Mit „ Sechs Tage, sieben Nächte“ gelang Ivan Reitman endlich mal wieder eine bessere Komödie. Wer zuletzt „Evolution“ gesehen hat, wird von diesem Werk positiv überrascht sein, was aber eigentlich nur den Dialogen und den beiden Hauptdarstellern zu verdanken ist. Vor allem die Geschichte selber ist nämlich mau.
Der Film handelt von Robin Monroe (Anne Heche) , einer vielbeschäftigten Fotografin aus New York, die ihren Urlaub auf einer tropischen Insel zusammen mit ihrem Freund Frank (David Swimmer) macht. Nachdem er ihr dort einen Heiratsantrag gemacht hat, ruft ihre Chefin an, die sie für einen dringenden Job auf einer Nachbarinsel braucht. Robin willigt ein, um sich von dem heruntergekommenen Flieger Quinn (Harrison Ford) rüberfliegen zu lassen. Doch leider fliegen sie in ein Unwetter, was sie zu einer Notlandung auf einer unbewohnten Insel zwingt. Da sitzt das ungleiche Duo nun.
Die Geschichte und der Verlauf sind vielleicht gerade mal durchschnittlich, so wird der Film eigentlich auch erst wirklich gut, wenn man die Bruchlandung überstanden hat. Vorher gibt es nur einen kurzen Leckerbissen, durch einen besoffenen Quinn, der Robin unbedingt einen Drink spendieren können. Bei dem Gesülze rund um Heirat und die New York Episode kann man getrost vorspulen.
Doch sobald die beiden Figuren endlich im Flugzeug sitzen entfaltet der Film seine Stärken. Einfach himmlisch, wenn der gestresste Quinn versucht die Maschine oben zu halten, während Robin das alles „scheißegal“ ist, da sie jede Menge Antistresspillen einschmeißt und ziemlich glücklich im Flugzeug sitzt. Über die computergenerierten Außenansichten kann man bei dieser Art schon mal hinwegsehen.
Auf der Insel gestrandet beginnt man sich auch gleich zu streiten. Das fängt bei der völlig sinnlosen Diskussion über den bezahlten Flug an und endet damit, dass Robin wegen eines aufgeblasenen Gummiboots eingeklemmt im Flugzeug sitzt und mit dem Gesicht an der Scheibe nach draußen starrt, um Quinn später zu fragen ob er kein Alleskönner sei, der mal eben mit einem Taschenmesser ein Haus aus dem Urwald stampft. Seine Reaktion kann man sich vorstellen...
So bekommt man als Zuschauer in der Folge immer wieder Dialoge geboten, die wirklich zum wegschmeißen sind. Für Situationskomik ist dennoch auch gesorgt. Wahnsinn, wenn Quinn sich mit Grünzeug zukleistert, um dann auf Pfauenjagd zu gehen oder Robin mit der einzigen Leuchtkugel eine Palme in Brand schießt um ein 10 km hohes Linienflugzeug auf sich aufmerksam zu machen.
Etwas unverständlich warum die beiden sich nun auf der Insel näher kommen. Ziehen sich Gegensätze etwa so sehr an? Passend, dass sich parallel dazu ihr Verlobter anderweitig verliebt.
Spaßiger wäre es aber gewesen, wenn die beiden so streitbar geblieben wären. Denn die folgenden Einfälle Reitmans sind entweder aus der Luft gegriffen, überflüssig oder einfach unpassend. Das fängt bei den plötzlich auftauchenden, mordenden Piraten (u.a. Danny Trejo) an, die plötzlich (Warum eigentlich?) die beiden töten wollen und hört bei dem Minibeben auf, bei dem die beiden in eine Erdspalte fallen und wieder rausrollen, worauf Quinn ihr einen Skorpion aus den Haaren pflückt. Passt alles nicht so ganz in das Gesamtkonzept des Films und wirkt wie mutwillig eingeschobenes Stückwerk um den Film spektakulärer zu machen und auf Spielfilmlänge zu bekommen.
Selbiges wird auch am Ende wieder deutlich, wenn unbedingt noch gekünstelt das Happy End herbeigeführt werden muss.
So bleibt das einzig gute das auf der Insel gestrandete Streitpaar, dass sich immer wieder gern gegenseitig einen auswischt. Allein das „Schlangenszenario“ ist schon sehenswert und wenn Quinn mal eben ins Gebüsch geht um zu fluchen gibt es wirklich kein Halten mehr. Doch auch Robin hat so ihre Szenen (Stichwort Mobiltelefon).
Harrison Ford hat man wohl noch nie so humorvoll gesehen, denn den grummelnden, heruntergekommenen Piloten verkörpert mit ungeheuer viel Spaß und Einsatz. Schon in seinem Vortrag, was ihm an Robin nicht passt merkt man ihm die Freude (keineswegs bösartig) an.
Anne Heche sorgte im Vorfeld für einen Skandal, das sie lesbisch war und nun mit einem Mann harmonieren sollte. Von Problemen merkt man aber im Film nichts, ganz im Gegenteil. Obwohl ich Heche genau so wenig wie Julianne Moore ausstehen kann muss ich hier eine gute Leistung assistieren. Sie harmoniert mit Ford wirklich prima, da sie scheinbar nie den Ernst ihrer Lage begreift.
Fazit:
Nur dank des Duos Ford/Heche und sehr gelungenen Dialogen ein überdurchschnittlicher Film. Bei der Geschichte und den unpassenden Einschüben, sowie dem gekünsteltem Ende wäre der Film sonst kläglich gescheitert. Da hätten auch die tollen Inselbilder nicht mehr viel retten können.