Ok, wir lieben Captain Kirk.
Und wir lieben „Raumschiff Enterprise“.
Was wir nicht lieben, ist, wenn die Darsteller unserer Helden auch mal in andere Rollen schlüpfen.
Vor allem, wenn sie dabei mal so absolut gar kein Händchen haben und reihenweise in irgendwelchen Gurken mitspielen, über die sich später das Internet wegschmeißen kann.
Nachdem ich die Chose jetzt mit einigen Werken aus dem Oeuvre Leonard Nimoys durchgespielt habe, ist als Ausgleich jetzt mal William Shatner dran, der ja schon so manchen Schund veredelt hat: „Incubus“, „Nachts, wenn die Leichen schreien“, der absurd überschätzte „Mörderspinnen“ oder den staubtrocknen „Sole Survivor“.
Eine besondere Gedächtnismedaille muss jedoch auch „The Horror at 37.000 Feet“ erhalten, ein CBS-Movie-of-the-Week von 1973, der nicht nur mit einer extrem bescheuerten Prämisse aufwarten kann, sondern in Shatners Fall auch vom totalen Ausfall möglicher Besetzungssensibilität zeugt.
Ich verweise in diesem Zusammenhang noch mal auf das Produktionsjahr, in dem cineastisch gesehen, Fälle von dämonischer Besessenheit gerade total in Mode kamen, um sie dann am Ende immer bemüht zu exorzieren.
Aber ganz so einfach macht es ein „Qualitätsprodukt“ wie diese komplett im Studio runtergenudelte Flug-in-Gefahr-Produktion dem Zuschauer nicht beim Kauen und Schlucken.
Zunächst wirkt das alles wie die übliche Katastrophenfilm-Instant-Mix-Versammlung versemmelten Charaktere, die sich in nicht allzu großer Zahl in einem Nachtflug versammeln und erst einmal herzhaft anbitchen.
Das liegt vor allem in den Händen einer gewissen Mrs. Pinder, die augenrollend das Ende der Menschheit nahen sieht, wenn der stinkreiche Alan O’Neill sein Vorhaben vollziehen sollte, mittels dieses Fluges die in ein paar Tausend Einzelteile zerlegte Hauskapelle seiner holden Gattin Sheila von London nach USA zu überstellen, wo sie auf dem eigenen Grund und Boden wieder zusammen gesetzt werden soll.
In den Reihen dahinter sitzen u. a noch Ex-Tanzstar Buddy Ebsen als grummeliger Businessman, das sympathische Daueropfer Paul Winfield als emotionskontrollierter Arzt und als besonderes Schmankerl eben Ex-Priester Willi Shatner, der mit Glauben und Gewissen kämpfte und jetzt nur noch dem Geist des Schnapses den Garaus machen will. Dabei hat er auch noch ein obskure Dame namens Manya, die ihm hier und da mal ins Gewissen redet, bei der man aber vergessen hat, aufzuklären, ob sie nun seine Tippse, seine Freundin, seine Tochter oder eine Halluzination ist, denn sie wird ansonsten meistens von allen ignoriert.
Vorne im Cockpit sitzt dann übrigens noch unser aller Lieblingsnussknacker Chuck Connors und hat eine Mütze auf.
Start frei für das Drama und die Maschine hebt ab.
Und das war es denn auch schon, denn wie man bald feststellt, ist das Flugzeug im Steigflug von unbekannten Mächten eingefroren worden und rührt sich nicht von der Stelle. Praktisch für die Effektleute, die ihr Flugzeugmodell jetzt nur vor einem dunklen Hintergrund in der Luft fixieren mussten.
Das alles liegt – wir ahnen es schon – an der mühsam abgebauten Kapelle im Laderaum, die nun beginnt, eisig vor sich hin zu dampfen und der armen Sheila ein paar sinistre Beschwörungsgesänge in die Ohren zu säuseln.
Das ist natürlich nicht einfach nur ein christliches Kapellchen, sondern ein Schutzgebäude gegen dämonische Druidengeister, die nun gegen den Frevel in die Freiheit drängen. Ergo gibt es von nun an viel Kreisch und dämonische Kälteattacken im Flieger, auch mal einen Todesfall und einige interessante Bemühungen, die Kaltmamselln mittels des Verbrennens (im Flugzeug) aller möglichen Materialien, darunter einiges an Geld, zum Rückzug zu zwingen.
Bitte nicht falsch verstehen: 73 Minuten können unglaublich lang sein, vor allem wenn sich die nur äußerst mäßig unterhaltsamen Passagiere nur wenig Konstruktives zu sagen haben und sehr lange alle so tun, als ginge sie der Scheiß nichts an, bevor sie komplett durchdrehen. Shatner vernichtet derweil enorme Gin- und Vodka-Vorräte und spricht meistens mit sich selbst oder was auch immer er daran für Schauspielerei hält und erklärt sich bei Übernatürlichem für nicht zuständig.
Nachdem also alle die Kulisse ausgiebig ruiniert haben, deucht den Damen und Herren schließlich, dass die Druiden im Tageslicht wohl erst mal in die Knie gehen dürften. Schon dämmert es am Horizont und JETZT…HAHA….entscheidet sich Onkel Willi spontan, es jetzt den Druidenfuzzis aus good old england mal so richtig verbimsen, was nicht nur unnötig, sondern auch tödlich sein kann.
Dieses Stück Kulissenschieberei im besten Columbo-Stil wäre vermutlich ohne seine recht bekannte Besetzung und das Horrorthema komplett vergessen worden, kam so aber dann doch als „Dämonen über dem Atlantik“ bis in unsere Gefilde. Heute kann man den Film immer noch auf Youtube finden, wo man Shatners augenrollende Kirchenmannsleistung erst so richtig im Original zu würdigen weiß.
Es fehlt ein wenig Biss und Blut und Freunde von 70er-Shows wie „Night Gallery“ oder „Ghost Story“ werden das alles etwas zäh finden, aber allein um zu sehen, womit man in den 70ern die Leute vor das TV gebannt hat, kann man sich den kleinen Ausgleich gönnen.
Und irgendwie ist es „Kirk“ ja dann doch immer wieder wert. (3/10)