Eigentlich ist es ja unnötig, über diesen Schlocker noch irgendetwas zu schreiben; aber nach ein, zwei Gläsern Rotwein bitte ich den verehrten Leser, meine nostalgische Stimmung zu verzeihen, die es mir gebietet, jetzt auch noch meinen Senf dazu zu geben.
*Knister, Knacks* Lagerfeuer-Romantik kommt auf - Erinnerunegn an alte VHS-Jugendzeiten, als man diesen Streifen als Raubkopie einer Kopie einer Kopie einer was weiß ich was in übelster Qualität sah. "MAN EATER, ja MAN EATER, dass ist ein ganz heftiger Film, muss man gesehen haben, blablabla ". So war das halt damals.
Ok, schauen wir mal von heute aus auf das Teil. Joe D'Amato war ein kluger, gerissener Geschäftsmann, der wußte, wie man damals aus wenigen Mitteln einen billigen, schnell abgekurbelten Exploitation-Reißer machte, der ordentlich Gewinn einbringt. Und es sind ja nun auch ausnahmslos die beiden Skandal-Szenen, über die ausnahmslos gesprochen wurde. Zum einen die Geburtshilfe, bei der nach dem Tod der Mutter George Eastman sich des Fötus annimmt; und das Ende, in der Selbiger, nachdem er einen wohlverdienten Spitzhacken-Hieb in den Bauch bekommen hat, seine eigenen Innereien im Endstadium seines Deliriums verspeist. Das kam nicht besonders gut an bei Eltern, Lehrern, Pädagogen, Jugendschützern, Sittenwächtern und all den anderen Menschen, die sich auf der richtigen Seite wähnen. Husch, husch ins Körbchen (auf den Index) damit , und *schwupps* war der Kult geboren.
Italo-Freaks, Trash-Liebhaber und Komplettisten haben das Teil natürlich unterm Kopfkissen (die DVD-Version ist ja auch qualitativ genial und wer sie sich vor der Beschlagnahme nicht besorgt hat, ist selber schuld). Aber was bietet dieser Film demjenigen, der ihn noch nie gesehen hat und ihn nur aus der Legende kennt ?
Ich verrate es Euch: Ihr werdet enttäuscht sein ! MAN EATER ist ein gähnend langweiliger, um einige wenige, blutrünstige, aus heutiger Sicht jedoch dilletantisch schlechter Mordszenen konstruierter Schinken, den man wohl nur bei 40 Grad in der prallen Sonne oder nach drei Flaschen Rotwein goutieren kann - am besten wohl nach beidem zusammen. Dann allerdings dürfte das Aegäis-Feeling cool rüberkommen. Denn eine eigenwillige, ja einzigartige Atmosphäre kann man dem Teil ja nicht absprechen - nur schaut man sich einen solchen Film sicher nicht an, um den letzten Griechenland bzw. Mittelmeer-Urlaub vor dem geistigen Auge aufzufrischen.
Kranker Film, den am Stück zu genießen die härtere Probe gegenüber den vermeintlichen Ekelszenen darstellt. 4/10, weil das Teil trotzdem irgendwo seinen Reiz hat. Aber ein Punkt von den vieren ist einzig und allein den Erinnerungen an gute, alte VHS-Abende gewidmet. Im Klartext: Nur für Hardcore-Freaks und Leute mit zuviel Zeit und Kohle, und letzteres ist dieser Schlocker bestimmt nicht wert. Prost !