt" erkennen sollte... ManCity ist wirklich für vieles offen, ich habe schon so manches als Kunst bezeichnet. Aber mit Sicherheit nicht den entblößten Oberkörper eines 11-jährigen Mädchens!!

Wären diese (insgesamt zwar nur wenige Filmsekunden) in SPERMULA expliziter, hätte ich den Film mit dem Punkteminimum bewertet. So wie ich dies immer tue, wenn explizite Nacktaufnahmen von Minderjährigen (eben zum Beispiel SPIELEN WIR LIEBE) oder grafische Zoophilie/Sodomie (siehe zum Beispiel ANIMAL PASSIONS, nicht OSCENITA oder gar POKER DI DONNE) in einem Film vorkommen...

Auch sonst gibt es in diesem Werk einige kontroverse Szenen, die man auf verschiedene Arten interpretieren kann – und die definitiv nicht jedem Zuschauer gefallen werden.
Wer Hardcore-Sex sehen möchte, sollte sich bestimmt nicht SPERMULA anschauen. In der Originalversion des Films ist zwar mehrmals rasch ein Penis zu sehen, wirklich grafische/detaillierte Sexszenen sieht man jedoch überhaupt nie.

SPERMULA ist ein höchst interessantrer Film mit tollen Darstellern, einigen phantastischen Aufnahmen und Szenenübergängen sowie einem Drehbuch, welches für einen solchen Genrebeitrag erstaunlich gut ist.
Gemeinsam mit einzelnen Werken von Walerian Borowczyk, Jean Rollin und Alain Robbe-Grillet, ist SPERMULA ein Meilenstein des europäischen "Kunst-Erotikfilms"!

Originalversion: 9 Punkte
Internationale Fassung: 6,5 Punkte

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