Review

Kumquatkillings

„A Place Called Silence“ ist einer der diesjährigen Chinablockbuster und gleichzeitig auch noch dortiger Skandalfilm in mehrerlei Beziehung - von den Themen wie Mobbing oder Gewaltspiralen (auch der Obrigkeiten!), die der chinesischen Zensur übel aufgestoßen sind, bis zu einem kompletten kompletten Reshoot durch Personen Non Grata. Marketing und Hype hat dieser Thriller definitiv genug, wenn auch nicht immer positiv. Dazu vermarktet der Trailer das Ganze dann auch noch recht kurzweilig, düster und slasher'ig, sodass ich definitiv Bock hatte. Herausgekommen ist ein eher aufgeblasener und überfrachteter, keinesfalls schlechter Moralkrimi der chinesigeren Sorte - über mehrere Morde und Mobbinguntaten an einer grauen, korrupten Schule…

Ich weiß, wen du letzten Sommer gemobbt hast

Seine Ambitionen und vielfältigen Themen kann man „A Place Called Silence“ nicht absprechen. Von Mobbing über häusliche Gewalt und Machtmissbräuche sämtlicher Art bis zu Verlust, Umgang mit Wahrheit und Wut, Zivilcourage. All das packt Regisseur Sam Quah in den Mixer, drückt einmal auf „sehr hochwertig und durchaus teils spannend“ - fertig ist ein Krimikomplott mit fast epischen Ausmaßen. Gute Darsteller, dichte Atmosphäre, sehr regnerisch, manchmal etwas sprunghaft und sehr viel gewollt. Durchaus schreckliche Szenen vor allem in Sachen Mobbing und Drangsalierung - aber der „Chinaüberschocker“ ist’s jetzt definitiv auch nicht. Die Story samt Wendungen ist clever, wird aber teils auch zu kompliziert ausgedehnt. Und mit Kitsch gerade am Ende muss man auch umgehen können (das ist bei mir aber der Fall und selten wirklicher Kritikpunkt). Wer also auf komplexe Thriller mit etlichen gesellschaftskritischen und moralischen Brennpunkten steht, der sollte diesen Chinahit nicht links liegen lassen. Dennoch hätte ich die „Originalversion“ auch mal gerne gesehen. 

Fazit: ausgewalztes Mobbing-Rache-Thriller-Spinnennetz aus Überraschungen, Klischees und Grausamkeiten. Verzwickt und nicht ohne. 

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