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Erzähl mir einen vom Pferd

1901, der Zweite Burenkrieg, eine dunkle, regnerische, schier endlose Nacht. Ein junger Adjutant besucht seinen General an dessen Krankenlager, das in einer kargen Hütte mit Lehmboden aufgeschlagen wurde, um ihm einige Depeschen zu überreichen. Doch der General liegt im Fieber-Delirium und ist kaum ansprechbar. So gerät der Adjutant ins Gespräch mit der alten, hexenartig wirkenden Frau, die ihn pflegt, und mit ihrer Tochter, der an einen Stuhl gefesselten Annie. Und obgleich er ankündigt, schnell wieder weg und zurück zu den Soldaten reiten zu müssen, lässt ihn irgendetwas hier nicht los, hindert ihn daran, den düsteren Ort wieder zu verlassen. Ganz langsam wird er immer tiefer hineingesogen in die Mysterien, welche die beiden Frauen um ihn herum auszubreiten beginnen … wie ein Spinnennetz, aus dem er nicht so leicht wieder wird entkommen können.

Wie schon in GAIA beweist Regisseur Jaco Bouwer vom Start weg sein Talent für die Gestaltung starker, bis ins Detail durchgeplanter Visuals, die den Betrachter vielleicht nicht unbedingt gefangen nehmen, wohl aber durchgängig beeindrucken können. Perfekt komponiert, stets die Wahl des richtigen Bildausschnitts und der spannendsten Kameraperspektive im Blick habend, mit natürlicher Beleuchtung durch Kerzenlicht für eine sehr intime, aber irgendwo auch verlorene Atmosphäre sorgend. Untermalt von einem feinfühlig verunsichernden Score, verleiht dies dem Geschehen eine intensiv düstere Ausstrahlung – die dafür sorgen könnte, dass man gebannt und fortschreitend besorgt ob der finsteren Dinge, die hier dräuen, auf die Leinwand blickt. Könnte. Wenn …

… tja, wenn das Geschehen einem denn wenigstens zwischendurch Anlass zur Hoffnung gäbe, dass hier auch einmal etwas Lohnendes passieren wird. Aber abgesehen davon, dass ein Pferd erschossen wird und sich eine Handvoll sehr kurzer surrealer Bildsequenzen zwischen die Handlung stiehlt, ist das leider nicht der Fall. Ansonsten wird vor allem geredet. Ununterbrochen. Mit immer wieder denselben Wörtern, die sich um dieselben Themen drehen. Vor allem um die eiligst geplante Abreise des Adjutanten, die jedoch auf sich warten lässt. Halt: Auch über das Pferd, oder über Pferde im Allgemeinen, wird geredet. Die sind im Übrigen auch ein Thema im beim FFF vorab gezeigten Grußvideo des Regisseurs. Im Film wird nicht ganz klar, worin ihre Rolle besteht. Die Dialoge über sie, wie auch ein Großteil der sonstigen Unterhaltungen, sind allerdings auch äußerst schwer verständlich. Speziell die Hexen-Mutter (?) nuschelt derart konsequent in ihren nicht vorhandenen Bart, dass beim Publikum neben Verständnisproblemen bald auch echte Frustration, wenn nicht gar Wut aufkommen kann. Denn im Filmverlauf verstärkt sich so das Gefühl, manches einfach nicht mitzubekommen, was der gezeigten Handlung eventuell mehr Sinn verleihen würde.

Wobei es natürlich sehr gut möglich ist, dass ein solcher Sinn sich selbst mit Untertiteln nicht erschließen würde. Weil er womöglich tatsächlich nicht vorhanden ist. Denkbar, dass der Zweck des ganzen Unterfangens nur ist, uns zu hypnotisieren, um uns dann zu vorgerückter Stunde mit der einen großen Wendung in der Handlung auf dem falschen Fuß zu erwischen. Diese Wendung ist jedoch derart wenig überraschend, dass sie keinerlei Wirkung erzielen kann.

Selbst dann aber, wenn die Dialoge einmal klar verständlich sind, möchte man sie nicht unbedingt hören. Denn sie wirken gestelzt und theatralisch. Klar, es ist ja auch die Verfilmung eines Theaterstücks. Aber man hätte sie dem Medium angemessener adaptieren können. Hat man bei der Bildgestaltung ja schließlich auch getan. So jedoch strengen sie ab einem gewissen Punkt nur noch an. Und da sie eben das Herzstück des Films ausmachen, gilt das dann auch für ihn selbst: BREATHING IN entwickelt sich bei fortschreitender Laufzeit mehr und mehr zu einem zähen, fordernden, dabei kaum ausgleichende Befriedigung bietenden Düster-Kammerspiel. Obwohl atmosphärisch in Szene gesetzt und visuell über jeden Zweifel erhaben, geht einem dieses irgendwann nur noch auf die Nerven. Knappe 4 Punkte, der herausragenden Bildsprache wegen.

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