Bereits vor der Veröffentlichung vom Vorgänger Cash Out - Zahltag (2024), einem Bankraubthriller, angekündigte Fortsetzung, damals noch mit dem offiziellen Verweis Cash Out 2: High Rollers, nun nur der zusätzliche Titel als Hauptform, eventuell ist der Erste nicht so gut gelaufen und/oder die Kritiken waren (zu Recht) zu schlecht. Regie führt hier unter seinem bekannten Namen Randall Emmett, der sich sowohl beim Erstling mit dem Pseudonym 'Ives', seinem Mittelnamen versteckt hat, als auch bei Armor (2024) Jemand anderen die Verantwortung nach außen übertragen hat, hier wohl selbstsicher genug, als er selber aufzutreten. Anbei sind vom Vorgänger natürlich John Travolta, der immer noch Besseres verdient hat, aber nach dem krankheitsbedingten Abtreten von Bruce Willis aus dem Filmgeschäft und dem offiziellen Abschied der Karriere als neuer Leidensgenosse (neben Mel Gibson) für das DtV-Geschäft herhalten muss, dessen Werke auch nicht das Gelbe vom Ei sind, das Business eingebrochen, es reicht noch für die Gage vom Zugpferd und dem bloßen Anschein, für Mehr reicht es meistens nicht. Cash Out selber kann man übrigens abhaken, kaum aktives Geschehen, eine Verzögerungstaktik, viel Waffenrasseln und die Hufe scharren:
Gentleman-Gauner Mason Goddard [ John Travolta ] hat sich mit seiner Mannschaft, bestehend aus seinem Bruder Shawn [ Lukas Haas ] sowie Anton [ Quavo ], Hector [ Noel Gugliemi ] und der Hackerin Link [ Natali Yura ] in den Ruhestand zurückgezogen, anbei ist auch Masons Freundin Amelia Deckard [ Gina Gershon ], eine ehemalige FBI-Agentin, sowie Links Freund und baldiger Ehemann Georgios Caras [ Swen Temmel ], ein Bankmanager, den man beim letzten Coup kennengelernt hat. Bei der anberaumten Hochzeit wird die Truppe aber von den Mannen von Gangsterboss Abel Salazar [ Danny Pardo ] überfallen und Amelia als Druckpfand entführt. Salazar will einen neuen Coup von Mason, er soll sich in die im Scarlet Pearl Casino in New Orleans gelegene Penthouse-Suite vom berüchtigten Zade Black [ Demián Castro ] einschleichen und dort an den Safe. Während der Aktion wird auch das FBI unter Agent Richter [ Joel Cohen ] auf die Truppe aufmerksam und aktiviert seine Kollegen.
Saban Films steckt hier noch (erneut) dahinter, die hatten auch schon mal mehr an Qualität und Aufwand zu bieten, sie galten als frische Brise in einem (schein)toten Genre, sie steckten das Geld in die Projekte, frei nach der Devise "Was sein muss, muss sein." 'Ives' führt hier laut den Credits übrigens wieder die Regie, in der IMDB wird er aber richtig genannt, der Randall Emmett, er schämt sich wohl für seine Projekte mittlerweile, besser spät als nie. Worum es in dem Vorgänger ging, ist den Personen hier egal und dem Zuschauer sowieso, es ging um nicht viel, um etwas Verrat und etwas Loyalität, um widerstreitende Gefühle und einen Mastermind. Die Gegend ist hier eingangs besser, der 37. Strand, den man besucht hat und auf das schäumende Meer geblickt, Hand in Hand mit einer Missus, mit einer Madame, Travolta hat eine Frau an seiner Seite, er trägt Bart und Glatze, der Anblick mal ungewohnt, nun Routine, das Alter halt, was oben fehlt, wächst unten nach. Die männlichen Beteiligten von damals sind auch dabei, Gershon wurde neu eingebunden, es war mal Kristin Davis, die Gründe für den Ausstieg und den Wechsel erstmal unbekannt, vielleicht den Ruf bewahren wollen, vielleicht zu viel Gage doch verlangt. Auch das ist für das Publikum egal, Eine wie die Andere, es besteht sowieso nur kurz Atempause im Sand, das Wasser rauscht, die Sonne lacht, die ersten Minuten Ruhestand und Urlaub, dann wird Eile und Hektik gemacht. Aber erstmal zurück in die Ruhe, eine Hochzeit wird gefeiert, in strahlender Mittagshitze, der Schirm als Schutz aufgespannt, ansonsten die Schilder heruntergelassen, das rächt sie bald, Traue niemandem das Motto, das lernt man früh genug, das war im Erstling schon die Prämisse, vielleicht doch noch einmal gucken.
Eine Bootsexplosion stört und zerstört die Zeremonie, eine Ablenkung nur, ein Hubschrauberangriff als wahre Bedrohung, 'Ives' versucht sich wieder im Drohnenflug, die Kamera hin und her rasend, ein neues Spielzeug in der Inszenierung gefunden, in den Erstlingswerken wie Midnight in the Switchgrass (2021) oder Pfad der Vergeltung (2022) war das noch nicht so auffällig, im hiesigen Vorgänger schon. Der Hubschrauber ist echt übrigens, doch etwas Geld in die Aufnahmen geflossen, abgezweigt aus der Kaffeekasse oder den Steuergeldern (hier das Mississippi Motion Picture Incentive Program), die man sonst in Anspruch nimmt, wenn man an bestimmten Orten, in gewissen Bundesstaaten dreht. Eine erste voluminöse Szenerie, nicht gänzlich ohne Wirkung, bewaffnete Männer stürmen vom Helikopter aus das Gelände, man sucht sein Heil in der Flucht, man nimmt die Beine in die Hand angesichts auf plötzlich auftauchenden Bedrohung. Eine militärische Einheit mit Angriff von allen Seiten, keine Chance auf Gegenwehr, das Überraschungsmoment war ungünstig, eine Autoverfolgungsjagd und gar ein Crash, ausgelöst durch einen Schuss per Scharfschützengewehr wird angestrebt, der Anfang beginnt tatsächlich vielversprechend; soviel Aktion hatte das Original im Gesamtteil nicht, wenn man das Gerede einmal außen vor lässt und abzieht.
Kudos hier an die Second Unit Crew, einmal eine Arbeit erledigt, eine böse Überraschung nach der anderen, es werden ein paar Bezüge zu Cash Out gemacht, man muss ihn nicht unbedingt gesehen haben, es werden die Zusammenhänge erklärt; es wird ein bisschen telefoniert. Ein neuer Job wird 'angeboten', wird gefordert, eine erpresserische Forderung, eine spezielle Tätigkeit akquiriert. Vor dem FBI geflüchtet, der Job ist für einen Gangsterboss, viele lose Enden, eine ganze Reihe von Filmen kann man daraus stricken, muss man aber nicht; derer zwei reichen, man muss es nicht übertreiben. Ein Casino Gig wird vorgestellt, die Planung, ein Heist, diesmal eine Bank, diesmal eine Spielbank, wieder ein bestimmter Safe; Oceans's Eleven für Arme hier, es wird aber tatsächlich mit etwas Humor aufgelockert, Emmett geht das nicht so bierernst wie sonst an, der Typ wird entspannter, das hilft dem Plot hier. "Sky's the limit", die Location macht etwas mehr her als das Bankgebäude davor, es gibt verschiedene Aufträge zu erledigen, verschiedene Schwachstellen, Travolta führt sein Team an, eigentlich schaut man den Film nur seinetwegen, die letzten DtV-Arbeiten waren eher enttäuschend, ab und zu eine Überraschung wie Mob Land (2023), The Poison Rose (2019) oder Rage - Tage der Vergeltung (2016) geboten, der Rest zum Vergessen, besser den Mantel des Schweigens darüber.
Spannend im eigentlichen Sinne ist das natürlich nicht, es wird die Gegend erkundet, und es wird sich etwas vertraut gemacht mit dem Investment, ab und zu kommt eine verbale Drohung, damit die Augen nicht gänzlich zufallen, der Rest wird mit Text gefüllt, mit Computergeklicker, ein wenig Kommunikation, mal digital, mal analog, mal mit neuen Sätzen, mal mit Wiederholungen. Es gibt eine alte Nemesis und eine Neue, der Eine ist etwas Edler, der Andere etwas Grober, eine brutale Tätigkeit hier, eine Zigarre ins Auge eines Verräters, dann das Messer als Erlösung des Schmerzes; eine Gefährlichkeit in dem Ganzen bunten Hin und Her proklamiert, die Zeit gefüllt mit Vorstellungen, mit Einführungen und mit dem Betrieb im Casino, ab und zu ein Händeschütteln, etwas Konversation, etwas Interaktion, mehr Blabla als wichtige Information.
Mittig werden noch einmal die Einsätze etwas erhöht, ansonsten spielt sich das alles in den Innenräumen ab, die (aufgrund des Dreh am tatsächlichen Resort) etwas luxuriöser als üblich erscheinen, aber keine frische Luft atmen und keine richtige Aufmerksamkeit insgesamt erzeugen; das Geld wohl schon für den Beginn verpulvert, siehe dem Vorgänger, der Rest nur falsche Identitäten und Tarnung und Täuschung. Travolta spielt wie immer in solch einer Umgebung, er steigert sich nicht richtig hinein, er gibt sich aber auch keine Blöße, er ist halt da und erfüllt seinen Zweck, schade um die einstmals blühende, aber sowieso die Achterbahnfahrt kennende Karriere. Gülden ist das Setting hier gehalten, "So grab some popcorn and let's hope this doesn't turn into a snuff film.", es ist sehr Laissez-faire, es bemüht sich um eine Form der (zähen) Unterhaltung, es ist deutlich zu lang dafür, die Blicke auf die Uhr häufen sich, ein Pokerspiel mit wenig Trümpfen, mit schlechten Karten, ohne Asse im Ärmel, einfach ein Hinauszögern; "You better get to that safe before I call an airstrike and level that entire casino!", das wäre doch mal eine Sehenswürdigkeit wert. Zugutehalten muss man dem Film, er ist besser als der erste, es gibt mehr Komplikationen, es werden einige Überraschungen spendiert und mehr Konfrontationen, wenn auch nur verbaler Natur, man hat mehr Wert auf den großen Zusammenhang gelegt und erweitert das Original, es ist nicht zu spät zum Loben, wenn es etwas zu loben gibt. Ein paar Schüsse im Treppenhaus leiten dann den Showdown ein, die Schergen hintendran, das Fabrikanlagenfinale verleitet 'Ives' wieder zum Drohnenspiel, wenigstens einer hat Freude dran.