Ich bin bei meinem Studienaufenthalt in Galway eines Abends über Father Ted gestolpert – und war begeistert.
Die Geschichte spielt auf dem kleinen fiktiven Craggy Island vor der Westküste Irlands. Die Hauptpersonen sind drei Priester in ihrer Kirchen-WG, einem einsam gelegenen Pfarrhaus auf saftig grüner Wiese, die sich mit allerlei weltliche und kirchlichen Problemen rumärgern müssen und sich dabei herzerfrischend dämlich anstellen. Im einzelnen wären dort Father Ted Crilly, der eigentliche Priester der Insel, der insgeheim von einer eigenen Gemeinde in Kalifornien träumt, der junge, unerfahrene und schmerzlich einfältige Hilfspfarrer Dougal McGuire (gespielt von dem Stand-up Comedian Ardal O'Hanlon) und der psychopatische Alkoholiker Father Jack Hackett, sozusagen der pensionierte Vorgänger von Crilly, dessen Tagesablauf aus Saufen und Schlafen besteht, und dessen einsilbiges Vokabular sich zumeist auf "feck", drink", "arse" und "girls" beschränkt. Abgerundet wird diese Gruppe wunderbar liebenswerter und eigentümlicher Charaktere von der Haushälterin Mrs. Doyle, die ihren Lebensinhalt primär in der Zubereitung von Sandwiches und Tee sieht. Außerdem gibt es noch einige weitere Personen, die immer wieder sporadisch in einzelnen Folgen ihren Auftritt haben, wie beispielsweise das spiegelbildliche Priestertrio der rivalisierenden Nachbarinsel Rugged Island oder Oberhaupt Bishop (Len) Brennan, der mit eiserner Stimme nachdrücklich die konservativen Tugenden der katholischen Kirche nach außen hin verteidigt und bibeltreue Disziplin von seinen Priestern fordert, dabei aber selbst viel mehr den weltlichen Genüssen und Lastern zugewandt lebt.
Überhaupt lebt die Serie eigentlich in erster Linie von den sarkastischen Seitenhieben auf die katholische Kirche und die eigenwilligen Charakterzüge der irischen (Lebens-)Kultur. Nicht von ungefähr kommt es da wohl, dass sich die irische katholische Kirche mit allen Mitteln gegen die Produktion dieser in ihren Augen fast schon blasphemischen Farce gewehrt hat. Kurzerhand haben sich dann die englischen Nachbarn großmütig bereiterklärt, die Serie ins Fernsehen zu bringen – mit überwältigendem Erfolg! Das irische Publikum hat sich sofort wiedererkannt, ebenso wie die Kirche, die wie bei "Father Ted" auch im wirklichen Leben nicht von diversen klerikalen Fehltritten und Skandalen auf dem grünen Eiland verschont blieb. Fernsehen, Fußball, die Existenz Gottes, der Reiz des Verbotenen und das Sehnen nach Berühmtheit – kaum ein Thema bleibt unberücksichtigt wenn Ted versucht, aus der Einöde von Craggy Island das beste zu machen.
Zugegeben mutet der Humor an manchen Stellen schon etwas albern an und als typisch britisch-schwarz kann man ihn wohl auch nicht bezeichnen. Ein leichter amerikanischer Einfluss bleibt dem Betrachterauge nicht verborgen, wenngleich man zumindest von Schlägen unter die Gürtellinie verschont bleibt. Andererseits strahlen die Episoden aber immer wieder neue Kreativität aus, wenn so absurde Ereignisse wie das Annual All-Priests Over 75's Five-A-Side Football Challenge Match auf dem Programm stehen oder ein Flugzeug voller Priester sich vor dem Absturz entscheiden muss, wer den einzigen Fallschirm berechtigt haben sollte.
Die einzelnen Episoden spielen zumeist auf Craggy Island und sind inhaltlich herrlich überzogen und fast schon surreal. Für Außenstehende, die sich weniger mit der irischen Lebensart und ihren Eigentümlichkeiten auskennen, ist der erste Einstieg vielleicht etwas zäh. Zahlreiche Anspielungen und Kontexte müssen erst mal mit ihrem realen Hintergrund zusammengebracht werden, um den Humor zu verstehen (so z.B. die fast schon schmerzhaft aufdringliche Freundlichkeit, mit der Gäste im Haus versorgt werden). Auch der irische Akzent und inseleigene Sprachphänomene, die entscheidend zur Stimmung beitragen und meines Erachtens einen großen Teil des Charmes dieser Serie ausmachen, sind nicht zwingend jedermanns Sache. Aber eine Synchronisation ins Deutsche würde vieles von dem zerstören, was den Kult von "Father Ted" ausmacht.
Meines Erachtens erreichte die Serie mit der dritten und zugleich letzten Staffel ihren kreativen und humoristischen Höhepunkt. Leider wurde danach die Produktion eingestellt; zwar hieß es bereits im Vorfeld, nach der dritten Staffel sei das Ziel erreicht, doch auch die letzten Hoffnungen der Fans wurden 1998 jäh zerstört, da Dermot Morgan, der Darsteller des Father Ted, unerwartet in Dublin verstarb. Episoden wie "Speed 3" oder "Kicking Bishop Brennan up the arse" sind für mich schon Klassiker und können mich auch nach 20 Mal anschauen immer noch begeistern. Auch wenn es traurig ist, dass die Produktion solch ein jähes Ende hinnehmen musste und ich gerne noch weitere Staffeln erlebt hätte, will ich doch schwer hoffen, dass an den kursierenden Gerüchten, eine amerikanische Produktion der Thematik sei geplant, nichts weiter dran ist. Das Original gibt es auf insgesamt 4 DVD, die in Irland an jeder Ecke zu haben sind und auch einzeln für den kleinen Geldbeutel erschwinglich sind.
Ergo: Anarchisch-verrücktes Vergnügen, das Kirche und Gesellschaft gleichermaßen nicht nur auf die Schippe nimmt, sondern eher schon mit der Schippe gnadenlos verkloppt. Für mich absoluter Kultstatus und klare 10 Punkte, für manch anderen vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig und ab und zu einen Tick zu albern. Ich mache aus subjektiven 10 und objektiven 8 Punkten glatte 9 – dann sollten alle zufrieden sein. (9/10)