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"Gangster No. 1" erzählt die Geschichte des Gangsters 55, der vom Helfer eines Gangsterbosses zum mächtigsten Mann der Stadt aufsteigt.

Die Optik des Films erinnert sehr an die Guy Ritchie Werke "Snatch" und "Bube, Dame...": Auf der einen Seite das Bild der verruchten englischen Ghettos in den Großstädten, auf der anderen Seite die Bildeffekte. Häufig ist der Film in grüner Farbe zu sehen oder das Bild wird verzerrt. Begeistert bin ich davon nicht, denn das passt nicht zu einem ernsthaften Gangsterfilm, doch Gangster No.1 erhebt dafür auch keinen Anspruch: Vielmehr wird an vielen Stellen auf Humor gesetzt. Auch die Gewalt (später dazu mehr) wird gekonnt in feinster Pulp Fiction Tradition mit einigen grotesken Situation überspielt.

Sehr gut ist die Erzählweise: Nach dem schönen, stimmungsvollen Intro wird die Geschichte in einer langen Rückblende erzählt. Stück für Stück wird klar, wie Gangster 55 (Paul Bettany) vom Helfer des mächtigen Gangsterbosses Fredy Mays (David Thewlis) zu einem einflussreichen Mann wird. Dabei schreckt er vor nichts zurück: Er tötet den Erzfeind Freddy May’s, Lennie Taylor, und verhindert das Attentat auf Freddy und dessen Frau nicht, obwohl er davon weiß. Spannend bleibt die Story immer und gefällt mir weitaus besser als die vorhin erwähnten Guy Ritchie Filme, denn die Story bleibt bei "Gangster No. 1" immer klar übersichtlich.

Die Gewalt ist sicherlich eine Thematik des Films, die man ansprechen kann: Die meisten Tötungs- bzw. Folterszenen werden durch die absurden Umstände entschärft. Auch die Szene, in der Lennie Taylor zerstückelt wird ist anfangs noch lustig, als sich Gangster 55 auf die Zerstückelung vorbereitet und dazu ein Liebeslied im Radio läuft. Doch dann lässt uns Regisseur Paul McGuigan elend lange erscheinende Minuten alleine. Aus der Ich-Perspektive Lennie Taylors sieht man nun seine Zerstückelung bei lebendigem Leibe, dazu schreit Paul Bettany mit blutverschmiertem Gesicht immer wieder: "Du Drecksau, na gefällts dir so?" Diese Szene ging mir schon verdammt an die Nieren und wundersamerweise bekam der Film noch eine 16er Feigabe.

Die Darbietung von Paul Bettany ist schlichtweg grandios: Sein Blick ständig verrückt, böse, dazu kommt seine Ausstrahlung. Dafür hätte er glatt einen Oscar verdient. Leider nahm man für die Darstellung des alten Gangster 55 Malcolm McDowell als Schauspieler. Der kann zwar auch böse schauen, aber sein Auftreten unterscheidet sich komplett von Paul Bettany. Wieso hat man nicht einfach wie bei David Thewlis Schminke und Maske benutzt?

Fazit:
Sehenswerter Gangsterfilm, der stellenweise Kulpotential besitzt. Ein wenig störten mich die zunehmend in Mode kommenden schrillen Kamerafahrten und Farben. Dafür überzeugen die Schauspieler und der Film bleibt durch eine exzessive Tötung ganz sicher länger im Gedächtnis. Wer gute Nerven und einen speziellen Humor hat kann beruhigt reinschauen, aber bitte nicht mit Freundin!

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