Fans wissen, dass die Copstreifen aus dem asiatischen Südkorea ein Genre für sich darstellen und durch ihren Charme und ihre Eigenart vorallem beim ausländischen Zuschauer Gefallen finden. Regisseur Kim Yu-jin wagte sich nun auch mit "Wild Card" in dieses Revier und erschuff einen nicht perfekten, aber durchaus positiv überraschenden Kurzweilfilm.
Bang Jay-soo (Yang Dong-kun, spätestens seit Kim Ki-Duks "Address Unknown" ein Begriff) und Oh Yeong-dal (Jin-yeong Jeong) sind knallharte Straßencops, die Kleinverbrechen im Handumdrehen lösen. Die Täter ihres neusten Falls lassen sie allerdings zunächst mächtig im Dunkeln tappen. Eine Bande von vier Jugendlichen tötet bevorzugt alte und wehrlose Menschen, um ihnen dann das Geld abzunehmen. Mordwaffe ist dabei immer eine Stahlkugel, die den Opfern auf den Kopf geschlagen wird. Als die vier in einem Lokal zwei Mädchen totschlagen, kommen die beiden Cops der Bande mit Hilfe von Spurensicherungshäschen Nana (Han Chae-young) näher. Ansonsten verhören die zwei bekannte Kleingangster und dürfen sich mit der Vergangenenheit auseinandersetzten, denn Yeong-dal hat Probleme mit den Vorgesetzten, weil er während des letzten Auftrags einen Menschen ohne Vorwarnung getötet hat.
Sowohl Charaktere als auch Story kommen bei "Wild Card" von Anfang an recht sympathisch rüber. Langsam führt uns der Regisseur in die Umgebung der Akteure ein und stellt ihre Eigenarten dar. Jay-soo und Yeong-dal schnappen sich einen Taschendieb, danach geht's ab zur Geburtstagfeier des Chefs und zum Schluss wird Yeong-dals Frau im eigenen Blumenladen besucht, die ihre ganz eigenen Methoden hat, nervende Kriminelle am Telefon abzuspeisen. Die kleinen Nebenplots dieser Art wissen gekonnt für gute Laune zwischen den harten Actionszenen zu sorgen. Denn wenn unsere Copabteilung erst einmal Jagd auf Kriminelle macht, geht's wenig zimperlich zur Sache. Alles, was in Reichweite ist, findet bei "Wild Card" auch Verwendung - Flaschen, Messer, Baseballschläger, Stahlkugeln und Ziegelsteine seien da unter anderem zu nennen.
Visuell ansprechend, spaßig und voller brauchbarer Action ist der Streifen allemal. Was allerdings ein wenig Sorgen macht, ist die leider etwas konstruierte Story des Films. Einige Teile wirken leider schon wieder zu albern - diverse Verhöre von ziemlich skurrilen Gangsterbossen sind da nur ein Beispiel. Am Anfang mag man zwar noch darüber lachen, aber nach einiger Zeit wird's einfach nur blöde und leider zieht das dann auch den Film und den Plot etwas ins Lächerliche. Nichtsdestotrotz hat es auch Vorteile, dass sich der Film nicht immer so ernst nimmt, denn dadurch wird zumindest etwas gute Laune erschaffen. Ansonsten darf sich der Zuschauer mit ein paar Klischees herumschlagen, die man auch hätte vermeiden können, und die nicht so recht ins Gesamtbild des Werkes passen. Dazukommende Ungereimtheiten wissen letztendlich dann leider noch ordentlich aufzustoßen: Man stelle sich vor, dass vier Ganoven mit Messern einen alten Mann in der Ubahn ausrauben. Jay-soo wird zufällig Zeuge und versucht dies zu verhindern. Doch die Gangster bedrohen ihn gleich mit ihren Klingen und können flüchten. Jay-soo entscheidet sich trotz fehlender Waffe, die Verfolgung anzutreten und schafft es sogar, zwei der vier ordentlich zu vermöbeln. Warum die nicht einfach nochmal ihre Messer ziehen und sich lieber verkloppen lassen, bleibt ein Mysterium. Eins von vielen...
Leider ist es wirklich so, dass die Geschichte zum Teil einige Löcher hat und sich die Geschehnisse so zurechtbiegt, wie sie gerade gebraucht werden. Dadurch wirken einige Abstriche platt, andere unpassend und ein paar auch recht unrealistisch und fadenscheinig. Nichtsdestotrotz bleibt ein durchaus positiver Gesamteindruck, denn auch technisch kann das Filmchen ordentlich punkten. Nette Kulissen, Liebe für's Detail, brauchbare Kameraeinstellungen und rasante Verfolgungsjagden und Actionsequenzen haben schon was für sich. Vorallem das sich in Action entladende Finale weiß ebenfalls zu überzeugen. Nett ist auch der Soundtrack des Spektakels, der vorallem von fetzigen Rock- und Punktönen lebt, aber bei dramatischen Szenen auch gerne mal schnellere und moderne Klassik einsetzt.
Die breitschichtigen und guten Darsteller verkörpern wie schon oben erwähnt recht sympathische, lustige und individuelle Charaktere. Bis auf ein paar dümmliche Gangsterbosse, die leider total klischeehaft und stereotyp sind und überhaupt keinen Spaß machen, gibt es keinen Grund sich zu beschweren. Vorallem Jay-soo-Darsteller Yang Dong-kun weiß mit seinem gekonnten Spiel zwischen ernster Härte und schon trivialer Albernheit zu überzeugen.
Wir treffen auf eine kleine Prise Mainstream und ein paar fehlplatzierte Blödeleien - es mag sicherlich viel bessere Cop-Filme aus Südkorea geben, aber "Wild Card" schafft es mit seinen durchaus ansprechenden Charakteren und der turbulenten (wenn auch etwas konstruierten) Story kurzweilig zu unterhalten. Wer schon Gefallen an "Nowhere To Hide" fand, dürfte diesen Streifen verschlingen. Das spaßige Actionwerk, dass sich glücklicherweise selbst nicht zu ernst nimmt, schrammt wegen einigen Klischees und nicht nachvollziehbaren Löchern im Plot knapp an der Oberklasse vorbei, bietet aber tolle Unterhaltung für jeden, der sich drauf einläßt. Wiederanschau-Garantie besteht!