Review

Nach einer nicht näher charakterisierten Katastrophe funktioniert das Gesellschaftssystem nicht mehr, es herrscht Chaos und auch Nahrungsmittel und Wasser sind knapp. Nachdem ihr Mann im eigenen Ferienhaus erschossen wurde muss sich eine Mutter mit ihren beiden Kindern allein weiter durchschlagen – erst nach und nach wird ihnen das Ausmaß des Notstands bewusst.

Ein apokalyptisches Drama, das keine präzise Kritik an Staat oder Gesellschaft übt, sondern die in der heutigen Zeit in den Hinterköpfen der Menschen immer präsente Angst vor der katastrophalen Demontage des mehr oder weniger luxuriösen Lebens und des friedlichen Miteinanders in ziemlich realistischer Weise ausformuliert, ohne dabei so konkret zu werden, dass die Gefahr bestünde, der Film würde nicht mehr auf das Eintreten jeder beliebigen Konstellation der mannigfaltigen Bedrohungen unserer Zeit passen. Diese Zurückhaltung kann man Hanekes endzeitlichem Entwurf sowohl als Stärke, als auch als Schwäche auslegen, wobei mich die fehlende Gegenständlichkeit dieses vielversprechenden Werkes etwas enttäuscht hat, vor allem im Hinblick auf den Umstand, dass der Film in all seiner Vorsichtigkeit kaum wirklich beeindruckende Bilder vorzuweisen hat. Dies ist aber auch der einzige Minuspunkt – die Schauspieler überzeugen ohne Ausnahme, die Kameraführung ebenfalls, und die Tatsache, dass Haneke Normalität, Vorhersehbarkeit und Klischees vermeidet, macht „Wolfzeit“ insgesamt trotz des Mangels an inhaltlicher Deutlichkeit zu einem sehr interessanten Film.

Details
Ähnliche Filme