'Nachwuchs' im Bereich des B-Actionthrillers aus eher ungewöhnlicher Quelle, steht hier doch mit Patrick Lussier ein Mann hinter der Kamera, der zwischenzeitlich und dies auch in größerem Ausmaß das Kino bespielt hat, mal Horror, mal Action, dann wieder abwechselnd gemischt. Nach einigen kleineren Hits oder Genrefavoriten ist es etwas ruhiger um den Mann geworden, Trick - Dein letztes Halloween (2019) dürfte als solide produzierter Halloween-Serienkillerthriller aber auch einige Zuschauer gefunden haben, nun steht mit Aftermath a.k.a. The Bridge eine Art schießwütige Belagerungssituation auf eben einer Brücke an, de facto Armor(ed) (2024) mit mehr Größe, und Stirb langsam lässt grüßen:
Auf der Fahrt ins Kino mit seiner jüngeren Schwester Madeleine 'Maddy' Daniels [ Megan Stott ] wid der ehemalige Army Ranger Eric Daniels [ Dylan Sprouse ] wie auch Hunderte andere Pendler auf der Tobin Memorial Bridge in Boston durch Explosionen aufgeschreckt. Eine schwer bewaffnete Gruppe ehemaliger Militärrevolutionäre unter Führung von Romeo [ Mason Gooding ] hat einen Teil der Brücke gesprengt, sodass die Polizei unter Aufsicht von Inspector Grimes [ Kevin Chapman ] nicht ohne Weiteres an die Terroristen herankommen, die eigentlich nur an einen Gefangenenkonvoi wollen, indem sich Samantha »Doc« Brown [ Dichen Lachman ], ein ehemaliges Mitglied der Truppe befindet. Eric beschließt trotz einer bestehenden PTBS, seine Schwester und die anderen Geiseln zu retten und etwas zu unternehmen.
Vertical und Voltage Pictures stehen hinter dem Projekt, die letzteren hat man längere Zeit nicht aufblenden senden, deren Logo ja nun markant, hoffentlich auch das filmische Geschehen. Drohnenflüge über das Szenario und die durch den Fluss geteilte Stadt weisen einige Ideen auf, die ersten Gespräche mit fahrendem Auto haben einige Ungewöhnlichkeiten, sind aber deutlich künstlich projiziert, dazu gibt es Darsteller, die man kennen kann man vom Namen oder vom Gesicht her, aber nicht muss, hier wird nicht irgendwie über einen millionenschweren Kurzauftritt das Marketing angekurbelt, man hofft auf die allgemeine Klientel.
Es ist schon spät am Tag, es ist schon halbe Nacht, man ist noch unterwegs, man ist aufgeregt auch, zumindest was die Kommunikation angeht. Auch woanders ist man unterwegs, ein Gefangenentransport, ein Befreiungskonvoi, alles Spätaufsteher her, der frühe Vogel fängt den Wurm, alles nach Plan und Protokoll initiiert. 40 Minuten werden veranschlagt, es gibt eine Ansprache, eine Motivationsrede, es gibt um Patriotismus irgendwo und Freiheitskämpfer der ganz eigenen Art, es geht um Dienst für sein Land und es geht um Dienst für den Staat. Bald liegen die Nerven blank, ein Stau steht an, eine perfekte Ablenkung, eine Belagerung, das Szenario dabei deutlich künstlich arrangiert, alles andere würde das Budget sprengen, man hat das Geld woanders hineingesteckt, (hoffentlich) in die Action finanziert.
Eine Rebellion soll hier angeleiert werden, laut Aussagen die größte seit 1776, das ist ein großes Vorhaben, dort ehrenhaft, hier eher nicht. Die halbe Brücke wird gesprengt, das sieht so aus, wie man sich das vorstellt, also per CGI, dem Zuschauer macht man nichts vor, mittlerweile erkennt man den Unterschied, dafür dann eine Belagerungssituation hier, quasi die moderne Fassung von The Night the Bridge Fell Down (1983), nur ohne Leslie Nielsen (und schreiendem Baby) und nicht als Zweiteiler für die Mattscheibe arrangiert. Schüsse fallen, erst in die Luft, dann in die Leiber, Menschen werden zusammengetrommelt, eine riesige Geiselnahme, es geht nur um ein Ziel, der Zweck heiligt alle Mittel hier. Ein Terroranschlag, einige Feuerstunts, manche Polizisten mit unter den Geiseln, manche mit versuchter Gegenwehr, dazu wurde längst das SWAT informiert, das Areal nur abgeschottet, plus ein Scharfschütze in Position, auf mögliche Gefahren eingestellt. Der große Bruder hier als Beschützer, erst selber im PTSD, dann Herr der Situation, ruhiger als alle anderen hier, das Schauspiel der Geschwister auch als Identifikation, der Rest ist nur Beifügung, es wird sich auf die beiden nahestehenden Verwandten, die Familie konzentriert. Ein Messer im Hals und anschließend durch die Achsel ins Herz als der erste Angriff, dazwischen immer wieder Erinnerung an die soldatische Mission, den Einsatz im Ausland, die Erfahrungen von dort, die traumatischen Erlebnisse, die noch nicht geschehene Verarbeitung.
Hubschrauber werden hier vom Himmel geholt, reaktionäre Meinungen per Livestream eingespielt, dazwischen mit der mittlerweile anwesenden Polizei gesprochen; das ist zuweilen teurer geschrieben, als man sich das leisten kann, also muss der Rechenknecht her, was dem Set eine stete Künstlichkeit, eine Bühne, eine Suspension of disbelief, eine believe-or-disbelief Konfrontation verleiht. Erste kleine Schusswechsel wecken etwas Aufmerksamkeit, es ist eher ein Hide-and-Seek als Full Contact, Unterzahl gegen Überzahl, Einzahl gegen Mehrzahl, einen Vietnamveteranen mal nicht mitgezählt. Immerhin weist man ab der Hälfte der Laufzeit ein erhöhtes Tempo auf und wechselnde Situation, so richtig Freude kommt dafür weder bei den Shootouts, eher taktische Geplänkel, als auch bei den Nahkämpfen, da keine wirkliche Grundausbildung der engagierten Darsteller auf. Prioritäten werden gesetzt oder auch nicht, manche der Nebendarsteller sind etwas präsenter, dafür ist der Antagonist eher anstrengend, und die Gesetzeshüter wirklich nichtsnutzig.