Review

Dass C. Thomas Howell trotz „The Hitcher” nie der Durchbruch gelang, ist hinlänglich bekannt und seine nun wahrlich nicht vor Highlights strotzende B-Movie-Karriere bittere Wahrheit.
Mitte der Neunziger heuerte er unter anderem unter dem damals gerade sehr erfolgreichen und unter Actionfreaks beliebten Independent-Studio P.M. Entertainment an, um auch in zwei Fällen Regie führen zu dürfen. „Pure Danger“ ist einer davon.

Das Gute zuerst: Stunt-Koordinator Spiro Razatos ist mit an Bord und das garantiert schon mal ein paar Verfolgungsjagden vom Feinsten. Die ersten fallen für seine Verhältnisse noch unspektakulär aus, die letzte, überlange Blechschadensequenz, eigentlich das Finale, mündet dann aber in einem mal wieder unglaublichen Knäuel sich überschlagender Pkws, durch die Luft fliegender Lieferwagen und alles zu Mus verarbeitender LKWs. Razatos Handwerk ist mal wieder vom Feinsten und allein deswegen lohnt sich das Anschauen von „Pure Danger“ schon.

Angesichts dieser Sequenz ist es schade, dass der Film ansonsten nur aus den üblichen Versatzstücken eines typischen P.M. – Films besteht. Den einzigen Unterschied macht der sich hier doch ärgerlich in den Vordergrund spielende Humor, der ganz auf seine zeitweise debilen und trotteligen Figuren setzt, die wiederum selbstironisch mit einigen Genreklischees umzugehen versuchen, dabei aber peinlichst scheitern. Sicher, der Versuch sich auf diese Weise der genrebedingten Eintönigkeit zu entziehen, war redlich, ist aber total missglückt. Ich mag die P.M. – Filme dann doch lieber eine ganze Spur ernster.

C. Thomas Howell fällt mit Pomadenfrisur und Pornorotzbremse inmitten der Schar unbekannter B-Mimen nicht weiter auf und arbeitet als auf Bewährung entlassender Knacki Johnie Dean in einem kaum besuchten Pub an einer Landstraße, in den sich eines Tages mit letzten Kräften ein schwarzer, schwer angeschossener Verbrecher schleppt und ihm nebst Johnies Kollegin Becky (Teri Ann Linn) seine Leiche inklusive einer Tasche voller Diamanten zu vermachen. Die Chance ergreifend, brennt das Paar durch, um sehr schnell zwei rivalisierende Gangsterorganisationen am Allerwertesten kleben zu haben, die die wertvollen Steine auch gern in ihren Besitz haben wollen.

Sonderlich viel Leerlauf herrscht in „Pure Danger“ zwar nicht, aber abseits von wenigen, ordentlich in Szene gesetzten Shootouts, muss man sich schon auf die nächste Verfolgungsjagd von Razatos freuen, denn so viel gibt der Plot selbst nicht her. Johnie und Becky flüchten halt ständig, vertrauen sich Johnies altem Kumpel an, werden reingelegt und müssen wieder die Biege machen, um knapp mit dem Leben davon zu kommen.

Der alberne Grundton ist da nicht sonderlich hilfreich, weil er das Geschehen zeitweise zu einer Lachnummer macht und das kontinuierliche Abklappern bekannter P.M. – Spelunken (u.a. Striplokal, Bars, verrauchte Hinterzimmer etc) sorgt noch auch nicht gerade für Abwechslung im Alltag eines ansonsten typisch ablaufenden Pepin/Merhi – Films.

Klischees sind vor allem hinsichtlich der sich in der Wolle liegenden Gangsterparteien zwar einige vorhanden, schlagen aber dank angepasster Erwartungshaltung kaum negativ zu Buche und zum Schluss, wenn man sich tatsächlich ein wenig um das arg ramponierte Pärchen sorgt, eröffnet das Drehbuch noch einen ungeahnten Schlussgag, den ich so einem ansonsten doch eindimensional geschrieben Film gar nicht zugetraut hätte.

Ansonsten bleibt der Film nämlich altbewährt. Das Pärchen kommt sich zwangsläufig näher, eröffnet eine Romanze und gesteht sich gegenseitig die tragische Vergangenheit, wird dem Zuschauer allerdings nicht sympathisch, denn um ans Herz zu wachsen, ist vor allem Howell einfach zu doof und naiv.



Fazit:
Sofern man lediglich rein die Handlung betrachtet, ist „Pure Danger“ ein uninteressantes Stück B-Action, das mit seinem durchstrukturierten Reißbrett-Plot wahrlich keine Bäume ausreißt, mit seinen Albernheiten auf die Nerven geht und über einen bestenfalls spielenden Cast verfügt. C. Thomas Howells Inszenierung ist, nebenbei bemerkt, auch so furchtbar attraktiv nicht, aber wenn Razatos ans Steuer darf, gibt es immerhin zu jeder Tageszeit handwerklich einmal mehr Applaus verdienende Verfolgungsjagden inklusive eines krönenden Abschlusses.

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