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Der Collie Lassie zählt mit dem Vorgänger Rin Tin Tin und dem modernen Äquivalent Beethoven zu den beliebtesten Film-Hunden aller Zeiten und schafft es sogar (wie Rin Tin Tin übrigens auch) zu einem eigenen Stern auf Hollywoods Walk of Fame. Kein Wunder, bedenkt man die lange Erfolgsgeschichte der Figur und natürlich den riesigen kommerziellen Erfolg den sie eingefahren hat.

Erdacht wurde der besondere Hund vom amerikanischen Trivialschriftsteller Eric Knight. In seiner Novelle „Lassie Come Home“ (deutsche Ausgabe: „Heimweh“) beschreibt er erstmals die Abenteuer seiner wohl bis heute berühmtesten Figur. Das Buch wurde zum Erfolg und schon 1943 – erst drei Jahre nach der Veröffentlichung – finanzierte MGM eine Leinwand-Adaption und setzte damit den Grundstein um den Lassie-Kult. Mehrere Fortsetzungen, Remakes und TV-Serien folgten diesem ersten Film und reizten das Thema vollständig aus. Doch zurück zu „Heimweh“

Der Film beginnt mit einer patriotischen Erinnerung daran, dass Autor Knight im Zweiten Weltkrieg heldenhaft für die Vereinigten Staaten gestorben ist und das das Land sowohl Männer wie ihn braucht als auch Hunde wie Lassie. Knight hatte selbst jahrelang Collies gehabt und konnte so sehr authentisch über ihre Charakterzüge schreiben und lässt Lassie niemals zum stumpf gezeichneten Superhund verkommen, der er später eindeutig wurde.

Die kleine Priscilla wird dargestellt von einer der größten Film-Diven aller Zeiten: Liz Taylor stand damals noch am Anfang ihrer Karriere und wurde schnell zum gefragten Kinderstar. Schon hier in „Heimweh“ überzeugt sie als engagierte und bereits sehr professionelle Schauspielerin und macht eine wesentlich bessere Figur als Roddy McDowell in seiner Rolle.

Für einen Tierfilm bietet „Lassie Come Home“ überraschend viel Tiefe, auch wenn sich die Kernaussage beschränkt auf die Lobpreisungen von Freundschaft, Treue und Tapferkeit. Typisch amerikanische Ideale werden unterschwellig stark verherrlicht und dem ganzen Film haftet etwas Patriotisches an. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass der Zweite Weltkrieg auf dem Höhepunkt war und Hollywood sogar Figuren wie Tarzan, Donald Duck oder Popeye gegen die Nazis in den Kampf schickte. Da kann man einer netten kleinen Tier-Parabel ruhig einen „erzieherischen“ Anstrich geben, kann ja nicht schaden.

Erstaunlich gut sind die starken Bilder von Kameramann Leonard Smith, der zu Recht eine Oscar-Nominierung erhielt. Seine Landschaftsaufnahmen sind sehr gelungen und erinnern in vielen Einstellungen an frühe Hollywood-Western. Einige Sequenzen bieten bildgewaltige Eindrücke und einprägsame Bilder, die optische Seite bietet somit wirklich viel. Außerdem weißt der Film eine erstaunlich gute Qualität auf, obwohl es keine digitale Aufbereitung gegeben hat.

Das die Geschichte relativ flach geraten ist und schon damals als vorhersehbar zu bezeichnen war, zieht den Film in der Bewertung nicht sonderlich runter. In einem Tierfilm zählen andere Kriterien und die dichte Inszenierung rettet die Handlung sowieso vor klischeehaften Durchhängern. Die Inszenierung von Regisseur Wilcox wirkt erstaunlich routiniert, bedenkt man das es sich um seinen ersten Langfilm handelt. Später drehte er noch eine Fortsetzung zu „Lassie Come Home“ und 1956 schließlich seinen wichtigsten Film, den Sci-Fi-Klassiker „Alarm im Weltall“.

Das wichtigste am Film ist natürlich sein tierischer Star und hier fand man einen wirklich geeigneten Hund: Die sympathische Ausstrahlung und das perfekte Aussehen in Verbindung mit der hervorragend gelungenen Dressur macht aus Lassie einen der erfolgreichsten Kino-Hunde aller Zeiten. Doch auch die Schauspieler um Lassie herum wirken nicht blass und machen ihre Sache sehr gut. Ausnahme bildet vielleicht der junge Roddy McDowall, der in seiner Rolle nicht ganz so überzeugen kann.

Fazit: Ein Klassiker des Familienfilms, der eine schier endlose Flut von Nachziehern lostrat und Vorbild wurde für etliche weitere tierische Stars wie zum Beispiel „Flipper“. Selbst nach so langer Zeit kann man sich „Heimweh“ noch gut angucken und Nostalgiker dürften ihre Freude mit diesem Film haben…

07 / 10

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