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Nachdem die junge Sienna ihm in dem verfallenen Vergnügungspark die Rübe abmontiert hat (siehe "Terrifier 2"), regeneriert der dämonische Killer-Clown Art durch sein früheres Opfer Victoria Heyes (siehe "Terrifier") in der Miles County-Klapsmühle und verschwindet im Anschluss daran gemeinsam mit dieser spurlos. Fünf Jahre später, kurz vor Weihnachten: Nach ihrem Aufenthalt in einer Nervenheilanstalt verschlägt es Sienna, die allerdings immer noch an dem damals erlittenen Trauma zu knabbern hat, in das traute Heim ihrer Tante Jessica sowie deren Ehemann Greg und Tochter Gabbie. Klar, dass es nicht lange dauert, bis sich Serienkiller Art zurückmeldet und - ganz passend zur Jahreszeit im Kostüm eines Weihnachtsmanns - mit der entstellten Vicky im Schlepptau (die ob ihrer Besessenheit nun auch so ihre eigenen, mörderischen Anwandlungen hat) in Miles County wieder mal auf Massenmordtour geht... Damien Leone darf sich selbst auf die Schulter klopfen, dass er es geschafft hat, seinen 2016er-No-Budget-Streifen "Terrifier" mit dieser zweiten Fortsetzung zur Millionen-Doller-Franchise aufzublasen... und das ohne Anbiederungen oder irgendwelche Kompromisse einzugehen, sondern nur durch das Vertrauen auf die eigenen Stärken und einen ganz organisch gewachsenen Hype. Irgendwie verwundert es einen dann auch nicht, dass sich das Ganze trotz aller auf der Leinwand präsentierten Abartigkeiten und eines schwindelerregend hohen Splatter-Quotienten in Sachen Kunstblut-Verbrauch pro Minute nicht nur in den USA zum Publikums-Renner entwickelt hat und als kleine Independent-Produktion (und dann auch noch unrated!) sogar das überteuerte Hollywood-Sequel "Joker: Folie à Deux" bereits nach der ersten Woche von der Pole-Position der Kino-Charts verdrängen konnte: Einerseits sind die "Terrifier"-Streifen nämlich nichts anderes als die Antithese zu dem immergleichen, langweiligen und als zu safe empfundenen PG-13-Mainstream-Grusel à la Blumhouse... und andererseits ist Art der Clown - nach Jigsaw wohl die zweite Genre-Ikone des 21sten Jahrhunderts und damit nun in einem Atemzug mit Freddy, Jason & Co zu nennen - halt nicht einfach nur ein weiterer austauschbarer, irrer Schlitzer im Clowns-Make-Up, sondern ein ziemlich origineller Charakter, der der Reihe auf seine böshumorige Art ohne dümmliche Oneliner ein ganz eigenes Profil verleiht (und die Pantomime von Darsteller David Howard Thornton ist natürlich auch immer noch on point!). Okay, "Terrifier 3" überflügelt den zweiten Teil, was die Qualität anbelangt, trotz des zehnfachen Budgets nicht, ist dafür aber überraschenderweise mindestens doppelt so hart wie dieser und verschiebt die Tabu-Grenzen in Sachen Gewalt-Darstellungen im Kino nochmal ein gutes Stück weiter, denn wenn Art mit der Axt kommt, ist wirklich niemand sicher... nichtmal kleine Kinder. Bereits die ersten zwanzig Minuten sind da schon wesentlich brutaler alles, was ich sonst so jemals auf der Kino-Leinwand gesehen habe und der Streifen hat sämtliche blutigen Trümpfe, die er in der Hinterhand hält, da noch gar nicht ausgespielt, denn später kommt ja auch noch die Kettensäge zum Einsatz! Als Over-the-top-Gore-Spektakel, das sich ausgiebig in handgemachten Effekt-Sequenzen mit eindrucksvollen Make-Ups und Body-Props suhlt (diesmal übrigens nicht von Leone im Selbsteinsatz kreiert, sondern an eine professionelle F/X-Firma ausgelagert), ist "Terrifier 3" im Grunde genommen genau der Film geworden, den man sich damals als Stepke ausgemalt hatte, wenn man in irgendeinem Magazin etwas über "verbotene Horrorfilme" gelesen und seiner Phantasie freien Lauf gelassen hat. Wer sich da als alter Fan des Genres irgendwie abgehängt fühlt und lautstark das erhebliche Maß an graphischer Gewalt sowie auch eine gewissen Inhaltslosigkeit (wobei Leone dieser ja tatsächlich mit mehr Lore beizukommen versucht) bemängelt... nun ja, der sollte sich vielleicht nochmal vierzig Jahre zurückerinnern, als exakt dieselbe Kritik gegenüber solchen heutzutage als Klassikern gehandelten Streifen wie "Tanz der Teufel" und "Freitag der 13." geäußert wurde, sich darum bemühen, zumindest im Geiste jung zu bleiben, das Ganze mit einem Augenzwinkern sehen und hier einfach mal fünfe gerade sein lassen, denn bis zu "Das ist doch keine Musik, sondern Krach!" und "Runter von meinem Rasen!" ist es dann nämlich auch nicht mehr weit. Als gleichzeitig modernes wie auch traditionsbewustes Update der immergleichen, alten Slasherfilm-Schemata, die da nur punktuell mit einem dezent alptraumhaften, surrealen Touch und ein paar Torture-Porn-Anleihen gepimpt wurden, ist "Terrifier 3" nämlich erneut ziemlich sehenswert geworden... und Art der Clown wird so schnell nicht wieder aus der (Genre-)Filmlandschaft verschwinden, denn natürlich steht das Ende auch für einen vierten Teil sperrangelweit offen. Also: Be there or be square...!

8/10

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