Der zweite Teil hatte eine weitere Fortsetzung ja bereits mehr als deutlich angedeutet und mit „Dracula III: Legacy“ wird nun ein weiteres Kapitel geschrieben.
Kenntnis des zweiten Teils ist fast schon Pflicht, denn die Vorgeschichte wird zu Beginn von „Dracula III“ nur grob angerissen. Dracula (Rutger Hauer) ist jedenfalls auf freiem Fuß, hat Lukes (Jason London) Angebetete Elizabeth (Diane Neal) zu einer der seinen gemacht, weshalb Luke nun mit Pater Uffizi (Jason Scott Lee) hinter dem Blutsaugerking her ist. Das dynamische Duo wird auch mit einer netten Vampirjagd eingeführt, denn „Dracula III“ legt ein höheres Tempo als der lahme Vorgänger vor.
Uffizi wird jedoch von der Kirche seiner Pflichten enthoben, weshalb er auf eigene Faust nach Dracula jagt. Neue Spuren führen ihn Luke nach Rumänien, wo gerade ein Bürgerkrieg tobt und die NATO alle Hände voll zu tun hat…
„Dracula III“ ist definitiv besser als der schnarchige „Dracula II“, aber so ganz überzeugend ist die Chose leider nicht geraten. Mit dem sichtlich schmalen Budget geht Regisseur Patrick Lussier mal mehr, mal weniger gut um. Einige Waldszenen und das Finale im Schloss sehen z.B. etwas billig aus, während an anderer Stelle wirklich beeindruckende, sehr atmosphärische Szenen zu bewundern sind wie z.B. die Szene mit den brennenden Vogelscheuchen und den dort in der Dunkelheit lauernden Vampiren. Im Gegensatz zu vielen anderen B-Movies ist der Ostblock aber hier auch der Ostblock und soll nicht ein anderes Land als Location doubeln.
Etwas unschön sind einige Logikfehler und Brüche mit den Vorgängern. So wird auf Draculas Judas-Herkunft gar nicht mehr eingegangen und dass der Fürst nun auf einmal gealtert ist, macht auch keinen Sinn außer der Tatsache, dass man mal wieder eine Stelle für Rutger Hauer kreieren musste. In einigen Momenten wird die Story dann aber erfreulich konsequent weitergeführt: Lukes Angebetete ist nach dem Biss nun mal verdammt, auch wenn er das nicht wahrhaben will, und auch Uffizi ist nach seiner Verletzung zu einem Halbvampir geworden. Da beklaut man zwar eifrig „Blade“, aber dafür hat Daywalker Uffizi ein relativ überraschendes Filmende im Gepäck.
Hauptmanko von „Dracula III“ ist jedoch erneut die Dramaturgie, die reichlich unausgereift ist. Die Jagd auf Dracula kann man bestenfalls als roten Faden bezeichnen, dazwischen geht es mal um die politische Lage, um mit Dracula kooperierende Milizen oder die englische Reporterin Julia (Alexandra Westcourt), die im Krisengebiet abstürzt. Zwar drückt Lussier immer viel aufs Gas und verwebt diese Plots so gut wie möglich mit der eigentlichen Geschichte, doch „Dracula III“ wirkt selten wie aus einem Guss und reichlich episodenhaft. So kommt auch das Finale recht plötzlich, wenn die beiden Helden in Draculas Schloss stehen, in dessen Keller zwar einige Vampirsklaven rumliegen, das aber bis auf den Grafen selbst keine Gegner wie z.B. Wachen parat hält.
Dafür besinnt sich „Dracula III“ auf die Momente, die bereits im zweiten Teil stark waren: Die Actionszenen. Nicht herausragend, aber auf gutem B-Niveau zoffen sich die beiden Helden mit Blutsaugern und Rebellen, dank eines halbwegs ansehnlichen Waffenarsenals kommt etwas Farbe ins Spiel und auch die Choreographie der Actionszenen ist recht gut. Einen Overkill an Action darf man nicht erwarten, die Konfrontationen sind aber ganz gut verteilt. Effektmäßig ist hier nicht allzu viel los, aber die FX sind ganz nett geraten und greifen auch erfreulich wenig CGI zurück.
Jason Scott Lee macht als „Blade“-Ersatz erneut eine ganz gute Figur ohne an das Vorbild heranzukommen und auch Jason London als Sidekick überzeugt. Die restlichen Darsteller haben mit wenig Screentime kaum etwas zu vermelden, nur Rutger Hauer ist als Dracula noch etwas häufiger zu sehen und spielt auch ganz ordentlich, ist aber von früheren Glanzleistungen Marke „Hitcher“ oder „Blinde Wut“ weit entfernt.
Unterm Strich ist der Abschluss der „Dracula“-Saga (das Ende bietet allerdings Raum für ein weiteres Sequel) ganz passabel geraten: Im Bereich Drehbuch und Dramaturgie offenbaren sich einige Schwächen, doch die Vampirhatz kann mit Stimmung, Action und Effekten auf ein recht gutes B-Niveau kommen.