Review

Auf der immerwährenden Suche nach den kleinen Perlen des internationalen Films wird man hellhörig wenn man vom ersten afghanischen Spielfilm nach Sturz des Taliban-Regimes hört.

Dies ist die Geschichte eines Mädchens, das mit seiner Mutter und der Großmutter zusammen lebt. Ohne Vater oder Mann im Haus. Und genau da liegt das Problem. Der Vater ist tot, in Kabul als Märtyrer gestorben, sagt die Mutter. Die Talibanen herrschen mit eiserner Hand, schlagen Demonstrationen brutal nieder, die komplett verhüllten Frauen dürfen nicht arbeiten und nur in männlicher Begleitung auf die Straße. So droht die Familie zu verhungern und aus der Not heraus wird die Tochter als Junge getarnt.

Haare ab, Hosen an, Osama.

Sie geht arbeiten, doch die Taliban kassieren sie ein, nicht weil sie entlarvt wurde, sondern um sie in eine Rekrutierungsschule zu bringen. Nun geht für sie der Horror erst richtig los. Inmitten von Jungs droht ständig die Deckung aufzufliegen…

„Osama“ zeichnet ein detailliertes Bild der Zustände unter der Schreckensherrschaft der Fundamentalisten und widmet sich insbesondere der schwierigen Situation der unterdrückten weiblichen Bevölkerung. Anhand des nicht enden wollenden Spießrutenlauf des Mädchens wird die menschenverachtende wirre Ideologie der Gotteskrieger aufgezeigt und Menschenrechtsverletzungen wie öffentliche Steinigungen (auch beispielsweise an westlichen Journalisten) treten in Randerscheinungen auf. In kritischen Szenen wird die Kamera nicht immer direkt „draufgehalten“ und manches passiert im Off. Die Wirkung ist jedoch nicht minder tiefschürfend. Fast wirkt „Osama“ manchmal wie ein dystopischer Endzeitfilm. Derart fremd und fern mag dem eher unbedarften westlichen Beobachter bisweilen die Szenerie erscheinen. Und doch zeigt der Film eine bittere und sicherlich noch längst nicht in allen Regionen überwundene Wahrheit. Ein ergreifender kleiner Film, bemühte Vergangenheitsbewältigung und aufschreiendes Mahnmal zugleich. (8/10)

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