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Criminal Squad 2

Sequel zum Testosteron-Kracher von 2018, das den rauen Action- und Proll-Primat des Vorgängers in Richtung Heist-Thriller und mondäner Exklusivität verschiebt. Der dadurch entstehende Druckabfall wird immerhin von der Buddy-Chemie zwischen Gerard Butler und O’Shea Jackson junior abgefedert.

Wie setzt man eine Testosteron-Bombe fort, deren Essenz ein zweistündiger Schwanzvergleich zwischen einem Prolo-Cop und seinem Gangster-Pendant war? Irgendwie müssen die Jungs ja auch noch laufen können, schließlich sind wir im Action-Genre. Regisseur und Autor Christian Gudegast macht das einzig richtige und stellt das Konzept des Vorgängers auf den Kopf. Und so bekommen wir in „Criminal Squad 2“ eine deutliche Reduktion des „Dicke Eier“-Parts zugunsten einer markanten Fokussierung auf den Heist-Plot.

Zu Beginn scheint noch alles beim Alten. LASD-Cop „Big Nick“ O´Brien (Gerard Butler) ist wenig amused, von Mastermind Donnie Wilson (O’Shea Jackson junior ) kurz vor dem Zieleinlauf aufs Kreuz gelegt worden zu sein. In gewohnter LMAA-Manier (u.a. bedroht er eine Stripperin mit dem Tod, wenn sie nicht auspackt) spürt er Donnie in Europa auf, wo dieser mit einer neuen Crew bereits den nächsten großen Coup plant. Also fliegt er nach Nizza, bedient bei den dortigen Kollegen sämtliche Vorurteile über das amerikanische Desinteresse an Fremdsprachen und kulturellen Besonderheiten, um schließlich den konsternierten Donnie mit einem Kollaborationsangebot zu überraschen.

Just ab dieser Szene schlägt der Film einen anderen Ton an. Nicht nur gibt sich Nick im Kreis von Donnies Diebes-Bande fast schon aufreizend handsam (von ein paar Prügeleien und Drinks zu viel mal abgesehen), auch das blei- und zotenhaltige Sperrfeuer des Originals weicht einer sonnendurchfluteten Mittelmeeratmosphäre, die Adrenalin durch Serotin ersetzt. Die chilligen Aufnahmen des glitzernden Meeres und einsamer Serpentinen muten fast schon wie Werbevideos eines Reiseveranstalters an, wären da nicht der parallel ausgeklügelte Diamantenraub und die Hahnenkämpfe zwischen den gecasteten Crew-Mitgliedern.

Die Transformation vom Action-Kracher zum Heist-Thriller steht dem Sequel vor allem optisch und atmosphärisch, in Sachen Spannung und Badass-DNA gibt es allerdings Punktabzug. Der finale Raubzug im Keller einer südfranzösischen Diamanten-Dependance ist spürbar unspektakulärer als der Überfall auf die hermetisch gesicherte Federal Reserve Bank von Los Angeles. Minus der zahlreichen Feuergefechte geht es auf der Schauwert-Skala also spürbar nach unten. Als Entschädigung gibt es frotzelige Buddy-Chemie zwischen Butler und Jackson, die ja im Original kaum gemeinsame Szenen hatten. Und zum Nachklapp wartet Gudegast noch mit einem nicht gänzlich überraschenden Twist auf, der aber zumindest die Vorfreude auf einen möglichen dritten Teil anteasert.

Genre-Freunde dürfen also ruhig vorbeischauen, wenn Action-Alphatier Gerard Butler eine entspannte Côte d’Azur-Runde dreht. Diesmal hat er zwar die Kawasaki gegen eine Harley getauscht, aber sein gewohnt breitbeiniges Auftreten macht auch im Urlaubsmodus noch ausreichend Laune. Zumal er mit O’Shea Jackson junior einen adäquaten Reise-Buddy an seiner Seite hat. Neudeutsch gesagt: „Das matched“. Für ein mögliches Trilogie-Finale darf es aber Genre-bedingt wieder eine Portion mehr an Testosteron und Machismo sein, setzt man doch heute vornehmlich auf ausgewogene Ernährung.

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