Review



Darauf haben wir gewartet! Heutzutage
haben wir Death Metal, in den wilden 1970ern gab es dafür Bikerfilme mit
satanistischen Werwölfen, klar. Der Originaltitel des neu erschienenen
„Blutnacht de Teufels“ legt dies jedenfalls nahe. „Werewolves On Wheels“ klingt
erst einmal wie eine Trashgranate vor dem Herrn. So schlimm ist es dann aber
nicht, denn hier regieren, ganz im Sinne des Vorbildes „Easy Rider“ (1969),
Psychedelika, improvisierte Szenen und atmosphärische Aufnahmen von Bikern auf
ihren Feuerstühlen…

Der Bikerfilm als idealer
Ausdruck der Suche nach Freiheit und Definition eines Lebensgefühls fand
bereits in dem Vorreiter „Der Wilde“ (1954) mit Marlon Brando ein großes
Vorbild. Exploitation- Filme wie „Engel der Hölle“, „Die wilden Schläger von
San Francisco“  (beide 1967) oder „Im
Rausch der Gewalt“ (1969) folgten, und ja, Peter Fonda, Dennis Hopper, Jack
Nicholson oder Bruce Dern waren mit von der geräuschvollen Partie. Nach Hoppers
Abgesang „Easy Rider“ (1969) konnte man das Thema jedoch scheinbar nicht mehr
„ungefiltert“ behandeln, so daß spätere Genrevertreter, abgesehen von Filmen
wie „Rebel Riders“ (1970), sich dem Thema nur noch von der parodistischen Seite
näherten. Mit „Blutnacht des Teufels“ (1971) kam es zu ersten
Genreverquickungen, und mit „Chopper Chicks In Zombie Town“ (1989) folgten auch
viel später noch Biker- Zombies. Im Jahre 2007 funktioniert das Bikerthema allerdings
kaum noch als Allegorie auf die Rebellion der Jugend gegen die ältere
Generation, und so macht sich auch ein Peter Fonda in „Born to Be Wild -
Saumäßig unterwegs“ (2007) nur noch über seine alte Rolle lustig, ein Part, den
er bereits in John Carpenters „Flucht aus L.A.“ (1996) ausgefüllt hatte. Auch
ein Rebell wird eben einmal alt. Fondas Kompagnon Dennis Hopper dekonstruierte
bereits vor Jahren das mit „Easy Rider“ erschaffene Image mit einem Automobil- Werbespot
und dem Film „Flashback“ (1990).



Die „Devil’s Advocates“ in
„Blutnacht“ unterscheiden sich von ihren Genrekollegen eigentlich nur darin,
daß sie immer ein Automobil mit sich führen, das ihnen Bier und willige Frauen
frei Haus liefert, und außerdem ein „Guru“ zu ihnen gehört, der ständig düstere
Prophezeiungen absondert, was den Gangchef Adam ein ums andere Mal ziemlich
erzürnt. Aber ansonsten hat man eine mit Schlägereien, Orgien und Drogenkonsum
eigentlich gut ausgefüllte Zeit. Die Dinge ändern sich, als die Gang an eine
satanistische Bruderschaft unter Führung von „dem Einen“ gerät, einem finsteren
Zauser, der angeblich von Satan erwählt wurde und seitdem poetisch klingende,
rituelle Weisen von sich gibt. Diese Satanisten entführen Helen, die schnieke
ausschauende Frau von Adam, denn sie wurde von „dem Einen“ zur Satansbraut
auserkoren (als wenn sie das nicht schon wäre!). Die Advocates vermöbeln
daraufhin die Satanisten nach Strich und Faden und rauschen umgehend davon.
Doch irgend etwas Böses scheint sie nun zu begleiten, und einer nach dem
anderen sterben sie einen blutigen Tod…

Ich will nicht zuviel
vorwegnehmen, aber so richtig holt Regisseur Levesque die Trashkeule erst am
Ende heraus, wenn die Werwölfe ihr grausiges Gesicht zeigen. Davor gibt’s vor
allem psychedelische Traumsequenzen, unterlegt mit ebensolcher Musik, und sehr
schöne Landschaftsaufnahmen von Kameramann Isidore (!) Mankofsky. Dabei werden
die einzelnen Gangmitglieder so gut wie gar nicht charakterisiert; Levesque
verwendet so gut wie keine Nahaufnahmen, sondern bleibt fast immer auf
erzählerischer Distanz zu seinen Protagonisten. Ein Mittel, das dem Film eine
fließende Qualität verleiht. Dazu kommen die vielen Musikstücke des
Soundtracks, die von der Stimmung her eine Fortsetzung des „Easy Rider“-
Soundtracks sein könnten. Viele Szenen wurden vermutlich improvisiert. So wirkt
dann das Zusammenspiel der Biker recht authentisch.



Regisseur Levesque, der 1962 nach Los Angeles gezogen war, studierte dort
„everything from acting, costume and scenic design, to producing and directing.
I was elected president of the Theatre Guild and chairman of the Campus Film
Festival.” Er trat hauptsächlich als Art Director von einigen Russ
Meyer- Filmen in Erscheinung, führte mit „Sweet Sugar“ (1972) bei einem trashigen Frauengefängnis- Film Regie und
arbeitete später immerhin als Art Director bei dem Jodie Foster- Film „Jeanies
Clique“ (1980). Beim Exploitation- Klassiker „Planet Saturn lässt schön grüßen“
(1977) kümmerte er sich um das Produktionsdesign, und noch 1999 führte er
wieder einmal Regie, bei „The Gravitational Bed“. Levesque plant derzeit mit
„Vigilante Women“ einen weiteren Film, der er im DIY- Verfahren auf DV drehen
will. Hauptdarsteller Stephen Oliver, in den 1960ern mit einer Rolle in
der Hitserie „Peyton Place“ zu Bekanntheit gelangt, war zuvor in Russ Meyers „Motor-Psycho - Wie wilde Hengste“ (1966) und
„Angels from Hell“ (1968) zu sehen und blieb der einmal gefundenen Linie
treu. Nach „Blutnacht“ spielte er in einem Film mit dem klingenden Namen „Cycle
Psycho“ (1973, deutsch: „Ausgeliefert“), in dem eine Bikergang für einen
Auftragskiller zwei Mädchen entführen soll!

Details
Ähnliche Filme