Review

Das Medium Video war schon in den 80igern ein heikel und kontrovers diskutiertes Thema gewesen. Speziell als die Preise für die entsprechenden Abspielgeräte erschwinglich wurden und Kannibale und Zombie nicht mehr nur im örtlichen Kino zu bewundern waren! Die Gefahr das alle Haushalte zu hirntoten und menschenfleischfressenden Bestien mutieren sollten- ersteres hat sich zumindest bewahrheitet, war manifest! Speziell die kleinen Stinker sollten von Zombie und Co bewahrt werden, denn für die kindliche Psyche ist mediale Gewalt ja „erwiesenermaßen“ der Anfang für delinquentes Verhalten.
Vor 24 Jahren, wurde sich also „dokumentarisch“ dem Sujet Horror- bzw. Splatterfilm, gewidmet und die sehr wahrscheinlichen Konsequenzen für die VHS konsumierende Jugend, apokalyptisch skizziert.

MAMA, PAPA, ZOMBIE

So der doch sehr unfreiwillig amüsante Titel dieses Dokudings!

Nachdem die stylisch gekleidete Moderatorin den Dokumentationsfilm mit der Warnung anmoderiert, dass explizite Gewaltszenen dargestellt werden, beginnt die reißerische „Aufklärungsarbeit“! Ein Fest für jeden Gorehound!
Nun gut, es geht eigentlich schon direkt am Anfang, für die damalige Zeit zur Sache, nämlich mit einem Ausschnitt des Films MUTTERTAG. Ganz schlimme Sachen erspäht der unbedarfte Zuschauer, doch als noch viel schlimmer entpuppt sich die Tatsache, dass der Schinken gerade von einer Volltrötentruppe der BPS unprofessionell kommentiert wird. Die Zitate sind in den anderen Rezensionen häufig genug gefallen, drum erspar ich mir die Details. Fakt jedoch ist, dass sich MAMA, PAPA, ZOMBIE geschickt um die nötige Objektivität buchsiert. Zwar kommen Pro- und Contraseite zu Wort, doch zielt Regisseur Claus Bienfait eindeutig auf die emotionale Komponente ab, die besorgte Eltern ansprechen soll! Zwar wird zwei Professoren, einer davon Erziehungswissenschaftler, die Möglichkeit eingeräumt „objektive“ Erkenntnisse auf das Sujet bezogen zu präsentieren und selbst dem Laien Katharsis- und Lerntheorie nahe zubringen, jedoch verlieren beide maßgeblich im groß angelegten Potpourri der Verteufelung des Zombies, an Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft. Die multifaktorielle Betrachtung der Genese von Jugendgewalt, die beide Wissenschaftler ansprechen, geht im Getümmel selbstsüffisanter Dokustümperei, wie die Titanic unter. So kommen pubertierende Jugendzentrumgeher beim Kickern zu Wort, was sie denn über die anthropophage Brigade alles berichten können. Das hier Herr Bienfait seine manipulativen Stinkefinger im Spiel hatte, wird jedem Hirni klar. Gut gemacht Herr Bienfait!
Spätestens wenn die Politiker zu Wort kommen gönnt man sich eine kleine Pause. Was Familienminister und Co. von sich geben, schließt sich an den Stil der Dokumentation bündig an. Reinste Panikmache auf oberstem Niveau mit der eigennützigen Intention ein geeignetes Wahlkampfthema elaborieren zu können; aber auch Lobbyarbeit für das damalige Projekt des Kabelfernsehen, wie es ein Manager aus der Videobranche trefflich formuliert.
Ab und zu blitzt dann mal die Kritik an der Kritik bei MAMA, PAPA, ZOMBIE hoffnungsvoll auf, die jedoch zu kurz, gemessen an den Beiträgen welche in die andere Richtung gehen, gehalten werden.
Der krönende Abschluss ist das Zeigen von Fulcis EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL an die Eltern einer vierten Klasse, wovon die hälfte der Kinder mit der Terminologie Z.O.M.B.I.E vertraut waren. Schiere Entrüstung und ab und dann ein grinsen manifestiert sich bei den Eltern als sie mit dem Schocker konfrontiert werden. Die anschließende Diskussion in der parentalen Runde fördert dann so glorreiche Aussagen zu Tage wie in etwa „ Nach dem Film kann ich nicht ohne Bier einschlafen...“! Das Arme Kind! Der Vater wird durch diesen Film nicht nur zum Psychopathen mutieren sondern auch noch zum Alki!

Fazit:
Wissenschaftlich gesehen ist Bienfaits Doku zum in die Tonne treten, doch immerhin reicht es für ein paar herzhafte Lacher!

Details
Ähnliche Filme