Spektakuläre Schwertkämpfe im Japan der Shogunatszeit
Wenn ein Regisseur einmal erfolgreich ist, dann gibt man ihm gerne Geld für weitere Projekte, meist mehr Geld als noch für das Debüt. Nicht immer zahlt sich diese Strategie aus, denn so mancher Regisseur ist eher eine Eintagsfliege. Nicht so im Fall von Ryuhei Kitamura, der weiten Teilen des westlichen Kinopublikums gänzlich unbekannt ist, in Japan aber mittlerweile ein Star, dank seines Erstlings „Versus“, der atemberaubende Schwertkämpfe mit einer kruden Story mischte. Und ein weiteres Gesetz des Kinos lautet „Schuster bleib bei Deinen Leisten“, man soll also das tun, was man am besten kann. Was lag da näher, als einen bluttriefenden Comic zu nehmen und diesen für die Leinwand zu adaptiere, wenn dieser Comic das Leben einer Assassine abhandelt, die sich von Gefecht zu Gefecht mittels eines wunderbaren Samuraischwertes schnetzelt?
Azumi heißt die Dame, und wir befinden uns in Japan, zur Zeit der Samurai, der verfeindeten Shogunate und der frühen Ninjas und abtrünnigen Ronin. Hier wurden Fehden noch mit dem Schwert beigelegt, und genau so eine Fehde bildet den Hintergrund rund um die Geschichte von einem Häuflein ganz besonderer Schwertkämpfer. Zehn davon wurden von Geburt an in einem abgelegenen Tal trainiert, um die besten unter den Meuchelmördern zu werden, nur fünf verlassen das Tal zusammen mit ihrem Sensei lebend. Ihr Auftrag: der Tod von drei mächtigen Warlords, um dadurch zumindest die Basis für einen Waffenfrieden zu schaffen. Der erste wird noch ganz einfach gemeuchelt, doch der zweite ist dadurch gewarnt und wappnet sich gegen den Angriff, auch mit List, Doppelgängern und Tücke. So werden die fünf Kämpfer dezimiert, doch Azumi ist besser als alle anderen Schwertträger und vollzieht den Mord am zweiten Warlord. Den dritten hebt man sich für Teil 2 der Serie auf...
Im Vordergrund dreht sich alles um bluttriefende Schwertgefechte, doch wenn man diese einmal als reine und insgesamt nahe an der Perfektion gedrehte Actionszenen betrachtet und dann beiseite läßt, offenbart der Film eine eigentümliche Schönheit, denn die Bildersprache ist zum Teil atemberaubend. Da gibt es einen einsamen Tod in einem großen Feld, mit Farbfiltern traurig abgestimmt, es gibt flirrende Schatten von Schwert und Blättern im Wald, wir sehen Szenen von Freundschaft, Ehre und Ruhm, die einen guten Einblick in das frühere Japan und die Befindlichkeit der Menschen geben. Doch letztlich gebührt Lob vor allem den Kampfszenen, die nicht unbedingt sehr blutig sind, wenn man die Wahl der Waffen bedenkt – es wird nicht auf Wunden draufgehalten, da ging es bei „Braveheart“ derber zur Sache. Aber die schiere Geschwindigkeit und der Ballettcharakter der Schwertkämpfe läßt den Zuseher vor Freunde jubeln, denn derartiges gibt es selten zu sehen. Leider hat der Film zum Teil auch Längen, die den Genuß ein wenig trüben, doch ein Genuß ist es allemal, Azumi bei der Arbeit zuzusehen – 8/10.