Review
von Cineast18
Für Susan (Barbi Benton) wird ein Routinebesuch im Krankenhaus zum Albtraum-Trip: Erst verschwindet die Ärztin, bei der sie eigentlich nur ihre Untersuchungsergebnisse abholen wollte, spurlos, dann wird sie von anderen Ärzten mit der Begründung festgehalten, sie könnte eine ernsthafte Krankheit haben und müsse beobachtet werden. Was sie noch nicht weiß: Hinter allem steckt ein rätselhafter Killer, der sich Mord um Mord seinem eigentlichen Opfer nähert.
Im Zuge der populären 80er-Slasher-Welle ist unter der Regie von Boaz Davidson auch dieser Killer-Reißer entstanden, der allerdings bis auf ein ungelenkes Zusammenmischen bekannter Genre-Zutaten nichts zu bieten hat. Hier ist wirklich alles stümperhaft zusammen geklempnert - angefangen bei der Tonspur: Fast den gesamten Film hindurch nervt der aufdringliche Soundtrack mit permanenter Spannungs- und Gruselmusik, die selbst simpelste Handlungen (das Aufschneiden eines Kuchens, eine medizinische Untersuchung, etc.) mit unterschwelliger Gefahr aufladen soll, allerdings schon nach einer Viertelstunde dermaßen penetrant ist, dass man sich wünscht, es möge einfach aufhören. Hinzu kommt eine schlampige, dümmlich wirkende deutsche Synchronisation, die die erbärmlichen bis lächerlichen Dialoge ("Ihre Frau steht unter Beobachtung." - "Unter Beobachtung? Was heißt das?" - "Das heißt, dass sie beobachtet wird.") noch zusätzlich erschwert.
Am schlimmsten aber ist die Dramaturgie fehl geleitet. Endlos ergeht sich der Film im Zerdehnen kleiner, unbedeutender Szenen; manchmal werden einfache Handgriffe durch langsame Bewegungen der Schauspieler, Nahaufnahmen und Gruselmusik mit einer Bedeutung aufgeladen, die sie schlicht und ergreifend nicht haben. Das soll sicherlich Spannung erzeugen, bewirkt aber das genaue Gegenteil: Spätestens nach der Hälfte des Films merkt man, dass hier eigentlich gar nichts passiert, und langweilt sich zu Tode. Da können auch eine Handvoll blutiger Szenen und ein brutales Finale nichts mehr retten.
Abgesehen davon fehlen der Story die elementarsten inneren Zusammenhänge. Dass der Killer derselbe ist, der seinen ersten Mord schon als Junge in der Einleitung begeht, steht die ganze Zeit fest - demzufolge kommt die überraschende Auflösung nicht sehr überraschend. Und weder wird hier etwas über die Auswirkungen des Kindheitstraumas der Hauptfigur erzählt, noch über die strafrechtlichen Folgen des Mordes für den jungen Killer. So riesige Logiklöcher findet man selten.
Immerhin gelingt es "X-Ray" beinahe versehentlich, in einigen Szenen eine beinahe kafkaeske Atmosphäre schwer greifbarer, surrealer Bedrohung zu erzeugen. Das liegt vor allem an dem völlig abgedrehten Verhalten der Ärzte, welches sicherlich auf das grottige Drehbuch und die miese Regie zurückzuführen ist. Und überhaupt wird jeder kleine Spannungsansatz durch die zickige, unsympathische und schon vom Aussehen her diva-artige Hauptfigur zerstört. Am Ende bleibt ein Filmskelett, dem es an inhaltlicher Fülle, logischen Zusammenhängen und Ideen ebenso mangelt wie an Talent bei Schauspiel, Regie und Drehbuch. Mit seinen menschenleeren, unpersönlichen Gängen ist hier das düstere Krankenhaus-Setting wahrhaft verschwendet.