Kenji ist Japaner und lebt in Thailand. Sein Leben langweilt ihn, er ist sehr einsam. Alles was seinen tristen Alltag außergewöhnlich gestaltet sind seine innovativen Selbstmordversuche. Als er eines Tages von einer Brücke springen will, wird er von einer wunderschönen Frau davon abgehalten, wobei diese von einem Auto erfasst wird. Auf diese Weise lernt Kenji deren ebenso hübsche Schwester Noi kennen, in der er eine Seelenverwandte findet. Die nächsten Tage sind die beiden Außenseiter "gemeinsam einsam", doch bald muss Noi nach Japan reisen und auch Kenji bekommt Probleme, mit denen er nicht rechnet.
Dieser Film ist ein absoluter Hammer. Ich habe gelesen dass das der erste Film ist, den der Regisseur (u.a Ruang Talok - eine tödliche Zahl) nicht mit dem Kopf sondern mit dem Herzen abgedreht hat, was man in jeder Szene dieses wundervollen Meisterwerks spüren kann.
Der Anfang ist bereits ein Knüller. Kenji, sehr zurückhaltend und genial von Tadanobu Asano (u.a. "Ichi, the Killer", dessen Filmplakat auch am Anfang in den Straßen Bangkoks von der Kamera eingefangen wird) verkörpert, stellt sich vor wie er in seinem Wohnzimmer an einem Seil baumelt, den Suizid endlich vollbracht. "In three hours, this could be me", bemerkt er. Überhaupt: Obwohl Kenji nicht weiß warum er sterben will, verspürt er doch ständig den Wunsch danach. Jedesmal wird einer seiner Versuche jedoch vom Schicksal unterbunden, sei dies in Form einer Türklingel, des Telefons oder dem Erscheinen Noi's.
Der Großteil des Films besteht aus englischen Dialogen, da Kenji als Japaner kein Thai spricht, Noi als Thailänderin kein Japanisch. Der Akzent, der dabei auftritt, trägt zu der liebevollen Atmosphäre bei.
Obwohl dies ein tragischer Film ist (siehe u.a. auch "Suzhou River") gibt es dennoch auch genügend komische Momente. Z.B. antwortet Kenji auf die Frage Noi's warum er denn nicht endlich nach Hause gehen wolle: "My House stinks." "Why does it stink?" "Two dead people inside."
Dies ist tatsächlich so. Kenji's Bruder ist ein Yakuza, der kurzerhand von einem unliebsamen Geschäftspartner, genial gespielt von Riki Takeuchi ("Dead or Alive"), in dessen Wohnung erschossen wird. Aus Notwehr erschießt Kenji dann den Mörder seines Bruders.
Das Schicksal verbindet Kenji und Noi. Er hat seinen Bruder verloren, sie ihre Schwester. In einer herzzerreißenden Szene wälzt sich Noi auf ihrem Bett und schluchzt sie habe Angst davor den Rest ihres Lebens allein zu bleiben. Ihr Freund hat sie mit ihrer Schwester betrogen, woraus ein heftiger Streit resultierte, der im Tod der Schwester endete.
Obwohl sich die Verbindung der beiden permanent entwickelt kommt es nie wirklich zu der latent stets im Raum stehenden Beziehung. Zumindest nicht eindeutig für den Zuschauer ausmachbar.
Als Noi dann schließlich nach Japan gehen muss, ist die Trauer beider groß. Die Yakuza, mittlerweile über den Tod ihres Mannes in Kenntnis gesetzt, setzen derweil einen Killertrupp auf Kenji an.
Angeführt wird der Mob von Takashi Miike, der seine Sache wirklich absolut hervorragend macht. Einer seiner völlig verblödeten Gefolgsmänner bekommt sein geringes Geduldspotenzial auch stets am eigenen Leib zu spüren. Miike at his Best!!! Auf die verblüffe Feststellung einer Flughafenangestellten, dass er lediglich ein Gepäckstück einchecken würde, antwortet er ultracool: "Just flying over there to kill a guy. I'll be right back after that." Ja, so lieben wir ihn!!
Das Ende hat mir dann irgendwie nicht so wirklich zugesagt. Es wirkt irgendwie "unfertig", vielleicht war ich aber auch nur zu müde. Wie es ausgeht verrate ich euch hier an dieser Stelle natürlich nicht.
"Last Life in the Universe" bietet wunderschöne Bilder, herrlich eingefangen von Asien-Stamm-Kameramann Christopher Doyle (u.a. Wong-Kar-Wai Filme). Überhaupt ist der Stab multikulturell, viele Nationen waren an der Produktion beteiligt. Generell wird aber als Herstellungsland nur Thailand angegeben.
Die Thai-DVD bietet einen tollen Sound (DD 5.1) und ein ordentliches Bild (anamorphic widescreen). Die Untertitel sind grammatikalisch brauchbar und auch gut lesbar. Als Extras gibt es diverse Trailer und eine Featurette, in der Macher und Darsteller zu Wort kommen (teilweise sogar untertitelt). Die kurzen Filmszenen braucht dann aber kein Mensch mehr.