Ben Grimm gefällt das!
In einer Welt, in der wir schmerzlich am eigenen Leib (persönlich oder gesellschaftlich) feststellen mussten, was es heißt Angst vor unbekannten Viren, Krankheiten, aber auch vor'm Allein- und Eingesperrtsein zu haben, kommt ein „Else“ natürlich genau richtig und stößt in noch frische Wunden. In diesem ungewöhnlichen Bodyhorror-Kammerspiel geht in der Welt eine mysteriöse, mineralische (!) Hautkrankheit um und alle müssen daheim bleiben - wie unser frisches Protagonistenpärchen, das eigentlich nur einen One-Night-Stand hatte, es sich nun aber zusammen gemütlich macht in seiner Wohnung…
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„Else“ ist kein „The Thing“ von Carpenter, trotz ähnlich horrender Transmutationen. Viel mehr eine verkappt-eklige Beziehungskiste, schleimig, menschelnd, mit Körperflüssigkeiten und später globalen Auswüchsen. Kunstvoll, kreativ, anfangs durch Video- und Handylooks auch mal hässlich. Auch mit Mut zur Hässlichkeit. Philosophisch und nicht prüde. Beide Hauptfiguren/-darsteller harmonieren und haben Chemie. Alles wirkt intim und persönlich, klein und gemein. Artsy durchaus sehr. Minderbemittelt, aber mit großen Ambitionen. Weniger direkter Horror, ein Grower. Leider sind für mich beide Protagonisten eher nervig und unsympathisch, durch Makel und Marotten aber glaubhaft. Klasse Designs verlaufender Dinge, menschlich wie gegenständlich. Unterbewusst unangenehm. Apokalyptisch. Jedoch nicht gänzlich ohne Hoffnung. Kein Film für einen späten Slot an einem langen Filmfestivaltag. Benötigt Konzentration und Empathie, Vorstellungskraft und einen starken Hang zum Bodyhorrorsubgenre und dem Arthouseindiekino. Nicht ganz meins, aber interessant.
Fazit: die Haptik ist stark in diesem hier… Als ob man in einer alptraumhaften Schüttelglaskuppel beim Hautarzt gelandet ist. Arthouse-Bodyhorror-Mandala. Intim, philosophisch, leicht einlullend und einschläfernd. Nicht unambitioniert. Vielleicht sogar überambitioniert. Macht viel aus seinem geringen Budget. Leider für mich auch noch beide Hauptfiguren etwas nervig. Alles gehörig verkopft - zumindest kam bei mir zu wenig Gefühl an. „Society“ trifft „Stadt der Blinden“ trifft Nouvelle Vague trifft mexikanischen „We Are The Flesh“. Special Interest indeed.