Hillbillies im Kampf gegen die Chicagoer Mafia...
Truman Gates ( mit ganz unglaublich fieser Frisur verkörpert durch Patrick Swayze ) ist Polizist in Chicago. Sein kleiner Bruder ( in einer frühen Rolle: Bill Paxton ) schlägt sich mit Schiebereien durch, als er, eines Exempels wegen, von der lokalen Mafia ( mit dabei: Ben Stiller, ebenfalls in einer seiner ersten Rollen ) ermordet wird. Das ist für Gates und dessen Familie ( Bruder Briar: Liam Neeson, der später mit Darkman und Rob Roy bekannt wurde ), die nach wie vor in den Appalachen zu Hause ist, nicht hinnehmbar, und daher wird der große Bruder Briar in die Stadt geschickt, um Rache zu nehmen. Dies geht jedoch nicht ohne Truman, der auf Einhaltung des Gesetzes pocht und den Mörder ordnungsgemäß verhaften will. Als aber Briar ebenfalls von den Mafiosi erschossen wird, ist Schluß mit lustig, denn nun kommt die ganze Sippe aus den Bergen in die Stadt – und dann geht es Auge um Auge.
John Irvin hat uns schon so manche Perle beschert, man denke nur an den sagenhaften „Raw Deal“ mit Arnold Schwarzeneggger in der Hauptrolle. Hier nun ist es Swayze, der den Film tragen soll, doch das gelingt ihm nicht. Im Stile eines drittklassigen Fernsehkrimis plätschert der Film bis zur Minute 85 dahin, keine Schießereien, keine Action, und auch die Story an sich ist ziemlich belanglos. Völlig unnötig beispielsweise etwa zehn Filmminuten, in denen die häuslichen Umstände von Polizist Truman und seiner Frau beschrieben werden, es ist dem Zuseher herzlich egal, daß die Dame irgendwann schwanger ist. So plagt man sich und spult ein bißchen vorwärts, immer hoffend, daß bald einmal die Action kommt. Und die kommt dann zwar auch, entlädt sich aber in einem kurzen Shootout im Lager der Mafiosi und einem etwas längeren auf einem Friedhof – und das war es dann auch schon. Von den Ländlern ist dabei nicht allzu viel zu sehen.
Next of Kin ist ein Film der verpaßten Gelegenheiten. Ob die Familie Gates nun aus den Appalachen kommt oder nicht, ist völlig egal, denn die Familienmitglieder spielen bis kurz vor Schluß keine Rolle. Es wäre interessant gewesen, die Hillbillies gegen die Mafiosi antreten zu lassen, mit unorthodoxen Methoden kämpfend, aber statt dessen sehen wir fast über die gesamte Filmlänge nur die beiden Brüder. Als die Familie dann zum finalen Gefecht anrückt, werden dabei leider auch Potentiale verschenkt – statt großer Auseinandersetzung nur eine durchschnittliche Schießerei. Schauspielerisch ist die Sache auf mittlerem Niveau, aber für einen Actionfilm gibt es einfach zuwenig Action. An sich könnte der Film als Fernsehkrimi durchgehen, und in jedem mittleren Schimanski ist mehr Gewalt vertreten als in Chicago – somit ab ins hinterste Filmregal damit, oder gleich verkaufen, denn beim zweiten Ansehen wird das nicht besser. Leider nur knappe 4/10.