„Ruf nach Vergeltung“ ist ein ganz netter Actionkrimi, dessen spezieller Familienaspekt durch den Originaltitel „Next of Kin“ besser ausgedrückt wird.
Truman Gates (Patrick Swayze) ist ein Cop in Chicago, doch seine Wurzeln liegen auf dem Land. Aufgrund seiner Herkunft ist er auch Spezialist für randalierende Hinterwäldler, denen er sehr viel freundlicher gegenübersteht als seine rein städtischen Kollegen. So kann er auch einen Mann vom Land gewaltlos in Gewahrsam nehmen, als dieser sich verschanzt und muss ihn nur vor seinen Kollegen beschützen. Mit der Hinterwäldlerthematik gewinnt „Ruf nach Vergeltung“ an Profil, auch wenn die Erhöhung über die Städter teilweise lächerlich wirkt.
In Chicago arbeitet auch Trumans kleiner Bruder Gerald (Bill Paxton) als Fahrer eines Lastwagens. Er möchte aber schnellstmöglich wieder aufs Land zur Familie, vor allem zu ihrem ältesten Bruder Briar (Liam Neeson) ziehen, mit dem sich Truman allerdings zerstritten hat. Doch Gerald bekommt Probleme als die Mafia eine seiner Lieferungen rauben will und er sich wehrt: Er wird kurzerhand ermordet. Die Jagd auf den Laster bietet eine ganz nette, wenn auch nicht allzu spektakuläre Verfolgungsjagd.
Truman und seine Frau Jessie (Helen Hunt) fahren aufs Land, um den Leichnam zu überführen. Bei den Trauerfeiern wird Truman eines klar: Briar ist die Polizeiarbeit zu verklausuliert, da man die Täter kennt, aber keine Beweise gegen sie hat. Da Briar Selbstjustiz üben will, beeilt sich Truman zurück in der Stadt Beweise zu sammeln, um seinen Bruder aus der Sache heraushalten zu können. Doch die Mafia ist ein gefährlicher Gegner...
Genreregisseur John Irvin liefert mit „Ruf nach Vergeltung“ einen ganz unterhaltsamen Actionkrimi ab, auch wenn die Story vom tapferen Cop gegen den bösen Mafiaclan doch wie am Reißbrett geplant abläuft. Die Wendungen der Story sind OK, aber zum großen Teil auch absehbar. Das Tempo ist ganz anständig und die Geschichte kommt auch ein halbwegs solides Niveau an Spannung, so dass der Plot trotz des Fehlens von Innovationen nicht langweilt.
Das Element der Familie aus den Bergen ist eine ganz nette Beigabe, die den Film etwas von ähnlichen Genreprodukten abhebt, aber unheimlich interessant macht es den Plot dann auch wieder nicht. Die recht plumpe Erhebung der Leute vom Lande zu den scheinbar besseren, weil ehrlicheren Menschen nervt zuweilen auch ein wenig. Dafür kann das Familienelement ab und zu sogar etwas Dramatik einbringen, vor allem in den späteren Szenen mit Truman und Briar, auch wenn diese nicht allzu großen Tiefgang besitzt.
Die Actionszenen sind immer wieder eingestreut und halbwegs zahlreich, aber eine Übermenge darf man auch nicht erwarten. Es gibt ein paar Verfolgungsjagden, einige Prügeleien und ein recht ordentliches Maß an Schießereien. Diese sind allesamt recht gut inszeniert und auf unterhaltsamen Niveau. Überzeugend ist vor allem der etwas längere Showdown, in dem es heißt: veraltete ländliche Waffentechnik contra moderne Schießprügel.
Patrick Swayze spielt den Helden auf ganz ordentlichem Niveau und Helen Hunt macht ihre Sache als weibliche Staffage recht gut. Doch werden beiden von den ziemlich guten Nebendarstellern wie Liam Neeson, Bill Paxton, Adam Baldwin und Ben Stiller übertroffen.
Ganz netter Actionkrimi mit wenig innovativer Handlung, aber für ordentliche Unterhaltung reicht es immerhin.