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Früher hatte Jack Sholder noch das Potential gute bis tolle Genrefilme zu drehen, legte er doch Werke wie „12:01“, „The Hidden“ oder „Renegades“ vor.
Mit den genannten mag sich „Renegades“ dann nicht ganz messen können, doch er legt bereits einen guten Start vor. Nach der Einführung des indianischen Polizisten Hank Storm (Lou Diamond Phillips) lernt der Zuschauer den Undercovercop Buster McHenry (Kiefer Sutherland) kennen, der „I hate Cops“ proklamiert, kurz darauf eine Geiselnahme auf unorthodoxe Weise löst und einem unfähigen Vorgesetzten kurzerhand in die Moppe puncht. Das hat definitiv gewaltigen Charme, 80er Jahre Actionkino wie man es liebt.
Buster schleust sich (ohne offiziellen Auftrag eines Vorgesetzten) in eine Räuberbande ein, um einen korrupten Cop zu enttarnen, der mit den Gangstern kooperiert. Der Überfall auf eine Diamantenbörse läuft aber nicht ganz wie geplant, es gibt Tote und überdies klauen die Räuber noch die heilige Lanze des Stammes von Hank. Das Ganze gipfelt in einer waghalsigen Verfolgungsjagd, die Blechschäden und sonstige Schauwerte liefert, aber auch Hank und den mittlerweile enttarnten Buster zusammenbringt.

Hank pflegt den zuvor angeschossenen Buster gesund und zwingt ihn zur Zusammenarbeit. Widerwillig stimmt Buster zu, versucht mehrmals auf eigene Faust zu ermitteln, aber fügt sich seinem Schicksal schließlich. Gemeinsam jagen sie die Gangster...
„Renegades“ stellt alles andere als eine Neuerfindung des Buddymovies dar, bietet aber ordentliche Genreunterhaltung. Die Geschichte wird von Sholder flott erzählt, auch wenn sie kaum Innovationen zu bieten hat – allenfalls die Enttarnung des Verräters hat noch ein leicht überraschendes Moment in sich. Ansonsten haben die Ermittlungen einige tote Freunde und noch mehr tote Feinde zu bieten, die Subplots wie das Schicksal von Busters Vater sind gut in den Mainplot eingewoben und nehmen nicht zuviel Raum ein.
Zudem kann „Renegades“ mit sympathischen Gags aufwarten – gerade die anfänglichen Käbbeleien zwischen Buster und Hank sind köstlich, vor allem wenn der stoische Hank immer wieder aufgefasste Weise darauf reagiert, dass der linkische Buster ihn loswerden will. Ebenfalls nett ist der Running Gag, dass fast jeder Städter Hank als „chief“ (= Häuptling) anspricht, der dies immer wieder verneint. Mit zunehmendem Verlauf wird der Humor etwas zurückgefahren und so witzig wie manch anderes Buddymovie ist „Renegades“ nicht, doch die Auflockerung tut dem Film sichtlich gut.

Auch auf dem Actionsektor ist „Renegades“ ordentlich, aber nicht mehr. Die Verfolgungsjagd nach dem Überfall ist bereits die wohl aufwändigste Szene, es folgen noch einige Shoot-Outs und kurze Verfolgungsjagden. Erstere sind noch mit einer 80er typischen Ruppigkeit und einigen blutigen Einschüssen gemacht, was dem Genrefan warm ums Herz werden lässt, doch zur Königsklasse reicht das noch nicht: Dafür sind die Schießereien dann etwas zu kurz geraten, gerade den Showdown wünscht man sich dann doch ein wenig ausufernder.
„Renegades“ profitiert allerdings von seinen spielfreudigen Hauptdarstellern. Kiefer Sutherland leistet wirklich Tolles in der Rolle des etwas schluffigen, leicht wichtigen Undercovercops. Lou Diamond Phillips ist dagegen etwas stoischer, was auch an der Rolle liegt, bietet so aber einen guten Kontrast zu seinem Partner. Außerdem scheint es bei der Kletterei auf den fahrenden Bahnen, als sei es tatsächlich Phillips und kein Stuntman, was für sein Engagement spricht. Der Rest der Darsteller kommt hingegen etwas kurz, selbst Jami Gertz in der weiblichen Hauptrolle, aber auf eine Lovestory verzichtet „Renegades“ auch.

„Renegades“ ist ein charmanter Copfilm der alten Schule, nicht gerade innovativ und weder im Bereich Schauwerte noch im Bereich Humor auf der Höhe mit den Referenzwerken, aber trotzdem vergnüglich und mit diversen flotten Actionszenen gesegnet. Über dem Durchschnitt und mit „The Hidden“ sowie „12:01“ lieferte Sholder noch Sehenswerteres ab.

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