Review

I come in peace. It might change quickly.

Gefühlt 2014 oder vielleicht 2016 hat Jean-Claude Van Damme zum letzten Mal gleich zwei Filme im selben Jahr herausgebracht, im letzten Jahrzehnt jedenfalls, was auch schon als Spätphase und Art Abschiedswerk von ihm galt; kein Beispiel genommen wurde an Kollege Lundgren, der weiterhin und dies trotz diversen Krankheiten eingeschränkt die Fahne des DtV-Actionfilmes weiter oben hält, so weit oben jedenfalls, wie es die Umstände zulassen, und dies sieht nicht rosig aus und war es die letzte Dekade auch nicht. Der Belgier war zuletzt in Darkness of Man zu sichten, oder Born to Kill, wie der deutsche Verleihtitel dies 'übersetzt', irgendwann weit vorher gab es ein ähnlich, wenn auch auf andere Art und Weise gescheitertes Werk namens Kill 'Em All (2017), was eigentlich alle Voraussetzungen hatte, durchaus unterhaltsam zu werden, schon wegen des 'Stirb langsam im Krankenhaus' - Szenario, aber heillos und hilflos war, keine Dramaturgie, keine Choreografie, am Ende raus noch ein seltsamer Twist, der nun die Vorgabe für eine überraschende Fortsetzung ist:

Vor sieben Jahren: Nach einem Attentat auf einen hochrangigen serbischen Politiker auf amerikanischen Boden wird Jener mitsamt mehreren anderen Leicht- und Schwerverletzten in die Notaufnahme eines (ansonsten geräumten) Krankenhauses gebracht. Der dort anwesende, am Hinterkopf angeschlagenen Philip [ Jean-Claude Van Damme ] kümmert sich beim Eintreffen einer Killereinheit um diese, und flieht dann, nur um nach all den Jahren von Vlad Petrovich [ Andrei Lenart ], den Bruder eines der Getöteten aufgespürt zu werden. Philip, der nunmehr in Begleitung seiner Tochter Vanessa [ Jaqueline Fernandez ] ist, wendet sich zur Unterstützung an den von Interpol geschassten Agent Holman [ Peter Stormare ], der wiederum seinen Kontakt in Washington, Agent Sanders [ Maria Conchita Alonso ] informiert.

Destination Films ist hier mitverantwortlich für den späten Willkommensgruß, deren Zeichen hat man auch länger nicht gesehen, aus grauen Vorzeiten, hier als Präsentator eines vornehmlich wohl italienischen Filmes. Der Vorgänger wird kurz aufgegriffen und zusammengefasst, als Nachrichtenmeldung, als Breaking News, als Hospital Massacre, viel ist noch im Unklaren, viel ist unconfirmed. Die Rückblenden machen den Erstling wahrscheinlich besser als er ist, dringend notwendig zum Nachholen oder Wiederholen ist er nicht, schon qualitativ tut man sich damit keinen Gefallen, da gibt es Besseres aus Ära und Œuvre.

Die neue Handlung spielt dann auch gänzlich woanders, wo es schöner und wärmer ist, wo die Sonne scheint und man das Meer rauschen hört und es riecht, besser als das Siechtum übertüncht durch Desinfektionsmittel in den gleich aussehenden unpersönlichen Fluren, man spielt am Mola di Bari, und tatsächlich auch sieben Jahre später; eine erfreuliche Genauigkeit, das Halten an die reell abgelaufene Zeit. Eingangs sieht man bisschen aus wie der letzte Florentine, der Hounds of War, dies mehr als Warnung, ein Ambulanzwagen voller Söldner mit gezückten Waffen, enge Straßen, eher Gassen. Ein Ziel wurde auserkoren, Van Damme im Visier, das Foto herumgereicht zur Bestätigung, man ist im richtigen Film, die Kamera schwenkt und lenkt und schwebt nebenbei und nebenher.

Die Crew unbekannt, aber mit Mühe, nicht mit Not, man macht den schnellen Start, die Scharfschützen schon auf dem Dach, die Killer in der Nähe, Van Damme hat sie schon gespürt, die Nackenhaare sträuben sich, die Gefahr ist klar und deutlich. Ein Zweikampf noch im Café, ein toter Angreifer auf dem Vorplatz, ein rascher Tumult, ein Aktionfilm am Starten. Mit Maschinenpistolen wird gehandhabt, mit Zeitlupen und Detailaufnahmen, manches gelingt, manches misslingt, der alte Recke ist durchaus noch in Form, die Choreografie hat ihre Ideen und ihre (brutalen) Abschlüsse, manches wirkt verwackelt und insgesamt optisch geschniegelt und gestriegelt, Urlaubsbilder mit demolierten Wohnungen, eine Mischung, an die man sich erstmal gewöhnen muss.

Zuweilen ist die Dialogarbeit nichtig und sehr simpel, vom Gesagten und vom wie man es sagt, man hätte auf einiges verzichten können, die Frau als zweite Hauptrolle bspw., ein Modell und Tänzerin, schauspielerisch begabt ist sie (zudem außerhalb ihrer Muttersprache) nicht. Der Belgier spielt so wie immer, die Knochen steif, die Muskeln gestählt, aber sauer, das Alter natürlich bemerkbar, er wird auch für die Zuverlässigkeit und die Reputation engagiert und honoriert. Hier wird eine ganze Familienstruktur aufgebaut, Töchter, Cousins und Co., eine Vorgeschichte fast, eine Art Lebensgefährtin, eine Jugendliebe scheinbar usw. usf., da raschelt das Skript, “Vengeance takes patience“, Geduld ist eine Tugend, es bewegt sich hin und her, nur vorwärts nicht so richtig.

Gastspiele hat man dafür hier, richtige Auftritte, nicht wie in Darkness of Man als Taco-Käufer oder Schulleiterin, zur Geschichte gehörig, so dünn diese auch sein mag; es wird ein bisschen in der Weltgeschichte herumgewandert oder telefoniert. Einige Drohnenaufnahmen später ist ein Heist geplant, da verhielt sich die Prämisse im Original nicht bloß im Nachhinein strikter, das Kill 'Em All war konkreter und direkter; hier wird eher um den heißen Brei herumgeredet, zumindest ist der Antagonist mit seinen Silberkettchen sein Geld wert, und eine Überraschung, aus der Trickkiste der Ninjas wird serviert. Zudem scheint der Showdown schon zu Anfang des letzten Drittels zu beginnen, gibt es etwas Flucht und Verfolgung, gibt es ein Überfall auf das Grundstück des Fieslings, alles zur gleichen Zeit und alles mittendrin, eine falsche Fährte auch, wie der gesamte Inhalt, eine Vortäuschung, keine Enttäuschung, so hoch waren die Erwartungen nicht

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