Review

Die rote Dame und der lachende Schatten


Emilio Miraglias „La dama rossa uccide sette volte" wurde entgegen der sonstigen Gepflogenheiten im Deutschen per Titel eher verharmlost. Also kein „Die rote Dame tötet sieben Mal" und schon gar kein „Die sieben derben Attacken der Blutkönigin" oder so.


Der Titel begegnete mir immer wieder, als ich als Giallo-Neuling auf der Suche nach empfehlenswerten Beiträgen das Netz durchforstete und wurde als positives Beispiel für den Giallo angepriesen. Den Empfehlungen nach hatte ich dann eine gewissen Erwartungshaltung, die der Film dann nicht halten konnte.

Auf der Haben-Seite können wir einige schöne Bilder bewundern, wobei ich aber ganz klar sagen muss, dass die optische Qualität gerade im Vergleich zu anderen Gialli etwas abfällt und der Film insgesamt durchschnittlich fotografiert wurde. Alberto Spagnoli, der einige Highlights, gute wie schlechte, des Italo-Kinos ablichten durfte, feiert hier seinen Einstand als Kamerachef und macht den Job soweit ganz gut, aber herausstechende Spielereien wie in Martinos oder natürlich Argentos Filmen sucht man hier vergebens.

Der Score von Bruno Nicolai ist schön und kann ganz für sich stehen. Dabei ist er aus der filmischen Perspektive aber auch recht austauschbar, aber auch das ist kein Novum im Genre.

Bei den Schauspielern fährt der Film mit Barbara Bouchet natürlich einen Liebling der Genrefreunde auf und stellt ihr mit Sybil Danning, Marina Malfetti und Pia Giancaro schöne Frauen zur Seite, die dann eben auch nur schön sein müssen. Auf der männlichen Seite können weder Ugo Paglia noch Marino Masé wirklich punkten, aber dafür freute ich mich über Rudolf Schündler, der allerdings nur anfangs zu sehen ist. Und Nino Korda erinnerte mich irgendwie an Bruce Campell und hat daher ein paar Sympathiepunkte meinerseits eingefahren.

Wenn mann nun neben den durchschnittlichen technischen und darstellerischen Werten auch die inhaltlichen Aspekte hinzunimmt, fällt „Die rote Dame" dann fast ein wenig ab. Die Morde sind teilweise echt lahm inszeniert und die Regie macht zu wenig aus ihnen. Die Szenen sind (fast alle) beinahe spannungslos umgesetzt worden und der zu erwartende Anteil an grafischer Gewaltdarstellung fällt dann doch geringer aus und liegt damit eher unterhalb des Durchschnitts.
Dabei hätte man aus dem Würzburger Schloss doch mehr Grusel herauskitzeln können und vereinzelt nutzt Miraglia ja auch das Set Piece gelungen aus, aber über die Laufzeit gesehen wirkt sein Film oftmals eher spannungsarm und lässt wünschen, dass vielleicht doch etwas Übernatürliches sein Unwesen treiben würde. Der obligatorische Twist ist irgendwie erwartbar, aber zumindest gibt es ein Finale, dass dann keine Gefangenen macht.


Fazit

„Die rote Dame" bietet durchschnittliche Giallo-Kost mit Anleihen beim klassischen Gothic-Horror und wartet mit schönen Frauen und ein paar stimmungsvollen Szenen auf. Spannung kommt aber kaum auf und die üblichen Zutaten, allem voran Sex und Gewalt, werden zwar beigefügt, hinterlassen aber mitunter den Eindruck der Pflichterfüllung. Am Ende legt der Film dann zwar nochmal eine Schippe drauf, aber unter den etwa 20-30 Gialli, die ich in den letzten Wochen gesehen habe, ordne ich „La dama rossa uccide sette volte" eher in der unteren Hälfte ein, da es etwas an Spannung fehlt und im Genre oftmals eleganter vorgegangen wurde.     

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