Review

Wie der kaputte, nicht funktionierende Alptraumzwilling eines Jordan Peele-Films… 

Lee Daniels harte schwarze Kitschdramen und Moralpredigten wie „Precious“ oder „The Butler“ waren nie perfekt oder wirkten natürlich, dennoch hatte er dort seine Nische gefunden, die vor allem schauspielerisch oft oscarverdächtig gut funktioniert hat. Nun versuchen sich seit Peeles Durchbruch und Genie immer mehr dunkelhäutige Regisseure auch im Genre - und so verbindet Daniels auf Netflix seinen bisherigen Dramastil mit Exorzismushorror der generischsten Gangart. Und leider funktioniert diese Kombo mal so gar nicht. Milieustudie trifft Geisterhausgähnen. Nur eben in schwarz. Oft nicht schockierend - sondern eher schockierend schlecht und artifiziell. Immerhin mit starkem Schauspiel, wie fast immer bei Daniels. Über eine raue schwarze Familie bzw. alleinerziehende Mutter, die es in ihrem Haus in Indiana scheinbar mit dämonischen Kräften zutun bekommt. Obwohl es eigentlich schon genug ganz zwischenmenschliche und soziale Probleme gibt… 

Arschtrittyville

„The Deliverance“ ist ein Trainwreck. Meist langweilig wie bolle, manchmal aber auch schlecht weit darüber hinaus. Glenn Close ist trotz Seltsamlook ein Lichtblick und allgemein kann man gegen die Darsteller wenig sagen, inklusive der Kinderdarsteller. Manch ein atmosphärisches Bild will ich Daniels und seinem Kameramann auch nicht absprechen. Und die dramatischere, nahezu übernatürlich-freie erste Hälfte ist spürbar eher Daniels Gebiet. Vielleicht hätte das ganze Ding ohne höllische Besessenheit sogar besser funktioniert. Obwohl es auch schon dort einige Hänger, Klischees und Kopfschüttelmomente gibt. Doch spätestens wenn es dann dämonischer und horroraffiner wird, kommt „The Deliverance“ voll aus dem Tritt. Es wird gähnend müde, es wird unfreiwillig komisch, es wird nichts aus den Metaphern und unterschwelligen Ebenen (wie Alkoholismus und häusliche Gewalt) gemacht, auch die schwarzen Themen werden zur Nebensache. Die ganze Chose (in etwa „The Conjuring“ in mies) hätte auch mit weissen Menschen erzählt werden können - was den Film aber null besser, eher noch blasser hätte erscheinen lassen. Und die Texttafeln und „wahren Begebenheiten“ am Schluss sind einfach nur noch unglaubwürdig und blöd. Netflixnervensägennahrung. 

Dämonen? Ja, Dämonen. 

Fazit: die Close sieht seltsam aus, ist aber hier richtig groß. Der Rest ist Stuss. Unfreiwillig komisch. Oder generische Haunted House-Mangelware. Meist irgendetwas dazwischen. Black Horror Cinema gone completely wrong. Lee Daniels sollte sowas von seine Finger von dem Genre lassen… 

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