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Whit war sein Leben lang einer von den ganz Harten. Autodiebstahl, Jugendgang, Einbruch, Besserungsanstalt unter verschärften Bedingungen wegen permanenten Widerstandes, kleinere Überfälle, San Quentin, Ausbruch, Folsom, Bewährung, große Überfälle auf andere Gangster, und nun sitzt er wieder in San Quentin, dieses Mal aber in der Todeszelle. Seit 7 Jahren hockt Whit da, studiert Jura, und hat es schon ein paar Mal geschafft, den Tag seiner Hinrichtung nach hinten zu verschieben. Doch dieses Mal scheint es endgültig zu sein. Whit denkt an sein Leben zurück und fragt sich, wieso er dort ist wo er ist. Am Ende einer Abwärtsspirale, einer gewalttätigen Einbahnstraße in Richtung Tod.

Whit hat keinen Vornamen, seine Sprüche sind so hart wie seine Fäuste, seine Freundin nennt er ausschließlich Doll (ihren richtigen Namen erfahren wir nie), und schon sehr früh sind ihm Argumente aus Blei wichtiger als alles andere. Die Schlägereien sind hart und knackig inszeniert, die Sprache ist roh und dreckig, und seine Straftaten schnell und schmutzig. Die Verfolgungsjagden stehen den italienischen Poliziotti der 70er-Jahre in nichts nach, und der Tod von ein paar ihn verfolgenden Ganoven oder gar irgendwelchen Polizisten ist für Whit absolut kein Grund sich Gedanken zu machen. Whit und seine Freunde sind harte Gangster, so richtig harte. Nicht die weichgewaschenen Typen, die man sonst so in den Hollywood-Streifen sieht, sondern echt üble Typen, die nur ein Gesetz kennen: Sich selbst.

Das Erschreckende dabei ist nicht nur die dargestellte Brutalität, sondern vor allem auch die Zeit in welcher der Film spielt. Nicht etwa die 50er-Jahre werden hier thematisiert, mit dem so oft gesehenen „Schaut wie schlecht die Jugend heutzutage ist“-Sermon, und damit die klassische Zeit der Noir-Filme mit ihren kaputten und zerstörten Helden der Nachkriegszeit. Stattdessen spielt vor allem die eindrucksvolle und sehr gewalttätige erste Hälfte in den 30er-Jahren, einer Zeit, in der die erfolgreichen Filme Hollywoods das Gangstertum gerne auch mal vermeintlich heroisierten, wogegen sich ja der Hays-Code ab 1934 dann ernsthaft wehrte. Die Jugend und der Beginn der Gangsterzeit Whits sind das große Thema, und dies wird mit eben sehr nachdrücklicher Gewalt geschildert. Die Zeit in der Besserungsanstalt, die in erster Linie aus Zwangsarbeit und Einzelhaft besteht. Die Überfälle auf die kleinen Geschäftsleute, und das Einsitzen in San Quentin. Der kurze Fluchtversuch und die Strafe in Folsom. Die Gefängniszeit selber wird dabei eher ausgeblendet, wichtiger ist die Person Whit an sich. Dieses übersteigerte Selbstbewusstsein, diese nach außen getragene Aggressivität, diese Großspurigkeit - Made it Ma, top of the world. Ich weiß, das ist ein anderer Film, aber die Attitüde ist die gleiche. Aus dem juvenilen Rowdy wird mit erschreckender Geschwindigkeit ein ernstzunehmender Gangster, der vor nichts und niemandem halt macht, und Autoritäten und sogenannte Respektspersonen hasst wie die Pest, gleich ob es sich um einen Polizisten oder einen großen Gangster handelt. Sie alle sind nur Staffage für einen, der sein Leben mit Lichthupe und Dauerblinker auf der Überholspur lebt.

Damit ist TODESZELLE 2455 im Kern reines und nach vorne preschendes Actionkino, das ohne Rücksicht auf Verluste pure Unterhaltung bietet. Auch wenn das letzte Drittel mit der Gerichtsverhandlung verhaltener daherkommt, so ist auch dieser Teil immer noch flüssig und schnell erzählt und spannend genug, um keine Sekunde zu langweilen. Ein packender und schneller Actioner ohne Rücksicht auf Verluste. Große Empfehlung!

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