1992 sterben 111 Insassen bei einem Krawall in São Paulos legendärem Gefängnis Carandiru, welches als eines der härtesten Strafvollzugsanstalten Brasiliens gilt. Der Film basiert auf dieser wahren Begebenheit und begleitet den Aids-Arzt Drauzio Varella bei seiner Arbeit in diesem Gefängnis. Die Gefangenen fassen nach und nach Vertrauen zu ihm und erzählen ihm ihre Geschichten. Als die Gefangenen eine große Prügelei beginnen, gerät diese außer Kontrolle und die Polizei stoppt den Aufstand auf die bereits genannte Weise. Die Polizei hatte keine Opfer zu beklagen...
Der Regisseur Hector Babenco war bereits vorher Patient bei Dr. Drauzio Varella, welcher ihn zwischen 1990 und 1998 wegen seines Lymphdrüsenkrebses behandelt hat. So kam es auch, dass Babenco Varellas Buch "Carandiru Station" schon relativ früh zu lesen bekam.
Der Film zeigt in den ersten knapp 2 Stunden die Auseinandersetzungen in dem Knast und erzählt in Rückblenden die Geschichten von einigen Insassen. Erst dann lässt er das Massaker hereinbrechen, bei dem die Gefangenen willkürlich und ohne Widerstand zu leisten erschossen werden.
Trotz seiner beachtlichen Länge von 139 Minuten wird der Film nie langweilig. Die Einzelschicksale werden einfach zu interessant und emotional dargestellt. Allerdings hat man nur selten den Eindruck, dass man sich in einem der "härtesten Gefängnissen Brasiliens" befindet. Die Gefangenen können praktisch tun und lassen, was sie wollen. Auch der Gefängnisleiter wirkt sehr menschlich, was spätestens bei dem Aufstand, für dessen Folgen er nicht verantwortlich ist, deutlich wird. Irgendwie stelle ich mir einen südamerikanischen Knast anders vor...
Andererseits kommt es dem Film zugute, dass die Personen nicht alle als kaltblütige Verbrecher präsentiert werden. So fällt die Identifikation leichter und das Massaker wirkt noch erschreckender. Die Art des Erzählstils hat zudem eher Dokumentarcharakter und wirkt so aus meiner Sicht erfrischend anders.
Einziger echter Kritikpunkt ist die Qualität des Schauspielers, welcher Dr. Varella spielt. Das debile Dauergrinsen geht einem spätestens nach der Hälfte des Films gehörig auf den Geist...