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Mit einem Mid-Budget von 35 Mio. USD ausgestatteter Action-/Kriegesthriller aus den Händen von Martin Campbell, der über dergleichen Budget auch in The Foreigner (2017) verfügen durfte, die letzten Jahre mit Memory - Sein letzter Auftrag (2022, geschätzte 30 Mio. USD) und The Protégé – Made for Revenge (2021) über ähnliche finanzielle Mittel Herr sein durfte, die Filme sich aber zumindest an den Kinokassen als wenig einträglich entpuppten; ein Schicksal, was auch diese Produktion betreffen dürfte, zumal der Kinostart parallel zur Video On Demand Veröffentlichung bereitstand. Und hinter dem Film mit dem diesjährig sowieso auf ganzer Linie scheiternden Lionsgate als Distributor und dem mit einem noch übleren Ruf ausgestatteten Millennium Media sowie den Nu Boyana Film Studios auch nicht gerade die Garanten für Qualitätsware stehen. Campbell, der immerhin schon den nächsten Actionthriller mit Cleaner (2025) im Abschluss hat, kennt die Höhen und Tiefen des Filmgeschäftes, zu den Highlights natürlich die jeweiligen Kickstarts der Bond-Ära von Brosnan und Craig, ansonsten eher als guter Handwerker verschrien, was jetzt auch nichts Schlechtes per se ist:

Während des Abzugs aus Afghanistan im Jahre 2021 übernimmt die ISIS mit wieder die Führung im Land, darunter Amir [ George Iskandar ], der eine Gruppe Frauen entführen und hohes Lösegeld fordern lässt. Die zuvor vor Ort in Gefangenschaft befindliche Soldatin Jessica, Spitzname 'Jake' wird von ihrem Bekannten Travis [ Christopher Backus ] für eine als ärztliche Hilfsaktion getarnte Rettungsmission angeheuert, zusammen mit dem richtigen Arzt Dr. Mike [ Edmund Kingsley ], der Sanitäterin [ Ruby Rose ], einer Bombenspezialistin [ Maria Bakalova ], einter Technikerin [ Jojo T. Gibbs ], einer Scharfschützin [ Emily Bruni ] und einer ortskundigen Afghanin [ Rona-Lee Shimon ], plus den Fahrern Abbas [ Aziz Çapkurt ] und Malik [ Reza Brojerdi ], zwei Brüder. Die Mission entpuppt sich schnell als Todeskommando.

In Afghanistan spielend, nicht gedreht, aber vortäuschend, im Kriegsgebiet, viel Zerstörtes, viel dem Erdboden gleich gemacht, oftmals Ruinen bloß von Gebäuden, was noch über ist und was noch steht. Schutt und Asche und Geröll, die Menschen haben sich an den Zustand gewöhnt, sich dem angepasst, versuchen ihr Leben weiterzuleben, egal wie schlimm es derzeit steht und wie arg es noch wird. Im Hinterhof eine Gruppe Gefangener, wie Hunde gehalten, im Zwinger eingepfercht, blutig geschlagen, wie allem abgeschlossen fast, nicht aus dem Lande und keine Hoffnung auf Erlösung mehr. Abgemagert und zerschunden durch die 'Behandlung' der Terrormilizen, als Mittel zum Zweck genommen, degradiert von Subjekt zum Objekt, von den Geiselnehmern entwürdigt und nur als Werkzeug benutzt, als Opfer einer öffentlichen Steinigung, nur ein Hubschrauberangriff und ein Eingreifen der Soldaten rettet die einzige Frau im Fokus der Würfe aus zersplitterten Beton hier. Eine ungleiche Situation trotzdem, eine hoffnungslose Schießerei, man rettet nur eine einzige Person, der Rest der Gefangenen bleibt im Feindeslager, mit Kopfschüssen zur Exekution.

Eine ungewöhnlich ernste Herangehensweise des eher für seichte Unterhaltung bekannten Campbell, teilweise zerstört die Effekttechnik die Illusion, die Tricks (wie eine Hubschrauberexplosion) ab und an deutlich, die Finanzierung begrenzt, kein Wunderwerk möglich. Das Thema nicht zur Berieselung gedacht, auch kurz darauf fallen Schüsse, in Pakistan, ein Überfall auf eine eigentlich geschützte Schule, die Taliban am Agieren, am Töten und Morden, ein terroristischer Akt trotz Wachmannschaften auf Wehrlose, auf Schüler und Studentinnen, auf die Schwachen der Gesellschaft, blutige Einschüsse und ein massenhaftes Kidnapping, ein skrupelloses Vorgehen; Feindbilder gesucht und in der ISIS gefunden, daran sollte es nicht scheitern hier. Ein schneller und brutaler Start, zur Verdeutlichung des Ganzen, zur Dramatik angeheizt, zur Prämisse vorgebend, der Gegenwehr und der Rekrutierung dafür.

Die Hauptrolle dabei trotzdem vergleichsweise eher unsympathisch gezeichnet, "Courage over Safety", ein männlicher Spitznamen, verärgert über jeden und alles, auch über sich selber, im Frust verhärmt, hier in einer Art The 355 (2022), nicht im Spionage-, sondern im militärischen, gleichsam fiktiven, auch ähnlich gehandhabten Film. Die schauspielerischen Leistungen der wenigen Männer in den Nebenrollen erweisen sich dabei als 'natürlicher' als die der Frauen, was schade ist, da doch eine Reihe bekannter Namen darunter fällt, die sich eigentlich nichts mehr beweisen müssen und anderen auch nicht, weniger wäre manchmal mehr gewesen in die Schauspielführung, eine Reduktion der zur Schau gestellten Härte, dem Gleichzug. Die Kamera folgt dabei meist Green, eindeutig die Führung, in der Einleitung schon gesehen, im Mission Briefing, in den Alleingängen, dem strikten System. Produktionstechnisch versucht mal sich von der besten Seite zu zeigen, trotz des vergleichsweise überschaubaren Budgets (The 355 hatte ein Volumen von 75 Millionen USD), dekorativ auf schäbig getrimmt, der 'cheap look', eine Illusion der Drehorte-Ist-gleich-Handlungsorte angestrebt. Campbell filmt das relativ unpersönlich, aus der Entfernung eher, der Distanz, der Entfremdung fast, ein kurzes Prozedere aber, kein Aufenthalt länger, viel in Bewegung, die Zeit läuft, die Frist ist gegeben.

Eine erste Gefahrenlage bei der Überquerung der Grenze würzt die Emotionen an, die Situation brenzlig, das Verhalten unstet, man kann reagieren, man kann sich alles gefallen lassen, die Entscheidung steht an. Hektik und Chaos überall, die Inszenierung ruhig dagegen, übersichtlich, fast altmodisch gehalten, wäre nicht das stets aktuelle politische Thema. Eine Autobombe vor der lokalen Polizeistation verbindet eine massive real gedrehte Explosion mit der Nachhilfe aus dem Rechner zur Verstärkung, ein Bürgerkrieg am Laufen, die Quellen der Informationen unterschiedlich, die Informationen unterschiedlich, ein allgemeines Misstrauen selbst im Team, ein Jeder stirbt für sich allein zuerst, später dann verbunden im Kollektiv. Ein Überfall auf ein Waffenarsenal mit Molotowcocktails, Landmimen und RPG zur Aufrüstung der eigenen Gerätschaften, dazu politische Fragen, moralische Dispute, bürokratische Hürden, nebenher eingeworfen, quasi das Kandahar-Malheur, taktisch der erste Angriff auch eher ein Desaster hier; eine Attacke auf einen Gefangenenkonvoi funktioniert sowohl in der Umsetzung als auch dem Verhau schon mehr. Verluste werden gemacht, Gräber ausgehoben, Campbell beweist sich dabei durchaus als Action-Profi, gerade auch in der Erstürmung des Hauptquartiers, ansonsten ist das Ganze eher vergessenswert.

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