Review

Robbie Williams‘ letzte wirklich relevante Musik wurde vor rund 20 Jahren veröffentlicht. Niemand verlangt im Jahr 2024 nach einem Williams-Biopic. Der perfekte Zeitpunkt also für diesen Film. 

Eine Kindheit im Arbeiterviertel, ein Vater, der die Familie verlässt, die ständige Sehn-Sucht nach Liebe und Anerkennung, eine Karriere, die von ständigen Alkohol- und Drogenexzessen und Abstürzen begleitet wird – das hat man doch alles schon mehrfach gesehen, zuletzt sehr prominent im eher enttäuschenden Elton John-Film ROCKET MAN. Doch der kongenial betitelte BETTER MAN schafft etwas, was keinem Popmusiker-Biopic vor ihm gelang: Der Film macht sich selbst zum Spektakel. 

Der offensichtliche Clou ist die Darstellung Robbie Williams‘ durch einen perfekt computeranimierten Schimpansen. Das ist kein reines visuelles Gimmick. DIe Geschichte von Williams ist die Geschichte eines Außenseiters, eines Freaks, eines Ungeliebten, eines Stars voller Selbstzweifel, der sich hier selbst degradiert. 

Michael Gracey, Autor, Regisseur und Visual Effects Artist, begnügt sich jedoch nicht mit der Affenmetapher. Sein Film ist eine Masterclass des visuellen Storytelling, voll von spektakulären Montagen und Choreographien zu einigen der großartigsten Popsongs aus Williams‘ Repertoire – von „Angels“ bis zu seinem ersten Swingalbum (die Take That-Phase wird musikalisch dankenswert kurz abgehandelt). Die Bilder sind eine Wucht. 

Das Überraschendste ist jedoch, dass der Film nicht nur was für Auge und Ohr bietet, sondern auch fürs Herz: Nach wenigen Minuten Gewöhnungszeit schon fühlt man mit dem kleinen Robbie Williams-Schimpansen, wie mit einem echten Menschenkind, ja, vielleicht sogar mehr. BETTER MAN rührt zu Tränen. Und wer hätte das von einem Robbie Williams-Biopic erwartet.

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