Man-Eater (Der Menschenfresser) (1980)

Antropophagus aka Anthropophagous aka Man-Eater aka The Savage Island aka The Grim Reaper etc. (Joe D'Amato, 1980, 88 Films remastered Blu-ray)

Man-Eater, der Menschenfresser, einer der berüchtigsten Video Nasties, spaltet schon immer die Gemüter. Die einen feiern den Streifen, die anderen finden ihn lahmarschig und langweilig. Ich gehörte, bis vorgestern, ebenfalls zur zweiten Gruppe, hierzu gleich mehr.

Die Erstsichtung liegt schon sehr lange zurück, mindestens 20 Jahre. In meiner Splatterkiddiephase (das war ca. zwischen meinem 14 und 22 Lebensjahr, beim Tippen dieser Zeilen bin ich 39) musste alles fetzen, so wie ich es von Braindead gewohnt war! Braindead hat mich anfangs tatsächlich versaut und es hat lange gedauert bis ich mich von dem Film emanzipieren konnte und auch langsame(re) Filme zu schätzen wusste. Da Man-Eater einen Ruf als absolut unerträgliche Goregranate hatte, war ich sehr gespannt, ich hatte quasi einen Braindead 2.0 erwartet und wurde natürlich brutal enttäuscht, da meine Erwartungshaltung völlig an der Realität vorbeiging. Somit habe ich den Menschenfresser als lahm, langweilig und lasch empfunden und ich konnte den Kultstatus nicht nachvollziehen. Ich habe den Film dann ein paar Jahre später nochmal gesehen und bin zum selben Ergebnis gekommen. Vor Kurzem habe ich mal wieder bei einem meiner Lieblingslabels (88 Films) bestellt und während ich mich so durch den Shop arbeite, bin ich auf Absurd (Rosso Sangue) gestoßen. Ich dachte mir "Hey, den habe ich noch nie gesehen, nimm den einfach mal mit! Ach komm, dann kannste Anthropophagous auch gleich mit bestellen und dem Streifen eine finale Chance geben!". Gesagt, getan! Beide Filme sind im Warenkorb gelandet und wurden zügig geliefert. Absurd durfte dann ein paar Tage später in den Player und konnte mich nicht überzeugen, 5/10, maximal.

Aber zurück zum Grim Reaper. Vergangenen Samstagabend war es dann soweit, ich wollte einen Film gucken, konnte mich aber nicht richtig entscheiden. So durfte der Menschenfresser dann seine geringe Chance nutzen, mich nach all den Jahren doch noch zu überzeugen. Ich habe versucht den Film so vorurteilsfrei wie möglich zu gucken, ich hatte ganz grob noch im Kopf was mich erwartet und ich habe auch schon lange keine Probleme mehr mit Slowburn-Filmen, die gucke ich nun sogar richtig gerne. Und verdammte Axt, die Chance wurde mehr als genutzt! Ich war beim Abspann völlig platt und konnte es nicht glauben, wie gut mir der Film gefallen hat, es hat sich nahezu surreal angefühlt. Diese wunderschönen Drehorte, der fantastische Soundtrack, der ultra finstere Psycho-Kannibale und die geisterhafte Atmosphäre hatten mich komplett eingelullt, die Goreszenen waren die Kirsche auf der Torte. Auch den anfangs ruhigen Ablauf des Films habe ich überhaupt nicht mehr als langweilig empfunden, ganz im Gegenteil. Ich fand es klasse wie die Atmosphäre aufgebaut wurde, bis sich dann alles am Ende in einer übelsten Gewaltspirale entlädt. Da hat der alte Schlingel Joe D'Amato tatsächlich mal richtig gute Arbeit geleistet und somit gebe ich dem Film heutzutage eine wohlverdiente, fette 8/10 !