1985 war ein gutes Jahr für Freunde des Chuck Norris´schen Filmschaffens, erst kamen diese in den zweifelhaften Genuss des zweiten MISSING IN ACTION-Teils, dann durfte ihr Held in dem für seine Verhältnisse außerordentlich gelungenen Cop-Actioner CODE OF SILENCE (produziert von ORION) unter der kompetenten Regie Andrew Davis´agieren, und last but not least wartete das Duo Golan-Globus noch mit der brandneuen Chuck Norris-Produktion INVASION U.S.A.auf. CANNON legte die Regie für diese Machwerk wieder in die erprobt unfähigen Hände von Joseph Zito, der hier immerhin 10 Millionen US$, das Vierfache des MIA-Budgets, verprassen darf. Statt dieses aber mit vollen Händen zum Fenster rauszuschmeißen, zum Beispiel für einen fähigen Drehbuchautoren, knauserte der lieber und verfilmte die von Star Chuck Norris höchstselbst und dessen stunterfahrenem Bruder Aaron erdachte und verfasste Geschichte einer ausländischen Invasion Amerikas.
Die Invasoren sind eine Gruppe von schätzungsweise 200 Personen aus aller roter Herren Länder (darunter auch Deutsche, deren Vokabular offensichtlich nur aus „Beeilung, Beeilung, meine Herren!“ besteht), welche an einem Badestrand landen, ein knutschendes Pärchen killen, sich auf diverse Laster, Wohnmobile und andere Vehikel verteilen, in die nächstbeste Großstadt fahren und in dieser dann mit Knarre und Raketenwerfer allerlei explosiven Schabernack treiben.
Die größte Gefahr wähnt der narbengesichtige Chef der Invasion, Rostov (Richard Lynch), in Hunter, seinem Intimfeind, welcher dem guten Scarface sein verderbtes Spionage- und Sabotagehandwerk unnötig schwer gemacht hatte und jetzt seinen Ruhestand beim Alligatorenzüchten in den floridanischen Everglades genießt. Beim Versuch, den von Chuck Norris gewohnt bärbeißig verkörperten Hunter prophylaktisch auszuschalten, weckt Rostov jedoch schlafende Hunde, und schon bald hat der grauenhaft russisch radebrechende Bösewicht ein bärtiges Furunkel an der Backe, welches er nicht mehr loswird.
Von diesem Punkt tritt die absurde Handlung eine Weile auf der Stelle, immer neue Terrorakte der roten Invasoren, die aber eher wie eine Bande ausgeflippter Klischee-Rowdies wirken, werden immer wieder von Hunter vereitelt, ohne dass auch nur einmal ein Erklärungsversuch unternommen wird, woher unser pokerfaciges Urvieh seine Informationen bekommt, er ist halt einfach Chuck, der Omnipräsente.
Zum Zwecke der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung wird irgendwann die Nationalgarde auf die Straßen geholt, diese trifft sich dann zum Showdown mit Hunter und den Bösen in und um das Polizei-HQ, wo es rundgeht.
INVASION U.S.A. ist im Prinzip ein mindestens genauso schlechter Film wie Zitos MIA, das Drehbuch ist sogar noch einen ganzen Zacken vergurkter. Die völlig unglaubwürdige und geradezu grotesk wirkende Geschichte trägt auf der einen Seite zu einem Hauch von Langeweile bei, der den Zuschauer sehnlich der nächsten Actionszene harren lässt, auf der anderen Seite fällt das reaktionäre Gedankengut bei soviel erzählerischem Dilletantismus kaum noch auf, insofern ist Zitos zweiter CANNON-Streich erträglicher als z.B. die MIA-Trilogie.
Die darstellerischen Leistungen sind eine Beleidigung für die gesamte Zunft, zusätzlich macht der gesamte Streifen einen unangenehm hingepfuschten Eindruck was z.B. den Soundmix, wo schon mal Geräusche fehlen oder asynchron erklingen, oder die Montage betrifft. Im Gegensatz zu MIA macht INVASION USA dem verrohten Zuschauer aber dennoch deutlich mehr Spaß, was einzig auf´s deutlich höhere Budget zurückzuführen ist. Dank diesem fliegen, wenn hier geballert wird, Blut und fetzen, Wände werden perforiert, Autokarossen ebenso. Dazu gibt´s deutlich mehr deutlich fettere Explosionen, eine schöne zerstörungsreiche Verfolgungsjagd und einen schon fast apokalyptisch anmutenden Showdown, bei dem Panzer, MGs, Raketenwerfer und Hubschrauber eine wüste, nicht gerade sinnvolle, aber amüsante Materialschlacht austragen. Dank einiger schöner Bilder (z.B. einige Totalen aus der Luft) ist das Grand Finale sogar atmosphärisch recht dicht, im Haus dagegen geht Chuck seinen blutigen Weg und darf zuweilen auch einen gepflegten Kick verteilen.
Krieg kann so schön sein, zumindest wenn Norris mitmischt.
Auch INVASION U.S.A ist also ein Film, den man im Regal besser in der zweiten Reihe hinter der Fassbinder- und Kurosawa-Kollektion verstaut, der aber sicher häufiger geschaut wird als diese. Guilty pleasure in seiner reinsten Form.