Wir befinden uns in den 80er Jahren. Videorecorder wurden erschwinglicher, Videotheken schossen wie Pilze aus dem Boden...und Horrorfilme der besonderen Gangart (Splattermovies) hatten Hochkonjunktur. Klar das irgendwann die Frage ob Sinn oder Unsinn dieser Art von Unterhaltung gestellt wurde und wie man gegen diese Jugendverrohung vorgehen solle – dieser Beitrag des ZDF diente dazu, die noch unwissende Bevölkerung aufzuklären.
„Mama, Papa, Zombie“. Ihr ahnt schon worauf dieser Titel hinaus will. Eine etwas debil wirkende Videothekarin klärt uns später auf: nachdem ein Mädchen das Ausleihen eines Zombiefilmes verweigert wurde und die Mutter in der Videothek Stress machte, wurde das Jugendamt informiert. Zu Hause fanden sie ein dreijähriges, psychisch kaputtes Mädchen vor, das nur die drei Wörter Mama, Papa, Zombie sagen konnte. Klar...
Nach dem anmoderiertem Warnhinweis beginnt der Film mit Szenen aus dem Film „Muttertag“, gerne als besonders krankes Vorzeigebeispiel von der damaligen BPS (Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften) angeführt. Natürlich werden diese Szenen auch kommentiert; unter den Kommentatoren befindet sich auch die noch junge Elke Monssen - Engberding. Natürlich ist der Beitrag gespickt mit irreführenden Falschaussagen („ah gleich spuckt er seine Innereien aus“ - was nicht im Film zu sehen ist). Zudem wurden auch Szenen gezeigt die in der eigentlichen Videofassung rausgeschnitten waren (der Hieb mit der Axt in die Lenden). Zur Diskussion von „Mutertag“ – „der läuft erfolgreich seit 2 Jahren im Kino!“ „Der läuft doch heute noch!“. Ohne Worte...
Nach einem kurzen Einblick über das Walten und Wirken der BPS kommt wahrscheinlich der „gefakteste“ Abschnitt der Dokumentation, der so etwas von offensichtlich gespielt ist, sicher aber das damalige Deutschland erschaudern ließ. Ein Reporter fragt eine Gruppe Jugendlicher in einer Freizeitstätte über den Film. Leicht grinsend und wie aus dem FF auswendig gelernt spulen sie ihre Sätze runter, wie hart der Film doch sei und was da alles passiere – Splatterkiddiegestammel eben.
Dann folgen grafisch aufgepeppte Statistiken über verkaufte VCR in Deutschland, wer was schaut und woher Videos und Videotheken kommen. Was die Politik dazu meint, welche Folgen Lehrer sehen, etc. Sicherlich interessant, aber sehr hetzerisch aufgezogen. Natürlich ist Zweck der Dokumentation Aufklärung, aber auch Beruhigung der Eltern. So werden auch Gesetzesneuerungen erklärt, u.a. wird auch die Neuerung des §131StgB aufgegriffen.
Klar das es auch Gegner dieser neuen Gesetzgebungen und zuviel Hetze gegen Horrorfilme gibt; bloß wird dieser Appell an die Eltern und an die Politik eines noch sehr jungen Professors weniger Anklang als die gezeigten Brutaloszenen gefunden haben, so das dies nur das „Sekündchen in dem heissen Beitrag“ war. Auch die Schelte eines Videoanbieters ist auch nicht wirklich kraftvoll aufgebaut.
Sicherlich am interessantesten ist der Versuch eines Lehrkörpers; Morgens fragt sie in einer vierten KIasse ob sie denn wüßten was „Zombiefilme“ seien, worauf (natürlich) die Finger nach oben gehen – Wortmeldungen werden uns aber erspart. (Klar das man solchen Kindern weniger eintrichtern kann als Jugendlichen). Abends die gleiche Fragestellung an die Elternteile. Dann wird der komplette „Ein Zombie hing am Glockenseil“ von Fulci gezeigt. Wir bekommen u.a. die Bohrmaschinenszene sehen. Schockierte, angewiederte Blicke. Doch bei ein paar Eltern ist ein Grinsen zu beobachten. Die meisten Reaktionen sind eindeutig negativ bewertend. Folgend eine kleine Diskussion über den Film mit z.T. abenteuerlichen Dialogen...
Fazit: Ein kurioser Beitrag, der in der heutigen Zeit wohl eher mehr zum schmunzeln anregen würde, denn schockiert. Denn momentan hat unsere Gesellschaft andere Probleme als ein aufkeimendes Angebot zweifelhafter Filme. Klar, reine selbstzweckhafte Gedärmehappenings mögen den "Einstieg" in die Welt des phantastischen Filmes erleichtern, doch nach dem x - ten Metzelfilm kommt Langweile auf und man ist doch mehr an Spannung und Handlung interessiert.
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