Rache-Thriller benötigen fürs emotionale Mitfiebern ein klares Motiv. Aus Leid wird Genugtuung, aus einer Vergewaltigung blutige Revenge. Der vorliegende Beitrag von Stuntman und Regisseur James Bamford geht ohne Umschweife zum Racheplan über und liefert per Rückblenden einen umfassenden Beweggrund, - eine Rechnung, die nur bedingt aufgeht.
Mary (Simone Kessell) hat vor Monaten ihre Tochter verloren, die dem Serienkiller Diablo (Andrew Howard) zum Opfer fiel. Als versierte Ingenieurin hat sie sich in ihrem Smart Home akribisch auf die Rache an dem Peiniger vorbereitet, doch nachdem sie diesen in ihr Domizil locken konnte, läuft doch nicht alles nach Plan…
Tatsächlich ist die konkrete Tat an der Tochter nicht zu sehen. Stattdessen werden Rückblenden, Inserts anderer Opfer und Schnipsel einer Berichterstattung bemüht, um ein weitgehend vollständiges Profil von Diablo zu erstellen. Flashbacks zur Kindheit des Bösen werden hingegen überstrapaziert, denn die klischeehafte Konstellation leuchtet jedem auch nur halbwegs erfahrenen Genrefreund ein.
Eher widersprüchlich gestaltet sich derweil die Ausführung des eigentlich ausgetüftelten Racheplans. Einerseits gibt es vorgefertigte Fallen mit Videoscreens bestimmter Aufnahmen zu sehr genau steuerbaren Zeitpunkten, wie Feuerfallen oder erhitzte Metallelemente, was in Ansätzen gar an die Reihe „Saw“ angelehnt ist. Doch andererseits handelt Mary zuweilen impulsiv und wenig kontrolliert, indem sie in persona interveniert und sich auf ein körperliches Kräftemessen einlässt, was trotz Kampfsporterfahrung und Spritzen mit ominösen Chemikalien reichlich nachlässig anmutet.
Insofern stellen sich im Verlauf einige hanebüchene Abläufe ein, die sich mit irrationalen Verhalten auf einigen Ebenen vermengen. Die minimalistische Ausstattung fällt immerhin zweckdienlich aus, die technischen Gimmicks kommen nicht zu überkandidelt rüber und womöglich baute man einige Fights weniger aus storytechnischen Gründen, sondern eher zum Spannungsaufbau und der Anreicherung von Action ein, da Bamford hier auf einige Erfahrung zurückgreifen kann. Entsprechend sind die Konfrontationen mit einer gesunden Härte ausgestattet und selbst wenn ein Körper mal per Stufen eine Etage tiefer befördert wird, blendet man nicht einfach aus.
Ansonsten wird das Abtrennen von Zungen als Markenzeichen des Killers allenfalls angedeutet, da ansonsten eher weniger Blut fließt. Obgleich Howard als Schlächter eine ideale Besetzung darstellt, hätte man seiner Figur noch einige Ecken und Kanten mehr andichten können, wogegen Kessell zwar okay performt, doch auch ihr ist die gnadenlose Entschlossenheit nicht immer anzusehen. Die wenigen Nebenrollen fallen von daher kaum ins Gewicht. Schließlich ist der Score recht ordentlich abgestimmt und vermag mit einigen markanten Themen gekonnt nach vorne zu preschen.
Die flotte Erzählweise und das ordentliche Timing sorgen letztlich für einen angenehmen Fluss ohne Längen, es gibt trotz unlogischer Vorgänge einige spannende Einlagen und auf moralischer Ebene geht man immerhin konsequent vor und pocht nur bedingt auf einen ungünstigen Werdegang des Serienmörders als vermeintliche Rechtfertigung.
Etwas mehr Blutvergießen und einige technische Gimmicks mehr hätten dem Treiben eventuell noch einige Pluspunkte beschert, doch ein Mitfiebern ist aus nachvollziehbaren Gründen gegeben.
6 von 10