Obwohl auch der unaufmerksamste Hellraiser-Fan langsam mitbekommen haben müsste, dass die eigentliche Serie vorbei ist (spätestens seit Bloodline können wir den klassischen Stoff als beendet ansehen), werden uns immer wieder Fortsetzungen beschert, die der geneigte Zuschauer dann mit dem klassischen Cenobiten-Horror vergleicht und enttäuscht ist. Aber solange die Verkaufszahlen wider besseren Wissens hoch sind, wird sich das Leiden wohl fortsetzten. Ich bin ja selbst so ein Konsument, der den Hellraiser-Mythos auf diese Art mit beschädigt.
Ich denke, wir müssen das Ende der Serie akzeptieren und alle Teile, die jetzt noch kommen, als eigenständige Filme ansehen, die sich ohne einen Kurzauftritt von Pinhead nie hätten vermarkten lassen. Wenn einem diese Sicht gelingt, kann man mit Filmen wie „Deader“ deutlich unverkrampfter umgehen und bekommt dann auch ein Gespür für das zum Teil merkliche Verlangen, etwas Neues zu drehen.
Wenn „Deader“ auf Pinhead und den Namen Hellraiser verzichtet hätte, wäre dieser Film wie „Inferno“ sicherlich zu einem wirtschaftlich weniger erfolgreichen, aber trotzdem in Fankreisen beachteten Werk mutiert. Denn beide Stories sind schön alptraumhaft aufgebaut und lassen sich den jeweiligen Hauptcharakter herrlich in Zwischenrealitäten verstricken. Bei „Deader“ ist es die mäßig gut gespielte Journalistin, die einer Sekte von Wiedererweckern nachspürt und dabei, auch von ihren eigenen Traumata getrieben, zuerst seelisch und dann körperlich kaputt geht. Das ist, vorausgesetzt man hat Spaß an der Frage, was real und was Traum ist, schon eine ordentliche Story. Diese dann in Bukarest spielen zu lassen und Schmutz und Verfall als Stilmittel einzusetzen funktioniert auch recht ordentlich. Ferner muss man zubilligen, dass sich der Regisseur Mühe gibt, die Unwirklichkeit der Situationen innovativ umzusetzen (die Nummer mit dem Badezimmerschrank fand ich sehr gut, auch die Zeitungen zum Verdecken des Bluts hatten eine nette, kranke Komik). Mir gefiel auch der letzte U-Bahnwagen, wobei ich den Kritikern zustimme, dass der eingestreute Sex den Film nicht weiter bringt. Aber die Idee eines solchen Wagens ist einem Barker nicht unwürdig.
Der Film leidet nur darunter, dass er Hellraiser heißt und Pinhead einen unmotivierten Part für einige Minuten beisteuert. Deshalb vergessen wir ihn doch einfach schnell wieder. Dann ist „Deader“ ein recht ordentlicher Film. Wer es nicht glaubt, kann sich beim nächsten Sehen ja ein Bier holen, wenn Pinhead kommt. Man verpasst wirklich nichts und muss sich nicht ärgern.
Das heißt nicht, dass ich mich über eine echte Fortsetzung der Serie nicht freuen würde. Aber bitte nicht auf dem Niveau von „Hellseeker“. Entweder Clive Barker nimmt sich seiner verwaisten Kreatur noch einmal an und bringt die Geschichte ins Lot oder wir vergessen den Titel und sehen kommende Produktionen genau wie „Deader“ als völlig neutrale Filme. Dann erspart uns aber bitte auch einen schwachen Doug Bradley als unmotivierten Pinhead.
Kurz, „Deader“ ist besser als sein Ruf, wenn man ihm die Chance gibt. Von mir gibt es 7 von 10 Punkten.