Der YouTuber Seven plant, während der Geburtstags-Party seines Kumpels und Zimmergenossen Marshall, der von allen nur Milk genannt wird, einen fiesen Prank abzuziehen und das Geburtstags-Kind mal so richtig für die Views in die Pfanne zu hauen: Mittels präparierter Blutbeutel und einer mit Platzpatronen geladenen Pistole soll die Erschießung ihrer gemeinsamen Freundin Naomi gefaked werden. Die Aktion geht auch vermeintlich glatt über die Bühne und sorgt bei den versammelten Gästen für einiges Amüsement, doch kurz darauf klopft schon ein derangierter Nachbar, dem man schon von weitem ansieht, dass er nicht mehr alle Latten am Zaun hat, an die Tür, um sich über den verursachten Lärm zu beschweren... Ein wenig wie "Henry: Portrait of a Serial Killer" für die Generation YouTube, so kommt einem das Home Made-Filmchen "Milk & Serial" vor, mit dem Kurzfilmer, Content-Creator und Sketch-Comedian Curry Barker mal wieder 'ne kleine Genre-Fingerübung abliefert... und mit dem er - wie zuvor schon ein Jordan Peele - erneut aufzeigt, dass sich in so manchem Komiker-Verstand wohl ungeahnte Abgründe auftun müssen, denn das Ganze erreicht mal locker ohne übertriebenen Effekt-Aufwand oder grobe Brutalitäten einen Verstörungs-Grad, von dem eine durchschnittliche, dahergelaufene Blumhouse-Produktion ja mal echt nur träumen kann. Ein Minimal-Budget von wenigen hundert Dollar war dabei allemal ausreichend, um der eigentlich schon abgetakelt geglaubten Found-Footage-Ästhetik neue Aspekte abzugewinnen: Die Handlung erhebt da nämlich keinerlei Anspruch auf irgendeine Authentizität - was auch durch die Machart inklusive unterlegter Musik und wilden chronologischen und perspektivischen Sprüngen nochmal extra unterstrichen wird! - sondern wird halt nur im ungewohnten "Blair Witch"-Doku-Stil erzählt, was zur Abwechslung den sonst immer so zu erwartenden Ausgang solcher Streifen mal nicht bereits von Anfang an vorwegnimmt. Nee, im Gegenteil, die Art und Weise, auf die hier schon früh mit fiesen Twists ein Gefühl der Verunsicherung erzeugt wird, lässt einen mal völlig im Dunkeln darüber, wohin die Reise nun eigentlich gehen soll und so empfindet man das Ganze aufgrund einiger unvorhersehbarer Schlenker innerhalb der Geschichte fast schon als genial. Ob der Aussage, die da final getätigt wird, entpuppt sich "Milk & Serial" dann final fast schon als zeitgeistig aufgemotztes Pendant zu John Herzfelds unter Wert gehandeltem 2001er-Thriller "15 Minuten Ruhm", bei der unterschwellig latent ein gewisses Flair à la "Die Horror-Party" mitschwingt... und wem das nicht reicht, um mal einen Blick auf ihn zu werfen, dem ist dann auch nicht mehr zu helfen! Die Laufzeit von plusminus 60 Minuten erweist sich dabei zudem als ideal, denn die Angelegenheit ist wirklich keine Sekunde zu kurz oder zu lang, sondern mal ganz genau auf den Punkt... und entfaltet auf YouTube, wo sie auf Barkers eigenem Channel genau richtig aufgehoben ist und für lau geguckt werden kann, auch optimal ihre Wirkung und liefert den schlagenden Beweis dafür, dass wegweisendes Kino, welches das Genre mal echt voran bringt, weder ein Millionen-Budget noch die große Leinwand benötigt, sondern eben nur große Ideen und das Commitment seiner Macher. Und davon hat "Milk & Serial" im Überfluss.
8/10