Review

Ich gebe gleich zu, dass ich ein großer Fan davon bin, wie Cronenberg sein Kino gestaltet.
Waren bei seinen Frühwerken "Shivers","Brood" und "Rabid" noch die Ideen beeindruckender als das Budget und das Handwerk, so entschied er sich hier für eine viel bewusster ruhige Grundlinie der Inszenierung, welche Raum für die unendlich detailreichen Aufnahmen und Konstellationen bietet, ohne total verwirrend zu wirken.
Die Figuren sind sehr typisch für Cronenberg: der Held ist nicht wirklich sympathisch und man kann kaum leugnen, dass man für den von Micheal Ironside erschreckend gut gespielten Deryl zumindest dessen gnadenlose Dominanz und Gerissenheit beneiden muss. Dabei gehört er sicherlich zu den gemeinsten Horrorfiguren, die je auf der Leinwand waren: seine Kompromisslosigkeit im Umgang mit Gegnern, oder auch nur wenn er etwas demonstrieren will, ist atemberaubend und gnadenlos sadistisch. Er liebt es, die Menschen dabei zu beobachten, wie sie sich durch ihn selbst vernichten.
Die Heldenfigur Cameron bleibt dagegen den ganzen Film über ohne unglaubwürdig heldenhafte Züge, dient vor allem dazu, dem Zuschauer die Scanner-Fähigkeit nahe zu bringen und ihn letztlich als gewachsenen Gegner für Deryl zu etablieren. Interessanter als seine Figur sind so ziemlich alle anderen, welchen man im Film begegnet - z.B. die aufständische Scanner-Selbsthilfegruppe, oder der Scanner, der seine Kräfte auf göttliche bizarre Skulpturen umformt.
Nebenbei schafft der Film einige der klassischen Horrorszenerien, welche einem so schnell nicht aus dem Kopf gehen - von der legendären Kopfexplosion, über die abstossende Finalschlacht, bis hin zum gezielten Einsatz von "Archiv"-Schwarz-Weiss-Aufnahmen, um die psychopathischen Züge von Deryl hervor zu heben, in einem Stadion, in dem er vielleicht noch beeinflusst hätte werden können.
Ansonsten sind es diese vielen einzelnen Einstellungen, welche man bewusst gar nicht so wahrnimmt - die absurden Waffen, welche die Armeeleute tragen; die unnötige Weise, wie diese Armeetypen einen einfliegenden Helikopter im Kreis umstellen; die wortlose Charakterisierung der Mörderbande, die aufständige Scanner hinrichten soll, und dabei einen Heidenspass hat.
Fazit: Einer DER Horrorklassiker, den Cronenberg nur noch mit "Videodrome" überbieten. Naja, "The Fly" und "A History of Violence" sind auch nicht ohne, aber SO gut waren sie nicht.

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