Marco Petry's ("Schule") neuer Film steht jetzt endlich in den Videotheken. Mal wieder Zeit für besseres deutsches Kino? Wir werden sehen.
Story:
Das Abitur liegt drei Jahre zurück. Felix (Matthias Schweighöfer, zur Zeit mit "Kammerflimmern" in den Kinos) kehrt in seinen Heimatort zurück, um dort auf die Polizeischule zu gehen. Zu seiner Überraschung stellt er fest, dass die Atmosphäre zwischen ihm und seinen alten Freunden nicht mehr dieselbe ist. Sein damals bester Freund Sören (Tim Sander) schmuggelt Pillen von Holland nach Deutschland, seine damalige Flamme Simona (Anna Bertheau) lebt mit Sören zusammen, obwohl Felix und Sören einen Pakt geschlossen hatten, dass so etwas nicht angefangen wird. Schmidt (Axel Stein) ist immer noch ein Chaot, distanziert sich aber durch sein Verhalten zunehmend und Hausschild (Thomas Schmieder) ist noch der selbe Freak wie damals. Als ein tragischer Unfall passiert, finden die Freunde wieder zueinander und jeder muss sich die Frage stellen, worauf sein Leben letztendlich hinausläuft.
"Schule" sollte wohl jedem noch in Erinnerung sein. Eine sehr nette, charmante Komödie, die mit Daniel Brühl's genialem Schlussmonolog wohl jedem baldigen Schulabgänger ansprach und zum Nachdenken anregte. "Die Klasse von '99" ist zwar mehr ein Drama als eine Komödie, aber mindestens genauso ansprechend. Die Figuren sind allesamt echt und machen das durch, was jeder kennt, der nach seinem Schulabschluss erstmal planlos war: seinen Platz im Leben zu finden. Auf der Suche nach seiner eigenen Bestimmung trifft Felix hier auf Situationen, die jedem bekannt sein werden. So zum Beispiel seine Eltern, die ihm ständig in den Ohren liegen, er solle nicht sein ganzes Leben damit verschwenden, auf der Suche zu sein, sondern endlich etwas Handfestes tun und nicht nur herum probieren. Die ihm vorwerfen, dass er etwas hinschmeißt, sobald er ein Hindernis sieht, welches mehr Mühe erfordert. Situationen, mit denen man sich als Zuschauer identifizieren kann. Das vermittelt Nähe und es fällt leichter, sich auf den Film einzulassen.
Hinzu kommen die Konflikte innerhalb der Clique, die nicht überzeichnet oder fantastisch, sondern alltäglich und glaubwürdig wirken. Felix ist immer noch in Simona verknallt, doch Sören ist ja sein bester Freund. Auch will Felix Sören bei seinen linken Geschäften behilflich sein, obwohl er bei den Cops arbeitet.
Matthias Schweighöfer ist wohl einer der vielversprechendsten Jungdarsteller Deutschlands. Seine Figuren kommen gut rüber, er haucht ihnen Leben und Gefühl ein. Dennoch spielt er immer die gleichen, gebrochenen Konfliktfiguren, und sollte aufpassen, dass ihm dieses Image nicht zu sehr anhaftet.
Tim Sander gibt einen herrlichen Antipathisanten. Von der ersten Minute an ist er eine äußerst zwielichtige Figur, die beim Zuschauer gemischte Gefühle auslöst. Außerdem stellt er hier eindrucksvoll unter unter Beweis, dass er deutlich mehr kann, als "Gute Zeiten, schlechte Zeiten".
Der Rest spielt recht ordentlich. Schade nur, dass Axel Stein wieder die für ihn so typische Figur verkörpert.
Jürgen Tarrach hat eine nette Gastrolle als fauler Streifenpolizist, der lieber bei McDonald's sitzt, als die Grenze zu bewachen.
Am Ende ergibt sich ein herrliches Bild. Felix steht am Bahnhof, bereit, in den Zug zu steigen, der ihm den Weg ins Leben weißt. Eine Szene, so echt, so richtig, als wäre sie vom Leben selbst geschrieben. Eine großartige Metapher. Denn letztendlich stehen wir nach der Schule alle am Bahnhof des Lebens, ungewiss, wohin uns der Zug wohl bringen wird.
Fazit:
"Die Klasse von '99" ist ein ordentliches Drama mit imposanten Darstellern. Marco Petry hält das Geschehen bewusst zurück, fesselt durch einen langsamen Erzählstil und schafft dadurch eine sehr schöne Realitätsnähe. Hier sollte sich eigentlich jeder Zuschauer mit identifizieren können.
12 von 15 Punkten (2+)