Review

Viel zu lange 21 Jahre nach Sergio Corbuccis Kultwestern „Django“ inszenierte Nello Rossati („Operation mißlungen - Patient lebt“, „Top Line“) mit „Django`s Rückkehr“ eine wohl als Abgesang auf den längst toten Italowestern gedachte Fortsetzung, die abgesehen von Franco Nero und seinem Werkzeug, dem Tod spuckenden Maschinengewehr, gar nichts mehr gemein hat.

Denn inmitten der italienischen Exploitation-Ära entstanden, mangelt es an Qualität an allen Ecken und Enden. Den vergangenen Geist des Italowestern atmet diese späte Rückkehr jedenfalls nur in den ersten Minuten, als zwei alte, müde Revolverhelden in Todessehnsucht sich in einem letzten Duell erschießen lassen wollen, um wenigstens einen würdigen Abgang mit Respekt der Nachwelt zu haben, beide jedoch daneben schießen und gebrechlich der alten Zeiten gedenken. Ausgerechnet William Berger ist es, der sich noch vage an den Mann mit den Maschinengewehr erinnert und dessen Namen vergessen hat – Django.

Nach diesem stimmigen Prolog beginnt leider schon die steile Talfahrt des Films, der, im kolumbianischen Dschungel gefilmt, in keinem Moment die markante Atmosphäre des Italowesterns versprüht und eigentlich auch gar nicht zu diesem Genre gezählt werden darf.
Franco Nero, blass wie selten, und in den Achtzigern ohnehin nicht mehr so unverwechselbar agierend, macht auch nicht den Eindruck, als wollte er seinen Mythos wieder aufleben lassen.

Sein Ego Django hat es inzwischen ins Kloster verschlagen. Seine von Pferdehufen zertretenen Hände sind urplötzlich wieder verheilt und er hat eine Tochter gezeugt, von der er nichts weiß, bis seine todkranke Frau ihm diese Wahrheit offenbart. Warum? Weshalb? Wieso? Keine Ahnung. Das weiß der Film auch selbst nicht.
Django rafft sich jedenfalls nach einigen Bedenken auf, kehrt der Abgeschiedenheit des Klosters den Rücken und will seine Tochter besuchen, findet dort aber nur verbrannte Erde. Der bulgarische Söldner „'El Diablo“ Orlowsky (Christopher Connelly, „Atlantis Inferno“, „Strike Commando“) hat sie sich geholt.

Was dann folgt, ist an Schwachsinn kaum zu überbieten und trägt deutlich den teilweise überaus geschmacklosen und wenig sehenswerten Geist des damaligen italienischen Films. Orlowsky haust mit seinen Mannen auf einem Kanonenboot, um den Fluss nach Sklaven abzugrasen, die ihm Banditen zuführen. Als Gegenleistung erhalten sie eine Frau. Versunken in seiner widerwärtigen Dekadenz hält er sich in Ketten und Goldschmuck eine schwarze Sexsklavin, während im Frachtraum des Bootes in Ketten gelegte, ausgemergelte Männer und Frauen darauf warten in Orlowskys Mine deportiert zu werden und dort bis zum Tod zu knechten. In Ermangelung an Nahrung sterben einige schon auf dem Weg dorthin. Ist das Szenario erst einmal vorgestellt, greift man sich, ungläubig den groben Unfug betrachtend, kopfschüttelnd an die Stirn. Weitere Informationen, die der Film insbesondere während des Aufenthalts im Zwangsarbeitslager mitteilt, sind nicht weiter von Belang.

Bruder Django, der höflich bei Orlowsky anklopft und auch seine entführte Tochter zu Gesicht bekommt, wird prompt zu den unfreiwilligen Arbeitskräften gesteckt, ins Lager verfrachtet und bricht dann dort aus, um Mithilfe eines persönlich motivierten Jungen zurückzuschlagen...
Dabei hat der Film zwar einige gute Szenen, in denen Django unter anderem sein eigenes Grab auf dem Friedhof wieder aushebt, um sein Maschinengewehr wieder in Betrieb zu nehmen und man sich an die guten alten Zeiten erinnert fühlt, insgesamt überwiegt jedoch deutlich das Negative.

Viel zu viel Zeit wird für Orlowsky und seine Frauengeschichten aufgewandt, denn neben seiner lasziven, eifersüchtigen Sexsklavin holt er sich noch eine Blaublüterin an Bord, die, aus nicht ganz so ersichtlichen Gründen ihm nach ersten Anfällen von Kratzbürstigkeit flugs verfällt und damit einen Konkurrenzkampf auslöst. Von geschmacklosen Schießübungen, denen Unbeteiligte zum Opfer fallen, wollen wir gar nicht reden.
Während Donald Pleasence schon in an Boshaftigkeit grenzender Weise in der arg peinlichen Rolle des schottischen Schmetterlingsexperten Gunn Django zeitweise zuarbeitet, muss dieser sich sputen, in ein Freudenhaus eindringen, um dort alle minderjährigen Prostituierten zu befreien und etliche Freier zu erschießen, bevor er dann mit dem Rest abrechnet – nicht garniert mit grimmigen Zynismus sondern platten Hans Wursts (u.a. der Totengräber)

Überflüssige Gewalt, wie nach Hieben mit einer Sense herumkullernde Köpfe, zeugen von der Plakativität des Geschehens, das sich konsequent jeder Subtilität versperrt und lieber raue Vergewaltigungen andeutet und die bisweilen explizite Gewaltdarstellung förmlich genießt. Da müssen schon Schädelköpfe auf dem Kanonenboot thronen, um den Zuschauer den personifizierten Teufel zu erklären. Anders geht es nicht.
Das Interesse seitens des Publikums bleibt bereits früh auf der Strecke. Zu belanglos ist das Gezeigte, zu wenig empfindet man für die Figuren, die hier Leid ertragen müssen und für die trotzdem kein Mitleid empfunden wird.

Geballert wird dafür viel und der Bodycount ist dank Djangos Arbeitsgerät auch nicht ohne. Aber die Metzelorgien werden dramaturgisch unzulänglich abgehakt. Ein ganzes Kloster wird massakriert und niemanden interessiert es so recht. Kurz die Kamera auf die Leichen gehalten und weiter geht`s. Man hat noch mehr zu erzählen, aber eigentlich auch nicht.
Verwurzelt im platten Actiontümpel der Achtziger, der seine Perlen herausgebracht hat, aber sich nun wirklich nicht als Vorlage für einen weiteren Auftritt Djangos eignete, nehmen Genrefans Abstand ein.


Fazit:
Völlig unnötige, späte Fortsetzung eines Kult-Italowesterns, der, in sich geschlossen, gar keine Weiterführung nötig hatte und sie trotzdem erhielt. Franco Nero spielt blass wie selten, das gesamte sich an Plakativität und skandalöser Geschmacklosigkeit aufgeilende Szenario erntet höchstens fragende Blicke nach dem Sinn und Zweck und über die formelle Durchschnittlichkeit braucht man sich auch nicht weiter unterhalten. Bis auf rare Lichtblicke wirklich eine mustergültige Schande.

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