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"Hello, Jie. That policewoman is here." - "She can come whenever she wants? Then we can't let her leave as she wants."

Neben Chris Hui Siuqiang hat sich vor allem auch Qin Pengfei als einer der Regisseure hervorgetan, die den chinesischen Action-Film im Bereich noch den Streamingdienstes, allen voran iQIYI hervorgetan haben; Qin ist ehemaliger Stuntman, der seine Meriten vor allem im modernen Reißer wie den Fight Against Evil a.k.a. Northeast Police Story Zweiteiler geschaffen hat, aber auch nebenbei Fantasy oder Wuxia bedient. 2024 war ein viel beschäftigtes Jahr für ihn, gleich mehrere Titel in enger Reihenfolge angesetzt gewesen, darunter neben dem Vorliegenden auch bspw. Black Storm, der eine recht ähnliche Besetzung und Szenerie aufweist, plus u.a. den kommenden Girls with Guns Flick Bodyguard und ein Iko Uwais Projekt:

Der Großindustrielle Cheng Jie [ Bao Bei'er ] glaubt fest an die Vorhersagen seines selbst erwählten spirituellen Meisters, der ihm zuweilen auch allerhand seltsame Ratschläge gibt, darunter der Geschlechtsverkehr mit einer fremden Frau, einer Angestellten von ihm. Auserkoren hat er sich Han Mei [ Zhao Xixi ], die allerdings trotz hohen Geldangebotes allerdings gar nicht damit einverstanden ist, von ihm allerdings vergewaltigt und ein Selbstmord vorgetäuscht wird. Han Meis Schwester, die Polizistin Qiu Yizhao [ Jiang Luxia ] heftet sich an seine Fersen.

San Xin Studios und Lianra Pictures sind hier die ausführenden Produktionsfirmen dahinter, 2016 der regnerische Beginn, die düstere Bedrohung, ein Verkehrschaos, selbst die Polizei kommt nicht durch, es gibt einen Notfall in der Aktion, zwei Undercover in Bedrohung. Menschenhand wird hier betrieben, junge, heranwachsende Frauen als Ware bezeichnet, angepriesen im düsteren Milieu, in abbruchreifen, leckenden, tropfenden Baracken, gekidnappt, von ihren Familien entführt. Blitz und Donner vor dem vergitterten Verlies, dem Kerker, vollgestopft mit Drogen, eine schmutzig Spelunke, eine Infiltration durch eine Polizistin, in Verkleidung als Opfer eingeschleust. Wehrhaft ist die junge Dame, gespielt von Jiang Luxia, kampferprobt im zahlreichen Geschehen, vorher im Kino als nahezu einzige Fighting Femme, jetzt gewürdigt im Streamingdienst. Den richtigen Regisseur, die richtige Begleitung durch Xie Miao und den richtigen Bösewicht, einen Schmierlapp par excellence hat sie auch dafür; doch erst werden ein paar Schergen vertrimmt, in Unterzahl auch noch, von der Figur natürlich kleiner und dünner, die Männer auch ohne Rücksicht, schmerzhaftes Gebaren, wirkungsvolle Schläge und Tritte, mit Aufmerksamkeit auf den Effekt. Die Polizei kommt zu Fuß angelaufen, eine Einzelkämpfermentalität hier, auf sich allein gestellt und allein okkupiert. Ein Kampf auf Leben und Tod hier, mit Beweglichkeit und Behändigkeit, werden schnell auch alle zur Verfügung stehende Mittel und Waffen zum Angriff und zur Verteidigung benutzt, Flaschen, Seile, Holzpflöcke, ein violentes Treiben, später eine Hilfe in der Not.

Jiang, die ihr Debüt um 2009 herum gemacht hat, ist hier eine große Hilfe für den Film; das Gleiche gilt für (das Cameo von) Partner Xie Miao, ein mittlerweile Vertrauter von Regisseur Qin, oftmals in dessen Filmen gesetzt und als Kampfmaschine besetzt. Beide qualitativ besser als die üblichen Darsteller, auch im Schauspiel, in der Präsenz, die Kampfkunst sowieso von der Pike auf gelernt. Auch die Inszenierung ist derer würdig, man bemüht sich um Ernsthaftigkeit, ein richtiges Ansinnen und Ansehen, ein Bemühen um Qualität, nicht bloß den Schnellschuss, sondern eine Nachhaltigkeit, das Schaffen einer Reputation, ein Vorwärtskommen in der Karriere, statt der schnellen Auftragserledigung. Farben und Akzente werden später in das Spiel gebracht, eine stete Unruhe, ein Androhen von Gefährlichkeit, ein Bewegen in der Gesellschaft, nicht außen vorstehend und nicht rein in der Fantasie gesetzt, sondern in der Öffentlichkeit, mit 'richtigen' Menschen, mit Kontakten und Beziehungen. Qin, Jahrgang '85, übt hier schon einmal für Bodyguard, sonst sind seine Filme meist mit Männern wie eben Xie Miao oder Ashton Chen besetzt; hier eine Kämpferin bereits im Vordergrund, mit Unterstützung, dazu Partygeschehen, Firmenfeiern, Massenszenen. Auch der Böse in der Geschichte wird anders als erwartet nicht überzeichnet, er hat sich lange unter Kontrolle, anders als in Big Match a.ka. The Big Shot (2019), dem offiziellen Veteran (2015) Remake, wo er eher ein Nervenbündel darstellte und eine Karikatur, ein aufgedrehtes Männchen.

Hier wird eher mit Bestechung, wenn auch im verhohlenen Sinne, mit Umschmeicheln, mit Beförderung und angebotener Unterstützung versucht, seine Ziele zu erreichen, gilt man nach außen hin als erfolgreicher Unternehmer, als Philanthrop, als Menschenfreund und Menschenkenner, selbst eine Störung auf der offiziellen Feier (durch das versuchte Fangen eines Verbrechers) wird nicht bestraft, sondern mit einer Entschuldigung vergolten. Es wird sich viel in der Gegend herumgetrieben, ganz unterschiedliche Schichten, ein Krimi angeleiert, ein Thriller, das Gesicht und die wahren Absichten hinter einer Fassade versteckt, eine Intrige gesponnen, die Wahrheit rückt erst später ans Licht. Ein unmoralisches Angebot wird gestellt, es wird nicht angenommen, es wird sich mit Gewalt geholt, der Anfang vom Ende beginnt. Ein Theaterschauspiel. Eine öffentliche Aufführung, eine PR-Arbeit, der Täter spielt das Opfer, die Polizei ist nutz- bis tatenlos, es wird auf eigene Fäuste (und dies mit bisweilen starkem Drameneinschlag) agiert.

Eine Chronologie des Geschehens nach dem Verbrechen wird geboten, Tag 1, Tag 2, Tag 3, Tag 4, Zeugen wurden bestochen, Auffälligkeiten registriert und beseitigt, eine Anspannung installiert, Blut vergossen und von den Händen abgewaschen, die Presse manipuliert. Zwischendurch gibt es Gegen-Aktionen, wird eine Wachmannschaft ausgeschaltet, fünf Männer gegen eine Frau, es steht von vornherein fest, wer verliert und wem die Knochen verrenkt werden und gebrochen. Generell nimmt die Action zu in der zweiten Hälfte der Laufzeit, Kämpfe im Treppenhaus, in einer Kneipe, in einer sehr beengten Wohnung, in einem schmuddeligen Hinterhof die Kamera immer mit aktiv im Geschehen, in den Hebeln und den Würfen, und dennoch übersichtlich, ein ungewohntes Exemplar der Verrichtung, ein besonderes Beispiel auch der physischen Vernichtung.







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