Noch eine kleine Reise in die Vergangenheit…
Nachdem ich mir spaßeshalber Gene Roddenberrys gescheiterten Pilotfilm „Spectre“ vorgenommen hatte, jetzt also gleich noch einen hinterher. Auch aus der gleichen thematischen Ecke.
Nur ist hier das Highlight, dass man hier Leonard Nimoy zuschauen kann, wie er „Die tödliche Vision“ bekommt. Wenn man das denn nu ein Highlight nennen möchte.
Also: anno 1973 war Nimoy nicht nur mit Star Trek durch, sondern hatte auch seine Mitarbeit an „Mission Impossible“ beendet, ohne dass er den Spock-Fluch nun wirklich losgeworden wäre. Also bot man ihm mit „Baffled“ eine neue Art von Rolle an, die ihm sicher gut gestanden hätte: die eines ausnahmsweise mal emotional agierenden, flotten Draufgängers.
Nimoy ist in diesem Film Tom Kovack, ein gefeierter Rennfahrer, der plötzlich von seltsamen Visionen – während des Rennens – heimgesucht wird, die ihn prompt verunglücken lassen. Das bringt die Expertin für das Übernatürliche, Michele Brent (Susan Hampshire nimmt Experten-, Buddy- und Love-Interest-Position ein) bald auf seine Spur, die ihm weismacht, dass derlei dringende Bilder etwas zu bedeuten haben: nämlich dass jemand Hilfe braucht.
Tatsächlich machen sich die beiden alsbald auf die Socken nach England (nachdem sie endlich die Örtlichkeit identifiziert haben), wo sie in dem Landhotel auf Vera Miles (siehe Hitchcocks „Psycho) treffen, dessen Teenagertochter, eine etwas seltsame Wirtin, ein obskures Pärchen mit großem Gepäck, einen akzentschweren Italiener und ein seltsames Amulett.
Wirkt das ein wenig überladen?
Genau deswegen dürfte dieser Pilotfilm auch keinen nachhaltigen Erfolg gehabt haben.
Anstatt sich auf einen okkulten Handlungsstrang zu konzentrieren, schmeißt Autor Theodore Apstein eine riesige Whodunit-Party, bei der der Faden immer mal wieder flöten geht.
Er lässt Kovack immer wieder nachträgliche Visionen haben, die sich dann später meist als Beinahe-Täuschungen entpuppen – und die meisten Anwesenden – hahahaha – führen auch gar nichts Böses im Schilde.
Dennoch gibt es so etwas wie einen Kult, Persönlichkeitsveränderungen, Lebenskrafttransfer und irgendso einen Wolfsfluch, was aber nur so mittel entwickelt wurde und auch kaum Spannung auslösen kann.
Natürlich gehört auch dieser Film zur Unterordnung der „occult detective mysteries“, doch mit zu vielen Nebensträngen, Stimmungswechseln und zu wenig echtem Grusel, ist das Gesamtergebnis dann doch eher Tralala.
Am besten schneidet noch die viel zu früh verstorbene Rachel Roberts ab (die man vor allem aus „Picknick am Valentinstag“ kennt), die hier die Wirtin gibt, während Frau Miles zwar brav ihren Stiefel runter spielt, aber eigentlich im Skript gar nichts zu tun hat. Nimoy hat ein wenig Spaß und die Chemie mit Hampshire stimmt, aber bei einer selbst für TV-Filme recht stabilen Länge von 90 Minuten (nicht 75 + Werbung, wie sonst üblich), zieht sich dieses Potpourri schon zur Halbzeit wie Kaugummi.
Auch diesen Beitrag findet man zum Studium auf einer bekannten Webplattform, allerdings sollte man sich mit Geduld eindecken, denn ohne die Beteiligung des Hauptdarstellers und dessen Bekanntheitsgrads wäre dieser Film vermutlich tot und begraben. (3/10)