Joe D’Amato hat in seiner langen Filmkarriere gewiss viel Überflüssiges geschaffen, doch der 1979 entstandene Antropophagus hat sich für alle Zeiten einen Platz in der Filmgeschichte des Splatter- und Exploitationskinos gesichert. Doch kann der Film außer in den berüchtigten Gore-Szenen wirklich überzeugen?
Eine Antwort darauf ist nicht leicht zu finden, sicher ist aber das ein Mainstreampublikum kein Interesse mehr für den Film haben könnte. Zwar lief der Man-Eater international sehr erfolgreich im Kino, doch diese Zeiten sind für immer vorbei. Ende der 70er und Anfang der 80er florierte das italienische Filmgeschäft und bediente sämtliche (S)exploitationsgenres vom Mondo über Kannibalenfilm zum Zombiefilm, und mitten in dieser Periode kurbelte auch D’Amato seine berühmtesten Werke herunter.
Es lässt sich definitiv sagen das dieser Film zu den absoluten Höhepunkten im Schaffen des Vielfilmers zu zählen ist. Splatter- und Horrorfans sollten ihn zumindest gesehen haben.
Natürlich ist die Machart absolut veraltet, doch gerade der nostalgische Charme vergangener Horrortage macht den Film interessant.
Mit teils verwackelten und nervösen Bildern, atmosphärischen Schauplätzen und soliden schauspielerischen Leistungen gelingt es eine dunkle und teilweise unheimliche Stimmung zu kreieren. Leider wird ein Großteil dieser mühselig aufgebauten Qualitäten gnadenlos durch die deutsche Synchronisation zerstört, ähnlich wie in vielen Fulci-Filmen.
Besonders George Eastmans Verkörperung des wahnsinnigen Kannibalen ist zwar keine schauspielerische Höchstleistung, doch seine kultige Darstellung stilisiert seinen Charakter als unvergesslichen Italo-Horror-Favorit. Auch der restliche Cast ist angemessen, die Nebendarsteller sind zwar ziemlich untalentiert und blass doch Hauptdarstellerin Tisa Farrow kann vollauf überzeugen. Aus anderen Werken des Regisseurs ist man auf jeden Fall schlimmeres gewohnt. Auch der eindimensionale Score, an sich keine große Leistung, passt perfekt zum simplen Grundton und unterstreicht hervorragend die Atmosphäre.
Selbstverständlich bilden die Splatterszenen auch einen Hauptaspekt in „Man-Eater“, doch aus heutiger Sicht wirkt alles überrachend harmlos. Sicher ist die berüchtigte Embryo-Szene immer noch schockierend und auch die anderen Morde sind ziemlich grafisch inszeniert.
Wenn man den Film aber mit anderen italienischen Genrevertretern aus dieser Zeit vergleicht, so ist „Man-Eater“ gerade mal knapp über dem Durchschnitt und das nur wegen zwei kurzen, recht tabu brechenden Details.
Fazit: Freunde des guten alten exploitativen Kinos kommen voll auf ihre Kosten und splatterhistorisch hat sich der Film seinen Platz durchaus verdient.
Gute 6,5 Punkte